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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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auf halber Höhe ihrer Kletterpartie vorbeikamen. »Sie sorgen dafür, dass die Gaszellen getrimmt und im Gleichgewicht bleiben.«
    Bald schon erreichte der Hauptmast den oberen Rand des Tragkörpers. Eine hölzerne Luke war am unteren Ende einer kleinen Plattform eingelassen. Hethor hielt kurz inne, um sich die Luke anzuschauen. Sie schwang nach unten, was ungewöhnlich war, denn die meisten Luken schwangen nach außen auf das Deck. Außerdem war die Luke kleiner als üblich und maß nur gut einen halben Meter im Quadrat. Zu beiden Seiten befanden sich kleine Entlüftungslöcher, die mit Guttapercha oder Kautschuk verschlossen waren.
    »Gibt es hier oben ein Windproblem?«, fragte er de Troyes.
    »Gut mitgedacht, Matrose. Was kannst du mir über diese Ventile sagen?«
    »Ähem ...« Hethor starrte sie einen Augenblick an. Die Entlüftungslöcher oder Ventile waren so konstruiert, dass sie Luft entweichen lassen konnten, ohne dass jemand Hand anlegen musste. Es gab weder Absperrhähne noch Hebel. »Gas«, sagte er. »Wasserstoff. Hier wird Wasserstoff abgelassen.«
    »Richtig. Schlechte Luft bringt dich um. Gib beim Klettern immer acht. Wenn du dich schwach oder schwindlig fühlst, steig sofort wieder runter und hol den Wachhabenden der Wasserstoffdivision.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    Nachdem er noch einen Moment auf weitere Anweisungen gewartet hatte, löste Hethor die Seile, die die Luke sicherten – hier oben gab es keine Metallriegel –, und ließ sie vorsichtig nach unten gleiten. Lederscharniere quietschten. Der Wind, der an der Öffnung vorbeipfiff, roch nach frischer, sauberer Luft. Als er hinaufsah, kniff er die Augen zusammen und entdeckte Wolken in verwaschenen Grautönen.
    Er kletterte auf eine Plattform, etwa anderthalb Meter breit und zweieinhalb Meter lang. Die Luke befand sich fast genau in der Mitte. Im Gegensatz zum Hauptdeck konnte man hier kaum von einer Reling sprechen, sondern nur von einem Rand, der sich um die gesamte Plattform zog und ungefähr einen Meter hoch war. Er enthielt mehrere Haken und Klammern für Haltestangen. Hethor war nicht bereit, an einem solchen Ort aufrecht zu stehen, also kauerte er sich hin.
    Der Wind zerrte an ihm, während er sich umsah, um die Anordnung der Plattform besser zu verstehen. Der Tragkörper fiel zur Linken und Rechten ab; ein schmaler Laufsteg ohne Reling war das Rückgrat des Schiffes. Die Rundung des Tragkörpers schien eine Einladung zum Sprung zu sein, langsam darauf entlangzurutschen, immer schneller werdend, bis man nur noch die freie Luft unter sich hatte und ins Meer stürzte. Wie tief man wohl fiele? Fünfhundert Meter? Tausend?
    Hethor bemerkte, dass er – abgesehen von vorn und hinten – freien Blick auf den Horizont hatte. Hier oben zu sein, ohne ein Geländer oder eine Sicherung, ging ihm zwar an die Nieren, lähmte ihn aber nicht.
    Damals in New Haven hatte er sich so etwas niemals vorgestellt. Gabriel hatte ihn auf eine außergewöhnliche Reise geschickt, die die unerträglichen Rückenschmerzen fast schon wettmachte.
    »Wir gewinnen an Höhe«, sagte de Troyes, als er auf die Plattform kletterte und sich im Schneidersitz niederließ. »Wir versuchen hoch genug zu steigen, um den herannahenden Sturm abzuwettern. Wenn ein Luftschiff zu niedrig fliegt, kann es ins Wasser getrieben werden. Oh, und willkommen im Navigatorennest.«
    Hethor betrachtete den leicht bewölkten Himmel. Dunklere Wolken sammelten sich in der Ferne. »Ist das Südosten?«, fragte er.
    »Ungefähr. Was kannst du mir sonst noch sagen?«
    Sie hatten keine Instrumente mitgebracht. De Troyes wollte Hethors Ausbildung, seinen gesunden Menschenverstand und seine Beobachtungsgabe auf die Probe stellen. Wie hätte sich Bibliothekarin Childress diesen Ort, diesen Himmel angesehen?, fragte er sich. »Da sind Haken, um uns bei stürmischerem Wind anzubinden«, sagte er. »Haltestangen für die Instrumente. Ich nehme an, es werden Stangen zum Einsatz kommen.«
    »Holzstöcke, um genau zu sein. Eine Metallstange durch den Tragkörper nach oben zu bringen wäre nicht so geschickt.« De Troyes stieß den Rand der Plattform mit dem Fuß an. »Diese Bretter lassen sich öffnen, das ist unser Stauraum. Da drin sind Seile, Stöcke und ein paar Messingketten. Eine deiner Aufgaben wird es sein, dafür zu sorgen, dass alles Notwendige jederzeit vorhanden und einsatzfähig ist. Manchmal rutscht uns ein Seil über den Rand.«
    Manchmal rutscht uns ein Navigator über den Rand, dachte

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