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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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es dadurch umso schwerer, aber es verlieh Paolina auch eine Aura der Unabwendbarkeit, die den geschickten Umwegen der Mächte in der Stadt diametral zuwiderlief.
    Nun träumte sie, das konnte Gashansunu erkennen. Es schien sich um die Erinnerungen an einen Liebhaber oder ein Kind zu handeln, die sie in der Nördlichen Hemisphäre zurückgelassen hatte und die sich nun in der Schweigenden Welt wie leichte Wellen auf den Ozeanen der Macht fortpflanzten.
    Das Mädchen wollte auf ihre Seite der Mauer zurückkehren, und das schon bald. Gashansunu war froh, sie vorher noch angetroffen zu haben. Paolina übte eine große Faszination auf sie aus.
    Ich will ihr folgen , sagte Gashansunu zu ihrem wa . Um zu sehen, wie sie ihre Macht einsetzt.
    Ihr seid beide besser hier aufgehoben , lautete der Ratschlag, der ihr darauf zuteilwurde.
    Gashansunu verstand das nur zu gut. Es würde ihr vermutlich nicht gelingen, Paolina zu bändigen. Abgesehen davon übte sie ihren eigenen, verheißungsvollen Reiz aus. Sie weckte das Verlangen, in die Flamme zu greifen; ein lieblicher Gedanke, der ihr Interesse erweckte, doch ohne Sinn und Verstand, und der ihren Plänen nicht von Nutzen war.
    Es gilt, die Größe ihrer Macht zu erfassen. Bis wir das vollbracht haben, darf sie nicht unbeaufsichtigt umherirren.
    Ihr wa grummelte unzufrieden und zog sich dann von ihr zurück, um in der sicheren Dunkelheit zu schmollen.
    Childress
    Sie fuhren auf das offene Meer hinaus. »Wir werden bis zum Golf von Aden über 2500 Kilometer hinter uns bringen.« Leungs Stimme ließ sie zusammenzucken, als sie die klatschenden Wellen und das Schraubensurren achtern übertönte. »Ein bisschen weniger als sechzig Stunden, wenn wir auf Sehrohrtiefe fahren, aber wir müssen tagsüber tauchen, was unsere Geschwindigkeit erheblich reduziert.«
    »Mehr als drei Tage?«
    »Vermutlich bis Sonnenaufgang am vierten Tag.« Ihre Finger umschlangen sich fester. »Hast du dir schon überlegt, mit welch passenden Worten du uns an den britischen Patrouillen vor Bab al-Mandab vorbeibringen willst? Ich würde davon ausgehen, mit ein wenig Glück unbehelligt in den Golf einfahren zu können, aber der Zugang zum Roten Meer ist komplett überwacht. Kein einziges Schiff aus all den Flotten des Himmlischen Kaisers hat es je hindurch geschafft, außer unter strenger Bewachung und diplomatischer Beflaggung.«
    Sie sah ihn an. »Kapitän. Wir haben eine Diplomatenflagge. Unsere Standarte der gesamten Welt. Ich bin eine Maske und kann daher für mich eine Art Botschafterstatus beanspruchen. Wenn wir in den Golf von Aden einfahren, werden wir alle Flaggen gehisst und die Besatzung an Deck versammelt haben, wie damals, als wir Tainan erreichten. Wir werden uns nach dem erstbesten britischen Schiff umsehen, uns ihm nähern und verhandeln. Danach reisen wir nach Malta oder tiefer hinein in das britische Empire, je nachdem, wie die Lage sich entwickelt.«
    »Nicht gerade subtil, Miss Childress.«
    »Solche Botschaften lassen sich wohl kaum als subtil bezeichnen, mein Freund.« Sie umschloss seine Hand in der Wärme ihrer beiden Hände. »Gerade die Botschafter lassen es oft an Feingefühl fehlen.«
    Paolina
    Strahlender Sonnenschein begrüßte sie am Morgen. Vor ihr lagen überreife Papayas und die Notwendigkeit, ihren Entscheidungen Taten folgen zu lassen. Boas , dachte sie. Paolina wusste, dass sie niemals sicher sein würde, egal, wohin sie auch floh. Also konnte sie sich auch dort aufhalten, wo sie sein wollte. In diesem Augenblick stand sie auf Hethors Balkon und sah auf eine Menge des vergessenen Volks herab, die sich scheinbar durch reinen Zufall zusammengefunden hatte.
    Arellya trat neben ihr auf den Balkon.
    »Worauf warten sie?«, fragte Paolina.
    »Ein Wunder. Eine Legende. Eine Schau.« Die junge Frau neigte sich zu ihr herüber. »Für mein Volk ist das Leben ein unterhaltsames Spiel, aber nichts ist lustiger und interessanter, als die unglaublich verworrenen Dinge, die Fremde vor ihren Augen vollbringen. Jeder kann aus Versehen einen Haufen Tarowurzeln auf den Fuß eines Nachbarn fallen lassen, aber ein wirklich großartiger Fehlgriff setzt natürlich einen entsprechend eindrucksvollen Aufwand voraus.«
    »Ich fühle mich … äh … geschmeichelt.«
    »Du wirst eine gute Wahl treffen«, beruhigte sie Arellya. »Die Welt hängt nicht von diesem Augenblick ab; um genau zu sein, hängt sie von keinem Augenblick ab. Aber du wirst dennoch eine gute Wahl treffen.«
    »Stimmt das?« Ihre

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