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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Ankerspill. Dann ließen sie ein dickeres Seil zusammen mit dem ersten herunter und arretierten es in einer riesigen Winde. Zusammen mit den Männern auf dem Mast brachten sie die Bassett an ihren Ankerplatz. Eine Sturmleiter wurde vom Deck zum Mast verbracht; die Männer am Mast befestigten die Leiter, salutierten und begannen den Abstieg von ungefähr fünfzig Metern hinunter zum Wasser, wo ein kleines Ruderboot am Mastfuß angebunden war.
    Hethor ging zur Reling und blickte in die Tiefe. Violette und blaue Flecken zeichneten sich im glasgrünen Wasser ab. Korallen?, fragte er sich. Schlanke Umrisse glitten über den hellen Grund. Ob das Haie waren?
    Der Bootsmann pfiff erneut, diesmal eine andere Tonfolge. Eine Gruppe Matrosen sammelte sich hastig in der Mitte des Schiffes. Zwei Mann stellten ein kleines Sonnensegel auf, während Hethor verzweifelt Lombardo und die Decksdivision zu finden versuchte, um sich ihnen anzuschließen.
    Wenige Sekunden später war die Mannschaft in Reihe angetreten und stand schweigend da. Drei Männer in sauberen blauen Offiziersuniformen traten vor und stellten sich unter das Sonnensegel. Hethor hatte sie nie zuvor gesehen, aber da der Mann in der Mitte zahlreiche Goldlitzen trug, musste es sich um Kapitän Smallwood handeln.
    »Achtung, stillgestanden!«, rief der Mann mit den wenigsten Goldlitzen. Hethor nahm an, dass er einer der höheren Unteroffiziere war, aber da er die verschiedenen Ränge erst noch kennenlernen musste, wusste er nur, dass jeder auf dem Schiff im Rang über ihm stand. »Allgemeine Musterung der Schiffsbesatzung ist befohlen. Ihrer Kaiserlichen Majestät Luftschiff Bassett , unter dem Befehl von Josiah Smallwood. Da wir uns in einem freundlichen Hafen befinden, ist Freiwache erlaubt. Bootsleute und Offiziere werden die Wachen einteilen. Das Schiff wird übermorgen zu vier Glasen der Vormittagswache wieder abheben.« Er hielt inne und sah sich um. »Strafappell steht an. Matrose Jacques, treten Sie vor!«
    Oje, dachte Hethor. Er hatte die Peitschenhiebe fast schon vergessen.
    Lombardo trat gemeinsam mit ihm vor. Der Bootsmann packte Hethors Handgelenke von hinten und führte ihn zu einem Pfosten, der neben dem Vorzelt stand. Schnell wurde ein Seil hochgeworfen, die Hände nach vorne und nach oben gezogen, über seinen Kopf, und seine Schultermuskulatur gestrafft.
    »O Gott«, flüsterte Hethor, »erspare mir diese Schmerzen.« Angstschweiß rann ihm über den Körper, seine Beine zitterten, und schreckliche Furcht hatte Besitz von ihm ergriffen. Er hatte in New Haven gesehen, wie Menschen ausgepeitscht wurden – Diebe, Huren, missratene Lehrlinge. Das Ausmaß ihres Leidens hatte ihn überwältigt. Fleisch, das in Streifen geschnitten war, Blut, das ihren entblößten Rücken hinunterströmte, unerträgliche Schreie, mit denen sie ihre Schmerzen und ihre Angst zum Ausdruck brachten, während die Menge Obst und Steine nach ihnen warf und Schüsseln voller Salzwasser über sie goss.
    Hethors Schultern verspannten sich noch mehr und drohten aus den Gelenken zu springen, als jemand ihm sein Hemd herunterriss.
    »Für das Vergehen, einen Offizier geschlagen zu haben, wird Matrose Jacques zweimal zwölf Schläge erhalten«, verkündete der Unteroffizier mit gelangweilter Stimme. »Das wird ihm eine Lehre sein. Decksoffizier Lombardo, vollstrecken Sie das Urteil.«
    Es folgte ein Moment der Stille. Eine verführerisch kühle Brise blies über Hethors nackten Rücken. Das erste Aufklatschen der neunschwänzigen Katze wurde vom schnappenden Geräusch des Leders und einem plötzlichen, wahnsinnigen Schmerz begleitet, der sich wie Feuer durch sein Fleisch fraß.
    »Eins«, brüllten die versammelten Matrosen, während Hethor darum kämpfte, seine eigenen Schreie zu unterdrücken.
    »Zwei.« Er biss sich auf die Zunge. Sein Mund füllte sich mit Blut.
    »Drei.« Hethors Rücken fühlte sich an, als würde das Feuer Blasen auf seinem Rücken werfen.
    »Vier.« Er schrie und wäre zusammengebrochen, wären seine Handgelenke nicht über seinem Kopf angebunden gewesen.
    »Fünf.«
    Und weiter, bis die Welt nur noch aus dem grellen, blendenden Licht seiner Schmerzen bestand, während sein Blut auf das Deck zu seinen Füßen rann und vor seinen Augen zu einem verwirrenden roten Kaleidoskop verschwamm. Als vierundzwanzig Schläge erreicht waren, war Hethor nichts mehr geblieben außer dem bitteren, kupfernen Geruch des Bluts und des Salzwassers unter ihm. Der Schmerz hatte sich wie

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