Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring
Schweigen gebietend die Hand. »Komm mit, Bote.«
Hethor folgte ihn nach achtern den Gang entlang. Der junge Mann trug eine der kleinen Laternen des Luftschiffes und erhellte den Weg vor ihnen. Sie kamen zu einer Art Schrank in einem der Stauräume, den Salwoo bei einem seiner ersten Rundgänge untersucht hatte. Er hatte die Werkzeuge und Hölzer herausgeholt und eine kleine Luke im Boden entdeckt, die Hethor übersehen hatte.
»Das Schiff der Lüfte«, sagte Salwoo, »hat mehr Formen, als diese Hütten im Inneren uns zeigen. Also habe ich genauer nachgesehen.«
Hethor schaute nach unten. Wo bei einem normalen Schiff die Bilge und der Ballast gewesen wären, gab es hier einen Hohlraum.
»Schau«, sagte Salwoo, schob Hethor sanft zur Seite und sprang nach unten. Der freie Raum reichte beinahe aus, um den jungen Mann aufzunehmen. Das Licht von Salwoos Laterne ließ an der Backbordseite mehrere seltsam aussehende Absperrhähne erkennen. Er setzte die Laterne ab, öffnete einen Absperrhahn und ließ eine Flüssigkeit in seine Hand spritzen.
Einen verstörenden Moment lang dachte Hethor, Salwoo würde Öl neben einer offenen Flamme entnehmen. Zu Hethors Entsetzen trank Salwoo die Flüssigkeit, aber nichts geschah.
Nach einigem Zögern beugte Hethor sich in die Dunkelheit hinunter und schöpfte die Flüssigkeit mit der hohlen Hand. Sie roch nach nichts und war ein bisschen trüb. Als er sie an die Lippen führte, erwies sie sich als Wasser, das trinkbar zu sein schien.
»Wasser«, sagte Salwoo. »Aus diesen Titten. Ohne Geschmack. Es muss Wasser für den Boten sein. Das vergessene Volk würde solches Wasser nicht gutheißen.«
Als Hethor die verlegten Rohre und Behältnisse am Boden des Rumpfes betrachtete, wurde ihm klar, dass dieses merkwürdige Wasser mit den geheimnisvollen Maschinen verbunden war. Entweder wurden sie von Wasser angetrieben, oder sie schieden Wasser als Antriebsstoff aus. Keine von beiden Erklärungen erschienen Hethor wahrscheinlich, aber er hatte keine bessere Theorie zur Hand.
»Jetzt habe ich weniger Sorgen«, sagte er. »Und du bist mein Held, Salwoo.«
Diese Nacht gab es an Deck ein Festmahl. Da sie nun aus der Kombüse mit reichlich Wasser versorgt waren, hatten sie zum ersten Mal einen Eintopf aus einer Fischsuppe eingekocht. Hethor fragte sich, ob sie durch die Wasserentnahme die Reichweite oder den Treibstoffvorrat des Luftschiffes gefährdeten, aber alles wies darauf hin, dass das Schiff für lange Reisen konzipiert worden war, ohne einen Hafen ansteuern zu müssen. Längere Reisen, als die Bassett oder eines ihrer Schwesterschiffe in der Nördlichen Hemisphäre hätten unternehmen können.
Das vergessene Volk sang und tanzte an Deck. Die geflügelten Wilden waren ihnen näher gekommen, vermutlich angelockt vom Essen oder dem lautstarken Fest. Hethor beobachtete, wie sich das Mondlicht auf dem Meer spiegelte. Er konnte im schwachen nächtlichen Wellengang sogar den dünnen goldenen Faden der Erdumlaufschiene erkennen; die noch schmalere Mondschiene jedoch war nicht zu sehen. Arellya genoss Hethors Umarmung, während sie mit schlanken Fingern durch sein Haar fuhr.
»Ich denke, wir werden es bis zum südlichsten Ort der Welt schaffen«, sagte Hethor zu ihr. »Da Salwoo das Wasser gefunden hat, scheint mir das Luftschiff nun sicher zu sein.«
»Bote«, sagte Arellya förmlich, »wir alle haben unser Leben schon hinter uns gelassen. Deine Welt ist nun unsere Welt. Ich freue mich auf den Süden.«
»Ich danke dir. Aber es gibt eine Tradition bei meinem Volk, die ich uns nahebringen möchte.«
Sie drängte sich an ihn. »Einige deiner Traditionen haben sich als anpassungsfähig erwiesen.«
Das waren keine Traditionen, dachte Hethor, eher Improvisationen. Dennoch verstand er, was sie meinte und auch das Kompliment, das sie ihm gemacht hatte. »Unser Boot der Lüfte braucht einen Namen.«
»Wirklich? Wir geben unseren Kanus niemals Namen.«
»Wir schon«, sagte er. »Darf ich es nach dir benennen?«
Sie lachte. »Nein, darfst du nicht. Mein Name gehört mir. Du darfst ihn nicht einem großen Vogel geben, der nicht einmal der Natur entstammt.«
»Oh.«
»Hast du noch einen anderen Vorschlag?«
»Wir benennen Boote oft nach Menschen, aber da wir uns auf eurer Seite der Mauer befinden, werde ich eure Traditionen befolgen. Ich glaube, wir sollten es Herz Gottes nennen.« Pryce und seine Kumpane hätten Hethor für diese Blasphemie durch ganz Connecticut gejagt, aber hier in der
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