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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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wenn auch brutalen Eleganz entbehrte. Allerdings änderte das wenig an seiner Zwangslage. »Wie werden Sie das Unterseeboot finden, wenn es sich unseres Zugriffs bereits entzogen hat?«
    »Das ist die Aufgabe unseres Bibliothekars.« Wu bedachte ihn mit einem raubtierhaften Lächeln. »Sie sind ein gebildeter Mann. Sie werden herausfinden, welchen Kurs Kapitän Leung mit seinem Schiff vermutlich eingeschlagen hat. Wir werden diesem Kurs so weit folgen, wie es uns möglich ist.«
    Wang erkannte seine Chance. »Ich soll dies herausfinden, während ich an einen Stuhl gefesselt bin, verletzt und misshandelt? Sie können mich nicht gleichzeitig zum Sündenbock und zum Navigator dieser Expedition machen. Wählen Sie eine Rolle für mich aus, und ich werde sie spielen.«
    »Welche würden Sie bevorzugen?«
    »Bringen Sie mich zu Ihrem Kartenraum.«
    Kitchens
    Er wühlte sich durch die Dokumente, bis er Ottweills Bordbuch entdeckte, in dem die katastrophalen Ereignisse der ersten Tage vor Ort beschrieben wurden und das auch von dem anschließenden Angriff berichtete, der das Lager vernichtet hatte.
    Was Kitchens nicht entdecken konnte, war auch nur die geringste Erwähnung von Angus Threadgill al-Wazir. Als ob der riesige Schotte niemals existiert hätte. Die Berichte der Notus hatten ihn definitiv hier ausgemacht, denn er hatte mit Kapitän Sayeed gesprochen und die Lagerverteidigung organisiert. Doch irgendwann innerhalb der acht Wochen zwischen dem Abflug des unglücklichen Luftschiffs vom Tunnellager und dem Tag seines Untergangs war al-Wazir nicht nur aus dem Lager verschwunden, sondern offensichtlich auch aus den Berichten getilgt worden.
    Kitchens ging das Expeditionslogbuch noch einmal durch und sah sich den Zeitraum genauer an, in den der Besuch der Notus fiel. Er musste feststellen, dass das Papier an mehreren Stellen abgeschabt und dann überschrieben worden war.
    Ottweill hatte sowohl al-Wazir als auch Boas komplett aus seiner Geschichte getilgt. Jetzt wünschte sich der Sonderbeauftragte, er hätte länger mit dem Messing sprechen können.
    Die Tür der kleinen Hütte wurde aufgestoßen. Ottweill stand im Türrahmen und war am ganzen Körper von grauem Gesteinsstaub überzogen, abgesehen von den helleren Stellen, die seine Maske und Schutzbrille hinterlassen hatten. »Die Revisoren der Queen suchen offensichtlich mein kleines Projekt auf«, stellte er in seinem gebieterischen Tonfall fest. »Bitte, machen Sie es sich ruhig zwischen meinen Habseligkeiten und den vertraulichen Unterlagen gemütlich.«
    »Ich glaube, das habe ich bereits«, sagte Kitchens sanft. Er wusste, dass es keinen Sinn ergab, sich mit diesem Mann auf einen Streit einzulassen.
    »Den Whiskey haben Sie auch schon gestohlen? Sie würden mich sicher leertrinken.«
    »Nein, danke. Ich ziehe es vor, während der Arbeit nicht zu trinken.«
    Ottweill starrte ihn einige Sekunden zu lange an. »Ich arbeite immer. Wenn ich dann nicht trinken kann, wann sonst?«
    Der Doktor war wie immer streitsüchtig, aber Kitchens wurde schnell klar, dass sich das nicht gegen seine Person richtete. »Meine Männer, sie sterben«, sagte Ottweill.
    »Ich habe Ihre Liste gesehen.«
    »Wir sind hier unter der Erde sicherer, aber der Wahnsinn greift sie sich, einen nach dem anderen. Ich kann viele von ihnen schon nicht mehr dazu bringen, an die Oberfläche zurückzukehren und Ausfälle zu machen.«
    Kitchens beugte sich vor. »Wo ist al-Wazir?«
    »Pah.« Der Doktor machte mit seiner freien Hand eine abschätzige Geste. »Er ist weggelaufen. Feiger Narr. Hatte Angst, zu viel Angst.«
    Al-Wazir war sicherlich einiges, und nicht alles davon war gut, aber er war definitiv kein Feigling. »Sein Name steht nicht in Ihren Expeditionslogbüchern.«
    »Sie haben meine Logbücher gelesen?« Selbst im schwachen, flackernden Licht war zu erkennen, wie Ottweill hochrot anlief.
    »Natürlich habe ich das«, sagte Kitchens entschlossen, um dem Wutausbruch des Doktors zuvorzukommen. »Ich bin hier, um den Fortschritt Ihrer Expedition zu beurteilen. Wo sonst sollte ich nachsehen, wenn nicht in den Logbüchern? Interessanterweise habe ich nicht den geringsten Eintrag zu dem Mann gefunden, der Ihre Sicherheit garantieren sollte.«
    »Und was für einen Dienst er mir damit erwiesen hat!« Ottweill ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken und starrte auf den Rest eines Whiskeys. Er sprach leiser weiter. »Ich bin jetzt nur nicht mehr so überzeugt davon.«
    Das hört sich nicht nach dem

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