Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake

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nahmen die Leinen entgegen, die ihnen Leungs Matrosen zuwarfen. Sie schritten vom Bug zum Heck, vertäuten das Unterseeboot und lachten nervös dabei. Childress kletterte die Leiter hinab, denn sie war davon überzeugt, dass sie auf dem Kai wesentlich besser aufgehoben war.
    Leung blieb zurück. Dies war nun ihre Mission, auch wenn ihr Scheitern den Kapitän und seine Besatzung ins Gefängnis bringen und sie unter Umständen sogar das Leben kosten konnte. Die Five Lucky Winds würde vielleicht nie wieder in See stechen.
    »Dies wird nicht geschehen«, sagte sie zu der schmutzigen Leiter, als sie sie hochstieg.
    Bai hatte ihre alten Stiefel ausgebessert und poliert. Ihr Kleid war von Lao Mu ganz im modischen Stil Neuenglands neu geschneidert worden. Ihre Haare hatte sie in einem ordentlichen Bauernzopf hochgesteckt, auch wenn ihr Stil einer genauen modischen Überprüfung nicht standgehalten hätte. Zum ersten Mal seit langer Zeit war sich Childress wieder ihres gebräunten Gesichts bewusst und dass die Sonne auf ihren Wangen, ihren Händen und dem Hals ihre Spuren hinterlassen hatte.
    Alle Menschen, die sie bisher gekannt hatten, wären bei diesem Anblick entsetzt gewesen.
    Sie trat lächelnd auf den Kai, wenige Augenblicke vor dem keuchenden Feldwebel und seiner kleinen Truppe. Das Luftschiff brummte über ihnen, als es sich ihnen weiter näherte.
    »Madam«, rief der Feldwebel fast. Seine Überraschung war ihm deutlich anzusehen. »Sie, Sie haben, Sie –«
    »Das ist mein Schiff, Feldwebel«, teilte sie ihm mit. »Ich bin Ihnen für die Ehrenformation dankbar, aber sie ist nicht notwendig. Mein Vertrauen in die Gastfreundschaft der Bürger Valettas ist außerordentlich groß.«
    »Madam, ich bin nicht …« Der Feldwebel sah auf das Deck hinab. Al-Wazir grinste zu ihm hoch, flankiert von zwei Matrosen in weißer Ausgehuniform, die beide ein Tablett mit kleinen, gut gefüllten Pflaumenweingläsern hochhielten.
    »Drinks für dich und deine Männer, Junge?«, brüllte der Bootsmann im schwersten Akzent seiner Heimat.
    »Sir, nein …«
    »Sie scheinen sprachlos zu sein, Feldwebel«, sagte Childress freundlich. »Vielleicht wären Sie so freundlich, mich zu den avebianco zu geleiten? Ich habe den Gefederten Masken in ihrem Hohen Rat viel zu berichten und einen Krieg zu beenden, bevor er auch Ihre wunderschöne Insel erreicht.«
    Sie war hier. Sie war wirklich hier . Wo sie von Anfang an hätte sein sollen, hätte die Five Lucky Winds die Mute Swan nicht auf dem offenen Meer abgefangen und sie gefangen genommen, was die restliche Besatzung ihres Schiffs das Leben gekostet hatte.
    Was für eine lange und schwierige Reise.
    »Sie sind eine, eine …« Der Feldwebel sah über die Schulter auf die Menge, die sich mittlerweile hinter ihm versammelt hatte und sich lautstark für die Neuankömmlinge interessierte.
    »Das bin ich, mein Sohn«, sagte Childress sanft. »Können wir uns nun dem Wesentlichen zuwenden, und das nicht in der Öffentlichkeit?«
    Der Feldwebel ergab sich in das Unvermeidliche. Er machte dem Luftschiff ein Zeichen und befahl dann seinem Trupp, sie zwischen sich zu nehmen. Sie gingen sofort los und durchmaßen zügig die kopfsteingepflasterten Straßen Valettas, um ein Ziel zu erreichen, das sie nicht kannte.
    Es wäre sehr peinlich geworden, hätte sie es selbst suchen müssen.
    Die Menge gab ihnen den Weg frei, formierte sich aber direkt hinter ihnen neu und folgte ihnen, ein Haufen zerlumpter, aber neugieriger Menschen. Gut , dachte Childress. Je mehr Zuschauer, umso besser.
    An einer Straßenecke erkannte sie zu ihrer Überraschung Katalogisierer Wang, der sich als Araber verkleidet hatte. Ihre Blicke trafen sich für einen Augenblick, und er nickte ihr kurz zu. Dann schloss er sich der dichten Menge an, um ihr zu dem großen Kuppelbau mit seinen zahlreichen Türmen zu folgen, den sich der Feldwebel zum Ziel gesetzt zu haben schien.
    Sie wusste, sie konnte nicht zurückblicken und konnte nicht darum bitten, dass er sich ihnen doch anschließen möge, aber Childress verspürte dennoch den Wunsch, er möge sie begleiten.
    Paolina
    Diesmal blieb sie selbst dann noch an Boas’ Seite, als die Luft immer dünner wurde. Sie hatte weitere Sauerstoffbehälter gefertigt und die Electrik so eingestellt, dass sie kontinuierlich Sauerstoff produzierte.
    Die anderen gingen wieder unter Deck, abgesehen von Gashansunu. Es schien sich für die fremde Hexenmeisterin um eine Frage der Ehre zu handeln, sich an