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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Verräter der Familie ist da.«
    Hethor spähte über Faubus’ Schulter und erkannte Meister Franklin Bodean und Mister Pryce Bodean, Vater und Sohn, die seinen Blick erwiderten. Meister Bodean wirkte besorgt, während Pryces Gesichtsausdruck unaufhörlich zwischen unterdrückter Schadenfreude und bedauerndem Mitleid zu wechseln schien.
    »Nun, Junge«, sagte Meister Bodean, »wie war heute die Schule? Du kommst ein wenig spät zurück.«
    So vertraut diese Frage auch war, in dieser Situation wirkte sie unheimlich. Hethor schluckte schwer und rang nach Luft, weil Faubus ihn immer noch am Kragen in die Höhe zerrte. »Ich bin ... überhaupt nicht ... hingegangen ... Sir.«
    »Aha, und das ist noch nicht mal gelogen«, sagte Bodean.
    »Das nicht«, murmelte Faubus und funkelte Hethor aus wütenden Augen an.
    »Nein, Sir ... Ich ... lüge nicht.«
    »Und du bist ohne Erlaubnis nach Yale gegangen.«
    »Ja ...«
    »Um meinen Sohn zu sprechen.«
    Hethor nickte und rang verzweifelt nach Luft.
    »Dann heraus damit.«
    Faubus ließ Hethor zu Boden fallen; dann schlug er ihn. »Du hast gehört, was Vater gesagt hat. Wo ist sie?«
    Hethor rieb sich den Hals. »Was?«
    »Die silberne Feder, die du meinem Sohn gestohlen hast«, sagte Meister Bodean.
    »Was?« Wieder lief Hethors Gesicht hochrot an, und sein Kopf hämmerte und pochte, als wollte er jeden Moment explodieren. »Das ist meine Feder, und das weiß er!«
    »Siehst du?«, sagte Pryce leise zu seinem Vater. »Ich habe dir ja gesagt, dass er verrückt ist.«
    »Wie bist du an diese Feder gekommen?«, fragte Meister Bodean.
    »Ich ...« Hethor wusste einen Moment nicht, was er sagen sollte; dann nahm er seinen Mut zusammen. »Der Erzengel Gabriel gab sie mir letzte Nacht. Bevor sämtliche Uhren zu schlagen begannen.«
    Pryce und Faubus lachten, doch Meister Bodean wirkte einfach nur traurig. »Und du hast nicht daran gedacht, mir von dieser wundersamen Erscheinung zu berichten?«
    Hethor starrte auf seine Stiefel. »Nein, habe ich nicht.«
    »Ich werde dir diese Geschichte nicht abkaufen, Hethor. Ich kann mir nicht vorstellen, was dich dazu gebracht hat, meinen Sohn zu bestehlen, wo du doch ein so guter Lehrling bist. Aber himmlische Engel, die mit beiden Händen Schmuck verteilen, gehören ganz bestimmt nicht dazu.«
    »So war es doch gar nicht!« Wieder brannten heiße Tränen auf Hethors Wangen. Sie waren seinem Stolz geschuldet und füllten seinen Kopf mit feurigem Rotz. »Er hat ihn mir weggenommen, und die Bibliothekarin hat ihn ...«
    Hethor verstummte, doch Faubus verlangte nach einem weiteren Hieb: »Raus damit, Dieb, oder ich werde auf der Suche nach dem Ring deine Klamotten aufschlitzen, und dich gleich mit.«
    »Sie kann es bezeugen«, widersprach ihm Hethor.
    »Eine Frau«, lachte Pryce. » Und Sekretärin? Kein vernünftiger Mann würde bei einer solch wichtigen Angelegenheit ihrem Wort Glauben schenken. Ihr habt gemeinsame Sache gemacht, ist es nicht so?«
    Hethor versuchte es ein letztes Mal und blickte Meister Bodean flehend an. »Ich sage die Wahrheit ...«
    Faubus schlug ihn erneut und drehte ihm den rechten Arm auf den Rücken. »Rück die Feder raus, wenn du sie hast«, zischte sein Peiniger, »oder es wird dir wirklich leid tun.«
    Zitternd holte Hethor mit der freien Hand die Feder aus seiner Hosentasche.
    Faubus nahm sie ihm ab. »Hier ist sie, Vater, der Beweis für den Diebstahl.« Er zeigte Meister Bodean die Feder. »Soll ich die Polizei rufen, damit sie diesen Schurken ins Gefängnis wirft?«
    »Nein«, antwortete Meister Bodean bedächtig, schaute Pryce an und sah das Funkeln in dessen Augen. »Ich werde den Burschen hinauswerfen. Das ist Strafe genug. Ihr zwei macht, dass ihr rauskommt.«
    »Vater ...« Pryce berührte den alten Mann am Arm. »Bist du sicher?«
    »Der Junge ist verzweifelt.« Faubus warf Hethor einen weiteren wütenden Blick zu. »Er ist zu allem fähig.«
    »Er wird keine Stunde mehr hier sein«, sagte Meister Bodean. »Und das ohne Kampf, nicht wahr, Junge?«
    Hethor nickte unglücklich und zitterte am ganzen Körper vor Wut und Scham.
    »Raus mit euch beiden«, blaffte Meister Bodean.
    Seine Söhne verließen den Verkaufsraum – Pryce mit breitem Grinsen, während Faubus Hethor so heftig zur Seite stieß, dass er fast zu Boden stürzte. Draußen legte das Taxameter-Cabriolet einen Gang ein und huschte davon, kurz darauf gefolgt von Hufgeklapper.
    Hethor starrte Meister Bodean an, der seinen Blick erwiderte. Sie standen

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