Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
Vom Netzwerk:
Karte. Blenheim Palace liegt in Oxfordshire, ziemlich genau Richtung Norden. Das Problem ist, den Palast selbst zu finden.«
    »Sind Sie je da gewesen?«, fragte Gashansunu.
    »Nun ja, natürlich.«
    Sie sah Paolina an. »Ich werde hier die Schweigende Welt nicht betreten, denn mein wa ist verschwunden, und alle mir vertrauten Länder der Südlichen Hemisphäre sind zu weit entfernt, aber du könntest den Ort seiner Wünsche vielleicht finden.«
    »Könnte ich dorthin gehen?«, stellte sich Paolina selbst die Frage. »Nein, denn ich kenne den Ort nicht und niemanden, dessen Licht ich folgen könnte, wie ich es etwa bei Boas getan haben.«
    Die Hexenmeisterin zuckte mit den Achseln. »Mit der Zeit werden wir sicher eine Lösung finden. Von hier oben muss es auf jeden Fall zu sehen sein.«
    »Es ist ein großer, riesiger Ort umgeben von Wäldern und Feldern«, sagte Kitchens. »Er würde uns sicherlich auffallen, wenn wir ihm erst einmal nahe sind, aber nur dann, wenn wir auch wissen, wonach wir suchen sollen. Von hier oben ist zu viel von der Welt zu sehen, als dass ich auf dem Boden tatsächlich etwas erkennen könnte.«
    Paolina holte die Taschenuhr heraus. »Denken Sie an den Ort, Mr Kitchens. Erinnern Sie sich so gut an ihn, wie Sie können. Lassen Sie mich doch mal sehen, ob ich uns einen Weg bereiten kann.«
    »Ich werde weiter Richtung Norden steuern«, sagte Boas leise. »Bis einer von euch mir einen anderen Kurs mitteilt.«
    Wang
    Valettas Bewohner waren viel mehr am Unterseeboot interessiert als an dem Umzug, der sich durch ihre Straßen bewegte. Er hatte keine Schwierigkeiten, Childress zu folgen.
    Sie hatte ihn auch erkannt, und sie hatten einen vielsagenden Blick ausgetauscht. Wang konnte sich nicht dazu bringen, dies als Katastrophe anzusehen. Er folgte ihr, bis die Männer sie über einen großen Platz führten und die Treppen eines großen Kuppelbaus hinaufgingen.
    Childress blieb stehen, was die Soldaten offensichtlich überraschte, und drehte sich um, um ihren Blick über die Straßen schweifen zu lassen. Er widerstand dem Verlangen, ihr zuzuwinken, trat aber an den untersten Treppenabsatz heran.
    Sie deutete auf ihn.
    Wang nahm ihre Einladung mit einem Nicken an und stapfte die Treppe zu ihr hoch.
    Die Bibliothekarin begrüßte ihn herzlich. »Mein Freund«, sagte sie auf Englisch und ergriff seine Hände mit einem Lächeln. Dann fügte sie auf Chinesisch hinzu: »Sind Sie des Wahnsinns? Das wird Sie das Leben kosten. Sie hätten von Goa nach Hause zurückkehren sollen.«
    »Nach Hause zurückzukehren hätte mich das Leben gekostet«, antwortete er in derselben Sprache.
    Der Feldwebel sprach sie zögerlich an. »Madam …«
    Selbst Wang erkannte, dass er zwischen seiner Pflicht und seinem Selbsterhaltungstrieb hin- und hergerissen war. Childress war eine beachtliche Frau, die Flotten vernichtet und Meutereien angeführt hatte. Dieser englische Soldat konnte nur einen geringen Teil dieser Wahrheit wissen, aber er erkannte drohendes Ungemach, wenn es ihm so freundlich ins Gesicht starrte.
    »Einer meiner Leute, der bei unserer Ankunft noch nicht fertig war«, sagte sie knapp auf Englisch.
    Ich bin hier, um sie fortzuschaffen , dachte Wang. Warum nimmt sie mich mit hinein?
    »Pass das nächste Mal auf«, fügte sie hinzu. »Ein solches Fehlverhalten gibt es kein zweites Mal.« Childress drehte sich zur Tür um.
    Zwei Soldaten bemühten sich geflissentlich, sie zu öffnen. Sie ging langsam hinein, mit einem Ausdruck äußerster Konzentration, als ob sie gerade einen Zauberspruch gewirkt hätte. Er folgte ihr schnellen Schritts in die Schatten, fast so, als ob er ihr Diener wäre. Ein Bote, der mit Verspätung eine Nachricht von der anderen Seite der Nördlichen Hemisphäre zu ihr brachte.
    Sie betraten einen staubigen, leeren Raum, in dem hohe Säulen die Kuppel trugen. Dies musste früher ein Tempel gewesen sein, wurde Wang klar. Eine Kirche, hier in Europa – er hatte in Singapur und Tainan Kirchen besichtigt. Hier aber war der Fußboden leer und wies nicht die harten Bänke auf, die die Christen zu bevorzugen schienen. Ein erhöhter Bereich ließ erahnen, dass dort früher ein Altar gestanden hatte. Schmale Buntglasfenster ließen das Licht in langen, gesprenkelten Streifen durch die hallende Stille fallen.
    Hinter ihnen krachte die Tür zu. Eine Staubwolke rieselte auf sie herab. Er sah hoch und erkannte, dass sich am unteren Kuppelrand Giebel entlangzogen, in denen früher Statuen gestanden haben

Weitere Kostenlose Bücher