Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
Vom Netzwerk:
Er erklärte, der Hai sei ein Großvaterkrokodil, das in den Tiefen des Großen Salzflusses lebte. Das vergessene Volk ließ ihm seinen Willen, barg die beiden jungen Männer und brachte gleichzeitig so viele Fische nach oben, dass es an diesem Abend genügend zuckende, silberne Meereslebewesen für ein großes Festmahl gab.
***
    Die Tage vergingen, und sie ließen Afrika hinter sich. Die Küstenlinie, die bisher immer zu ihrer Linken gelegen hatte, verlief nun südöstlich. Hethor steuerte das Luftschiff in diese Richtung. Ihm war wohler, dem Kontinent und seiner Küste zu folgen, als über das offene Meer zu fliegen. Ginge dem Luftschiff der Treibstoff aus oder würden Stürme es in die Tiefe zwingen, wäre eine Landung auf dem Festland einer Wasserung aus offensichtlichen und überzeugenden Gründen vorzuziehen.
    Allerdings bot der Ozean ihnen Nahrung in Hülle und Fülle. Ein paar Tage nach Kikiowos Versuch, den Hai an Bord zu bringen, schaffte es eine Gruppe der jungen Männer zusammen mit Hethor, ein kleineres Exemplar nach oben zu hieven. Er zappelte auf den Decksplanken, schnappte und biss eine ganze Weile um sich. Die Steaks waren köstlich.
    Während sie nach Süden flogen, wurde das Land unter ihnen immer trockener und trostloser. In der Brise lag nun ein anderer Duft. Die Gerüche des Dschungels verflüchtigten sich und wurden immer mehr vom Geruch trockenen Grases verdrängt, bis der Duft salziger Erde ihn übertünchte. Hethor sah nur wenige Dörfer und gar keine Städte; auch ein Feuerschein in der Nacht war ein seltener Anblick. Am sechsten oder siebten Tag verschwanden die letzten Spuren von Besiedlung. Malgus hatte recht gehabt, dass die Südliche Welt eine Art Paradies sei, zumindest, wenn man das Paradies als eine vom Menschen unberührte Natur verstand.
    Das Einzige, was diese Idylle störte, war die Tatsache, dass Mitternacht jeden Tag später kam. Die Räder der Zeit versagten immer schneller, während Hethor sich mühte, gen Süden zu fliegen.
    Des Nachts kam Arellya in seine kleine Kabine und vertrieb für ein paar Stunden seine Sorgen. Sie erkundeten einander mit ihren Händen, Herzen und Zungen. Das war Hethors Verständnis vom Paradies – eine liebevolle Partnerin, die ihren Körper mit seinem teilte. Er bedauerte, dass das vergessene Volk kein Wort für Liebe kannte, denn er wollte Arellya das drängende Gefühl der Wärme in seiner Seele erklären, das Verlangen, das ihn praktisch nie verließ und den Stolz, der ihn mit jedem ihrer Worte und jeder ihrer Taten erfüllte.
    Eines Nachts flüsterte er: »Ich liebe dich.« Er verwendete ein Wort aus ihrer Sprache, das zum Ausdruck brachte, dass man Papaya einer Guave vorzog.
    »Mmm ...«, hatte sie zu seinen streichelnden Händen gesagt. »Du schmeckst auch gut.«
    »Nein, nein. Mein Herz tut weh. Wegen dir.«
    »Dann solltest du einen Tee aus der Rinde des Fieberbaums trinken. Vielleicht hat einer der jungen Männer auf seinem Boot etwas davon mitgebracht.«
    »Es ist nicht diese Art Schmerz.«
    »Was für ein Schmerz ist es dann?« Sie kicherte. »Du versuchst doch nicht schon wieder, etwas aus deinem Volk zu erklären?«
    »Doch ...«
    »Du kannst mir alles sagen, was zu meinem Volk gehört. Dein Volk aber lebt auf der anderen Seite der Mauer. Lass es dort, damit du eines Tags mit deinen eigenen Worten dorthin zurückkehren kannst, unversehrt und unverändert.«
    Doch Hethor rechnete nicht mit einer Rückkehr. Wenn er dank der Gnade Gottes und mit der Hilfe des Erzengels Gabriel diese Reise zur Antriebsfeder der Welt überlebte, wollte er bei Arellya bleiben. Er beschloss, eine Zeit lang ihrer und seiner Sprache zu entsagen und ihr die Tiefe seiner Zuneigung auf eine verständlichere Art zu beweisen.
    Als Hethor die abendlichen Freuden durch die alltäglichen Sorgen ersetzte, indem er das Deck betrat, war es Salwoo, der das letzte große Problem ihrer Reise in eine fast überbordende Freude verwandelte. Hethor hielt sich in der Bordküche auf, um die Wasserfässer zu inspizieren, und überlegte gerade, ob er den Mut aufbrächte, das Luftschiff am nächsten Fluss zu landen, auf den sie an der zunehmend trockenen Küste trafen, als Salwoo zu ihm kam.
    »Ich habe die Titten des Bootes gefunden«, verkündete er. Sein Grinsen war noch breiter als sonst. Er hob die Hände und tat so, als quetschte er seine Brüste, wobei er Hethor anzüglich zuzwinkerte.
    Hethor stieg die Schamesröte ins Gesicht. »Ich ...«, setzte er an, doch Salwoo hob

Weitere Kostenlose Bücher