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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Hethor starrte nach oben und fragte sich, wo die Leute, die sie errichtet hatten, geblieben waren.
    »Ein senkrechtes, hölzernes London«, pflichtete Wollers ihm bei.
    »Ich frage mich, ob wir auf der richtigen Höhe sind«, sagte Hethor. »Gordons Truppe könnte dieses riesige Labyrinth überall durchquert haben. Es ist fast so, als würde man in der Innenstadt New Havens nach einem einzelnen Mann suchen.«
    Wollers und Hethor musterten die senkrechte Fläche vor ihnen und hofften auf ein Zeichen oder einen Hinweis, dass britische Soldaten hier entlanggekommen waren.
    »Dort.« Hethor deutete auf einen Punkt, der etwa dreißig Meter über ihrer momentanen Position lag. »Diese dunklen Streifen vor der hellen Palisade. Jemand hat dort Kochfeuer angezündet, vor nicht allzu langer Zeit. Wir sollten dem Kapitän einen Läufer schicken.«
    Bibliothekarin Childress hätte es auch nicht besser feststellen können, dachte Hethor in einem kurzen Moment aufrichtigen Stolzes.
    Wollers ließ den Befehl weitergeben, während Hethor auf seine Markierung starrte. Das Luftschiff flog vorsichtig höher, und jeder Zentimeter war eine Qual. Seine Bewegungen glichen denen einer an Arthritis erkrankten alten Dame.
    Die Architektur war beeindruckend. Ganze Wälder hatten dieser Stadt weichen müssen. Hethor wurde sich bewusst, dass dies ein Ort war, wo eine Spezies wie die geflügelten Wilden bequem leben konnte. Aus Ehrfurcht wurde schnell Furcht. Eintausend Wilde könnten sich auf die Bassett stürzen und ihnen so lange zusetzen, bis sie unten in den Schatten aufschlugen und starben.
    Ein Warnschuss wurde abgefeuert. Der laute Knall schreckte Vogelschwärme und Fledermausscharen auf. Wie dunkle Wolken erhoben sie sich aus den Wäldern innerhalb der Stadt.
    Hethor biss sich auf die Zunge, um nicht vor Angst aufzuschreien, als Millionen flatternder Flügel die Luft um die Bassett erfüllten, wie Hunde, die vor den Jägern auf Pirsch gehen.

5.
    Die mittschiffs versammelten Marineinfanteristen eilten an die Reling. Ihre Karabiner krachten, als sie blindlings in die Vogel- und Fledermausschwärme feuerten, die den Himmel um die Bassett verdunkelten wie der Rauch einer brennenden Stadt.
    »Sofort das Feuer einstellen!«, rief Kapitän Smallwood, als er auf das Poopdeck zurückkehrte.
    Offiziere und Unteroffiziere auf dem Schiff gaben den Befehl weiter, und die Marineinfanteristen befolgten ihn umgehend. Ihr Oberleutnant rannte ihre Reihen auf und ab und beschimpfte sie. Die aus geflügelten Wesen bestehenden Wolken um die Bassett lösten sich auf, als die Tiere nach oben flogen, um friedlichere Schlafplätze aufzusuchen.
    Wollers blaffte die Steuerleute und die Männer der Reeperdivision an, damit das Luftschiff nicht die Stadtmauern rammte, die sie mittlerweile umgaben. Hethor blickte über die Heckreling auf den blauen Himmel und den funkelnden Ozean hinter ihnen. Die Küste Guineas war nur noch eine ferne dunkle Linie, die am Horizont zu verschwinden drohte.
    Ehrlicher, solider, beruhigend waagerechter Erdboden hatte seinen Platz mit der senkrechten Mauer getauscht.
    Hethor drehte sich wieder zur Stadt um. Aus nächster Nähe wirkte sie viel kunstvoller, als er ursprünglich gedacht hatte. Leitern und Treppen führten in die Höhe und verbanden Laufgänge und Brücken miteinander. Eine ganze Nation hätte sich hinter diesen hölzernen Mauern und Wandschirmen aus Schilfmatten verstecken können.
    »Bambus.« Kapitän Smallwood starrte nachdenklich auf die Unermesslichkeit der Stadt. »Der Stahl der Chinesen.«
    Hethor verkniff sich eine Frage, denn der Kapitän hatte nicht mit ihm gesprochen. Dann aber drehte Smallwood sich um und starrte Hethor an, als wäre dieser einer der Menschenaffen, den sie bei der Nahrungssuche an Bord gehievt hatten. »Sie sind kein Malgus«, sagte Smallwood, »nicht einmal ein de Troyes, möge Gott seiner Seele gnädig sein. Aber Sie sind nun mal das, was wir haben. Sind Sie bereit, sich dem Landungstrupp anzuschließen?«
    Ein Kapitän, der ein Mannschaftsmitglied nach seinen Wünschen fragte? Hethor hätte kaum überraschter sein können, hätte Smallwood sich Flügel hätte wachsen lassen und wäre vom Deck gesprungen, um sich den geflügelten Wilden anzuschließen. »Ich ... Sir«, begann er, hielt dann aber inne. Wollte er die Bassett verlassen? Er hatte Angst vor den Bronzewaffen und den langen, sehnigen Armen der geflügelten Wilden, aber irgendetwas an diesem Ort erweckte in ihm die Sehnsucht eines

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