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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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sein, dass das Boot sich dreht oder schüttelt. Bitte sag deinen Leuten, dass es keinen Grund zur Sorge gibt.«
    »Sollten wir dem Rand fernbleiben?«
    Eine sehr praktisch gedachte Frage. Hethor hätte selbst daran denken können. »Ja, das wäre besser. Vielleicht sollten sich einige unter den Boden begeben, falls es dort einfacher für sie ist. Die anderen können hier oben in der Mitte Schutz suchen.«
    Arellya trieb ihre Kämpfer in zwei Gruppen zusammen und schickte sie an die Orte relativer Sicherheit. Hethor bemerkte, dass Salwoo oben blieb und die Experimente mit Interesse und einer Art persönlichem Stolz verfolgte.
    Also gut, dachte er. Seine eigenen Anstrengungen würden länger dauern.
***
    Er wusste viel zu wenig über die Grundlagen des Fliegens, aber dieses Luftschiff war so gebaut worden, dass jeder Matrose, der frisch aus der Ausbildung kam, es beherrschen konnte. Hethor schaffte es nach mehreren Stunden vorsichtigen Experimentierens, dass sich das Luftschiff steuern ließ und einem von ihm, Hethor, gesetzten Kurs folgte.
    Das Luftschiff war ein Wunder der Ingenieurskunst. Hethor konnte sich nicht vorstellen, dass ein britischer oder neuenglischer Ingenieur überhaupt auf die Idee käme, eine so selbstständig funktionierende Maschine zu entwerfen. Es schien ihm auch unmöglich, dass die Menschen in seiner Heimat ein solches Meisterwerk an intellektueller und mechanischer Konzeption dem zufälligen Passanten zugänglich machen würden.
    Hethor war überzeugt, dass Gabriel erneut seine Hände im Spiel hatte.
    Er konnte das Luftschiff zwar nicht landen, konnte es zumindest aber steuern. Er ließ es einen südlichen Kurs einschlagen und trat an die Heckreling. Er war nicht bereit, das Schaltpult völlig unbeaufsichtigt zu lassen, aber er musste den Ingenieuren vertrauen, die es erschaffen hatten.
    Afrika lag zu seiner Rechten unter ihm. Weißer Schaum traf auf dunkle, von Dschungeln gesäumte Strände. Das Land stieg unter dem Teppich vielschichtigen Grüns langsam an, und die feinen Geometrien aus Baumspitzen und Ranken, die ihm sein typisches Aussehen verliehen, waren Hethor immer noch fremd. In der Ferne waren Felshügel zu erkennen; ihre höchsten Spitzen bildeten einen östlichen Horizont.
    Zu seiner Linken lag der Ozean. Er nahm an, dass es sich um den Südatlantik handelte, aber den einzigen Namen, den er in der Südlichen Hemisphäre dafür gehört hatte, war der des Großen Salzflusses, den das vergessene Volk benutzte. Die unbekannten Vögel kreisten weiterhin in der Ferne, auch wenn sie nun näher und größer wirkten. Er betrachtete sie eine Zeit lang.
    Geflügelte Wilde.
    Die langgliedrigen Kreaturen mit den Körpern eines Engels hatten ihn sowohl bedroht als auch gerettet, und ihre Erscheinungen waren ein merkwürdiges Abbild von Gabriels Schönheit und Macht. Der Abt des Jade-Tempels hatte angedeutet, dass sie nicht der eigentlichen Schöpfung angehörten, sondern primitiver waren. Dienten die geflügelten Wilden Gott? Oder dienten sie einem anderen Herrn wie etwa William of Ghent?
    In diesem Moment bekam Hethor wegen seiner Unüberlegtheit, den Hexenmeister in das rotierende Messinginnere der Erde gestoßen zu haben, Gewissensbisse. Doch er beruhigte sich mit dem Gedanken, keine andere Wahl gehabt zu haben – nicht als Gefangener in einem fremden Land. Der Verräter musste seine Strafe erhalten, und Hethor hatte die Gelegenheit beim Schopfe gepackt.
    »Ich muss meine Aufgabe zu Ende bringen«, sagte er zu den fliegenden Kreaturen in der Ferne.
    Er wandte sich wieder dem Deck zu und sah die jungen Männer des vergessenen Volkes an der Reling stehen und aufs Meer hinunterschauen. Sie riefen sich gegenseitig zu, wenn eine Welle besonders hoch war oder wenn der Schatten einer Wolke über ihnen vorbeizog. Arellya hatte sich wieder den Reihen der tapferen Schar angeschlossen; daher ging Hethor zu seinem Schlafplatz zurück. Dort setzte er sich, die goldene Tafel in der Hand.
    »Das Herz Gottes ist das Herz der Welt.«
    »Solange der Mensch lebt, lebt Gott.«
    »Solange Gott lebt, lebt die Welt.«
    Er verstand nun, was die Worte sagten, aber was bedeuteten sie? Wie würde ihm diese himmlische Nachricht helfen, den Schlüssel der Ewigen Bedrohung zu finden?
    Das Luftschiff fuhr in diesem Augenblick in den Schatten einer Wolke hinein, tauchte das Deck in vorübergehende Dunkelheit und verdüsterte den Tag. Die »Bedrohung« ist da, dachte Hethor. Diesen Teil verstand er, doch den Schlüssel

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