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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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die ganze Welt ausgedehnt hatte. Doch dieses Schiff voller toter Männer würde ihm wenig Ärger bereiten, solange er nur nicht wieder aufs Wasser ging.
    Wang sah zu, wie die Sonne in einem purpurnen Feuer unter den Horizont sank, und überlegte sich, wie er die kommenden Kämpfe überstehen sollte, wie die Maske Childress ihn empfangen würde, was er zu ihr sagen könnte, wie er sie zu überzeugen vermochte.
    »Sag mir, glauben die Masken wirklich, sie beherrschen die Welt?
    Lassen Sie uns gemeinsam gegen die Brücke kämpfen.
    Ich bin hier, um Sie gefangen zu nehmen, aber ich werde es nicht tun. Bitte schicken Sie mich nicht zurück.«
    Das Meer bot ihm keine Weisheiten, nur die stets geringer werdenden Kilometer bis zur felsigen Küste Maltas. Vielleicht würden dort einige seiner Fragen beantwortet werden.

Neunzehn
    Und da wir gerettet waren, erfuhren wir,
dass die Insel Melite hieß
    Apostelgeschichte 28:1
    Boas
    Einen Tag später ließ er die Stolen langsam aus großer Höhe sinken. Die Motoren hörten sich an, als ob sie kurz vor dem Kollaps stünden, und die Mannschaft hatte viel zu lang geschlafen. Boas hatte sich am Ruder ausgeruht, geradeaus geblickt, ohne wirklich zu schauen, und der Stimme des Sechsten Siegels regungslos zugehört, während sie tief in ihm wirres Zeug redete. Sein ständiger Begleiter war ihm ein Herzschlag geworden, aber er war sich dessen Macht nur zu deutlich bewusst.
    Das Luftschiff überflog nun karge braune Bergrücken. Nach Kitchens’ handgezeichneter Karte zu schließen, befanden sie sich nun irgendwo in Spanien. Boas hatte der Küstenlinie nicht folgen können, denn es gab zu viel Verkehr, sowohl zu See als auch in der Luft, und er hatte sich für eine Route durch das Landesinnere entschieden. Der einzige kritische Punkt war eine schmale Meerenge, in der sich unzählige Kriegsschiffe tummelten.
    Keiner von ihnen hatte hoch genug geblickt. Ein Fleck am Himmel war halt nur ein Fleck am Himmel, das wusste Boas, aber wenn der Feind über Luftschiffe verfügte, dann war jeder Fleck so gefährlich wie Rostflecken auf einem unbenutzten Gelenk.
    Doch das Glück schien mit ihnen zu sein.
    … Flügel aus Wachs und Federn, mit denen sie selbst die Engel der himmlischen Heerscharen herauszufordern trachteten …
    Sie fuhren sehr niedrig über zerklüftete Wälder, die sich bald schon in lange Abschnitte zertrümmerter Felsen und verdrießlich wirkende braune Aufschlüsse verwandelten. Die Luft war frisch, aber nichts im Vergleich zur Qual der höheren Luftschichten.
    Gashansunu hatte zu den Letzten gehört, die unter Deck gegangen waren, und sie war die Erste, die an Deck zurückkehrte. Den Eindruck der Todgeweihten schien sie nun abgelegt zu haben, als ob die Sorgen, die sie vorher belastet hatten, nach der unruhigen Erholung unter Deck vergessen zu sein schienen.
    »Ist die Luft nun wieder atembar?«, fragte Boas.
    »Mein Bedarf nach Luft war immer gestillt.« Auch der strenge Ton in ihrer Stimme war nicht mehr vorhanden.
    … aus Staub besteht ihr, und ihr verschlingt die Gebete der Menschen, als ob sie zerbrochene Stängel auf der Weide wären …
    Sonst sagte sie nichts. Der Rest der Mannschaft kam nach und nach an Deck gestolpert und war binnen einer Stunde fast wieder vollständig.
    »Wir haben drei Mann an die Höhe verloren«, sagte Martins leise zu Boas und Kitchens. Der Bootsmann und der Sonderbeauftragte sahen beide sehr mitgenommen aus. Der Messing merkte, dass er mittlerweile in der Lage war, die Menschen genauer zu beurteilen.
    »Wen?«, fragte Kitchens.
    »Schoenhuth von der Wasserstoffdivision. Der war von diesen tödlichen Engeln verletzt worden. Außerdem Gallaher von den Maschinisten.« Martins verzog das Gesicht. »War unser bester Mechaniker. Der Letzte, der noch eine vernünftige Ausbildung besaß. Klaw hat es von der Erinyes nicht hinübergeschafft, und Weiss starb während der Kämpfe.«
    … auch das älteste Schlachtross auf der Weide trägt immer noch das Funkeln der Kampfeslust in seinen getrübten Augen …
    »Das wird nicht mehr lange von Bedeutung sein«, sagte Boas. Alle Augen richteten sich auf den Horizont, panisch auf der Suche nach chinesischen Luftschiffen oder geflügelten Wilden oder einem neuen Grauen.
    »Messingbastard«, murmelte der Bootsmann. »Wir werden noch mehr verlieren, wenn wir wieder in solche Höhen steigen.«
    Paolina kam zu ihnen gestolpert, noch verschlafen von ihrem Aufenthalt unter Deck. Sie trug einen weiteren

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