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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Glück und gutes Wetter, dass sie nicht vom Himmel fielen. Wenn er auf dem Luftschiff wieder aufwachte, würde er darüber nachdenken, was als Nächstes zu tun war.
    In dieser Nacht blieb Arellya ihm fern.

10.
    Wolken folgten einander über den Himmel wie ein Regiment Schafe auf dem Marsch zum Krieg mit den Wölfen. Die Äquatorialmauer war im Norden zwar noch zu sehen, war aber doch beträchtlich kleiner geworden, seit Hethor sie zum letzten Mal in der großen Steinstadt bewusst wahrgenommen hatte. Die Mondschiene funkelte am Himmel, und Luna selbst schimmerte bleich im Blau des Tages. Das Meer unter ihnen zeigte unterschiedlich große Flächen verschiedenster Färbung, vor allem lila, grau und blau. Wenn sie sich der Küste näherten, nahm das Wasser den Grünton eines alten Einweckglases an. Ihre Höhe betrug etwa dreihundert Meter, und hier war die Luft frisch und sauber und duftete nach Salz und Sonnenlicht.
    Alles in allem war es ein prächtiger Tag. Vor allem, weil sie nicht von stummen Zauberern oder gefräßigen Schatten verfolgt wurden.
    Hethor stand am Heck des gestohlenen Luftschiffes. Einige der jungen Männer des vergessenen Volkes betrachteten ihn neugierig. Seit ihrer Flucht am gestrigen Abend hatte sich das Schiff von selbst gesteuert. Soweit Hethor es feststellen konnte, waren sie in einem weiten Bogen aufs Meer geflogen und hatten dann wieder Richtung Küste gesteuert, als der Morgen dämmerte – was einen gewissen Sinn ergab, wenn man von seinen rudimentären Kenntnissen der Meteorologie ausging.
    Es herrschte schönes Wetter, das Schiff war ordentlich getrimmt, und Hethor hatte keine Eile, neue Möglichkeiten zu entdecken, wie er sich vom Himmel stürzen konnte. Selbst wenn er gewusst hätte, wie dieses Schiff zu steuern war, so hätte er doch noch einen Kurs bestimmen müssen.
    Draußen auf dem Meer kreisten dunkle Gestalten in der Luft. Ob es sich um Möwen, Albatrosse oder etwas Größeres, Unbekanntes handelte, konnte Hethor nicht erkennen. Aber die fliegenden Kreaturen ließen ihn an Gabriel und an seine Pflicht dem Himmel gegenüber denken.
    »Ich weiß immer noch nichts über den Schlüssel der Ewigen Bedrohung«, sagte er zu den Umstehenden, »und das nach so langer Zeit und so vielen Mühen. Aber vielleicht könnte ich die Räder der Zeit finden.«
    Die Erde rotierte auf Messingschienen, einem Zahnkranz von planetarischen Ausmaßen. Der Planet verfügte über eine Rotationsachse. Das bedeutete, dass es eine Feder um diese Achse geben musste, die die Rotation antrieb. Die Achse würde natürlich an den Polen an der Oberfläche austreten.
    Hethor wusste sehr wenig über den Pol der Nördlichen Hemisphäre und überhaupt nichts über den Südpol, vermutete aber zutreffend, dass es auch dort klirrend kalt war. Aber er wusste genau, wo der Südpol lag. Die Küste unter ihnen verlief fast genau nach Süden. Wenn er die Ruderpinne des Luftschiffes finden und nach seinem Willen ausrichten könnte, würde er Richtung Süden und zum ewigen Eis steuern, das vom Grund der Welt bis zu ihrer Spitze in kalten Schichten spiegelglatt übereinander lag.
    Was bedeutete, dass er doch einen Kurs bestimmen musste, ob er den Schlüssel der Ewigen Bedrohung nun besaß oder nicht. Aber vielleicht gab es eine andere Möglichkeit, seine Mission zu erfüllen.
    Mit diesem Gedanken schritt Hethor über das Deck. Was war die Antriebskraft für dieses Luftschiff? Obwohl der Tragkörper wie ein Flügel geformt zu sein schien, gab es weder Spieren noch Segel. Er konnte auch keine Maschinengondeln wie auf der Bassett entdecken, wo die kompakten, dennoch kraftvollen Dampfmaschinen den notwendigen Antrieb erzeugten. Er ging an der Steuerbordreling entlang und bemerkte, dass der Tragkörper dem Deck wesentlich näher war als auf der Bassett . Ungefähr alle drei Meter erhoben sich schlanke Stützen, die allesamt schmaler als die robusten Masten seines früheren Schiffes waren, aufgrund ihrer hohen Anzahl aber weniger Gewicht zu tragen hatten.
    Das Deck des Luftschiffes war außerdem viel sauberer und aufgeräumter. Es gab kein Kabelgatt, keine Seile oder Wanten, die die Bassett wie ein holzbäuchiges Kampfschiff aus Admiral Nelsons Flotte hatten aussehen lassen. Hethor nahm an, dass es sich um einen weiteren Beweis handelte, dass die Segel dieses Schiffes nicht einfach verstaut worden waren.
    Er erreichte den Bug, war aber kein bisschen klüger. Also drehte er um und ging diesmal an der Backbordseite entlang. Mittlerweile

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