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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Siegels.
    Abscheu blitzte in ihren Augen auf. »Sobald ich mich um das Mädchen gekümmert habe, werde ich mir ihre Verletzungen ansehen.«
    »Lass mich ruhig«, sagte Paolina zu ihm. »Für den Augenblick. Du musst das Schiff steuern, zusammen mit diesem Wahnsinnigen in seinem zerfetzten Anzug.«
    Er stand müde und erschöpft auf, um zum Poopdeck zu gehen. Als er die kurze Leiter erreichte, drehte er sich noch einmal um. Die fremde Frau erhob sich gerade von Paolinas Seite und nahm bereits die Schar blutender, erschöpfter Männer in Augenschein, die sich um sie versammelt hatte.
    »Wir sind noch Stunden von Cotonou entfernt«, teilte ihm Kitchens mit. »Die Hälfte der Besatzung ist tot, der Tragkörper ist leckgeschlagen, die Triebwerke sind praktisch hin, und ich bezweifle, dass wir in der Lage wären, uns gegen eine Hand voll Spatzen zu verteidigen.« Er tätschelte das Steuerrad, das er mit beiden Händen festhielt. »Die Erinyes ist hinüber.«
    »Wie so ziemlich alle hier an Bord«, sagte Boas und verspürte den Druck affenähnlicher Ungeduld. »Was erhoffen Sie sich von mir?«
    … durchtrenne die Fesseln, die dich einengen, und kämpfe dich vor zum Altar …
    »Wir müssen die Befehlsgewalt klären. Ich muss Sie auffordern, dieses Luftschiff zu übernehmen, damit ich mich um wichtigere Dinge kümmern kann.«
    »Paolina ist jetzt hier«, sagte Boas. »Ich werde nicht zulassen, dass sie in Cotonou gefangen genommen wird, und auch nicht an einem anderen Ort. Ich werde auch nicht zulassen, dass man mich meiner Freiheit beraubt.«
    Es musste eine besondere Schärfe in seinem Tonfall gelegen haben, denn Kitchens sah ihn besorgt an. Selbst im nächtlichen Schatten unterhalb des Tragkörpers war im Gesicht dieses Manns deutlich abzulesen, was er dachte.
    »Niemand wird Sie verhaften, Herr Messing. Wenn es nach mir ginge, dann würden sie von Cotonou bis Cornwall als Held gefeiert. Aber sie werden mich mit Gewissheit verhaften, wenn ich dort als Befehlshabender ankomme.« Kitchens hörte sich entsetzt an. »Ich bin schließlich Zivilist .«
    … wer in Zeiten des Krieges nicht zu den Waffen greift, dem wird kein Gehör geschenkt, wenn es um den Frieden geht …
    »Ich bin ein Feind.«
    »Ein feindlicher Offizier, der die Erinyes auf sein Ehrenwort verpflichtet führt!«
    »Mein Ehrenwort? Wem soll ich das gegeben haben?«
    »Mir!«
    Boas war fast so weit, dem Sechsten Siegel zu erlauben, über seinen Mund zu verfügen. Dann könnte dieser Wahnsinnige sich mit ihm herumschlagen. »Sie können den Befehl über die Erinyes ausüben, wenn ich es für Sie übernehme, aber nicht eigenhändig? Ihre Gesetze sind des Wahnsinns, Mann. Völlig verrückt.«
    Kitchens gab nicht nach. »Sie sind ein Offizier im Kriegszustand. Es ist besser, Sie führen das Schiff. Ich kann nur die Richtung bestimmen, aber ich kann keine Befehle erteilen.«
    »Ich bin kein Offizier«, protestierte Boas. »Diese englischen Matrosen werden von mir keinerlei Befehle annehmen.«
    Der Sonderbeauftragte beugte sich näher. »Das tun sie bereits.«
    … das Banner hielt er aufgerollt in Ziegenfellstreifen, damit sie seinem Ruf folgten, nicht seinen Farben …
    Dem Messing wurde klar, dass das stimmte. Auch das Siegel hatte recht, wenn man darüber nachdachte. »Sie werden mir folgenden Eid leisten«, verlangte er von dem Engländer. »Wenn wir dort ankommen, werden Paolina und ich unseres Weges gehen dürfen. Wir werden nicht eingesperrt und auch nicht angekettet werden, niemals wieder.«
    »Ich kann die Ehre eines anderen Manns nicht verpfänden«, sagte Kitchens, »sehr wohl aber meine eigene. Ich werde die Befugnisse meines Postens in der Sonderabteilung der Admiralität wie auch meine Überzeugungskraft in Ihren Dienst stellen.«
    Und so funktioniert es , dachte Boas. Jeder Kommandant dient dem Willen seiner Männer. Solange er die Erinyes nach Cotonou und dem dortigen Militärstützpunkt der Briten führte, würden Kitchens und die Besatzung ihm folgen. Wenn er sich abwandte, in Richtung Süden zur Mauer oder in Richtung Osten ins Innere Afrikas, würde es größere Probleme geben.
    Probleme hier auf Deck, Probleme mit den geflügelten Wilden, Probleme mit den Chinesen.
    … unsere Ängste gewinnen an Kraft, wie sich der Wind unter den Schwingen der Vögel bei Morgengrauen sammelt, wenn sie auf die Jagd gehen, und ihr Kreischen hallt über die Auen unserer Herzen …
    Das Luftschiff quälte sich den Rest der Nacht voran. Leise Gespräche mit den

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