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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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mussten. Zwei von McCurdys Männern hatten sich mit selbstgebastelten Signalflaggen ins Freie begeben – Blätter, an Stöcken befestigt. Sie setzten eine Reihe von Signalen in einem Boas unbekannten Code ab. Nach wenigen Augenblicken ließ das Luftschiff eine Reihe farbiger Flaggen herab.
    »Sie landet«, sagte Harrow, als er neben ihnen stand.
    »Dies wird eine unangenehme Angelegenheit«, meinte McCurdy. »Selbst wenn sich Seekadett Longoria auf unsere Seite schlägt.«
    Die Erinyes kam nur langsam herab, denn sie musste sich mit Motorkraft nach unten zwingen. Sie müsste bei nächster Gelegenheit Wasserballast aufnehmen, aber sie konnte es nicht an Bord pumpen. Er fragte sich, wie viel Treibstoff Leutnant Ostrander durch seine Hin- und Herfliegerei in letzter Zeit verbraucht hatte.
    Nicht dein Problem, mein Junge , knurrte die Stimme al-Wazirs in ihm.
    Schließlich ließ sie ihre Leinen herab. Gestrandete Luftmatrosen von beiden Schiffen rannten hin, um das Luftschiff zu sichern und näher zu verholen. Boas brachte seine eigene, beachtliche Kraft ein, um das Schiff an einem großen Mahagonibaum am Rand der Lichtung festzumachen. Weitere Leinen wurden herabgelassen – mit Knoten versehen, um an ihnen hinaufzuklettern und eine geschickt verwickelte Seilschlinge, mit der Lasten nach oben gebracht werden konnten.
    Jemand lugte über die Reling. Boas erkannte die piepsende Stimme von Seekadett Longoria, der zu ihnen hinunterrief: »Bootsmann McCurdy, kommen Sie bitte an Bord.« Es schwang eine Spur von Panik in der Stimme des jungen Manns mit, die selbst das Stottern der Triebwerke nicht zu übertönen vermochte.
    McCurdy kämpfte sich das Seil hinauf wie ein Ertrinkender, der nur darauf hoffte, den Wellen entkommen zu können. Boas folgte ihm zügig, denn wenn der Bootsmann ihn als Offizier an seiner Seite haben wollte, dann würde er sich auch entsprechend verhalten.
    Gashansunu
    Sie betrat die Schweigende Welt, ohne sich zu bewegen, nur um sich einen Platz zwischen den verworrenen Schatten und dunklen Nuancierungen der Macht zu suchen, die den Nördlichen Propheten in seiner Wohnstätte umgaben. Ihr wa war immer noch erregt, aber nicht mehr so sehr wie zuvor. Es huschte wie eine Mondmotte in einer besonders schweren Nacht umher.
    Der Ausblick hier war so anders als in der Stadt. Dieser Hethor wurde nicht von den mächtigen Schatten der Vergangenheit umschwärmt, wie es zu Hause der Fall war. Stattdessen schien sein schützendes Bollwerk aus ihm selbst und seiner Umgebung herzurühren. Ihr wurde klar, dass seine Sichtweise, sie als das Werk seines Gottes zu verstehen, durchaus verständlich war. Er verfügte nur über diesen einen Blickwinkel auf die Welt.
    Das vergessene Volk zeichnete sich hier als wilder Energiestrom ab. Klein wie Tiere, aber leuchtend hell wie Menschen. Die Hauspriester hatten bereits vor langer Zeit festgestellt, dass sich die kleinen Stammesangehörigen in ihrem Wesen auf halbem Wege zwischen dem Tierreich und der Welt der Menschen befanden; sie waren das lebende Beispiel für ein Experiment, an dem sich die Welt versucht hatte, bevor sie sich auf die wahren, zukünftigen Formen festgelegt hatte. Die Mauer wimmelte von wundersamen Wesen, von denen sich einige im Rahmen dieser Welt außerhalb ihrer Zeit befanden. Das vergessene Volk war einfach in den Dschungel hinabgestiegen, anstatt zwischen den Felsen im Nebel sein Dasein zu fristen.
    Gashansunu achtete aufmerksam auf Paolina. Das Mädchen hatte erschreckend schnell gelernt. Hethor schien zu glauben, dass das Gerät in ihrer Hand von größter Bedeutung sei, aber Gashansunu machte sich viel größere Sorgen um den wachen Geist, der wie ein loderndes Feuer in ihr brannte. Die Hexenmeisterin schlief nun in der Schattenwelt in einer Hängematte, die ihr auch in der Schweigenden Welt dazu diente, sich emporzuheben.
    Die Hauspriester und Kreismagier und Hexenmeister ihrer Stadt waren komplizierte Frauen und Männer, mit denen der Umgang schwierig war. Diejenigen, die Jahrzehnte damit verbracht hatten, Erkenntnisse zu sammeln, waren darüber zu vielschichtigen Wesen geworden, deren wahrer Kern nicht mehr zu entdecken war. Paolina aber war das genaue Gegenteil – sie bestand nur aus ihrem Kern. Dieses Mädchen brannte praktisch lichterloh: ein Feuer, genährt durch den Zorn der Gerechten, die den Zustand der Welt bedauerten. Ihre Macht jedoch hatte sie eng um sich gewunden.
    Das machte es nicht leichter, sie zu verstehen. Ganz im Gegenteil wurde

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