Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

habt immer Pistolen an Bord, dann werden die Chinesen das auch tun. Droht nicht mit Gewalt, aber seid vorbereitet. Es erscheint mir töricht, die einzige Chance wegzuwerfen, die Sie haben, um die Queen zu erreichen, wo Sie so weit gekommen sind.«
    Der Sonderbeauftragte funkelte ihn an und atmete schwer. »Pistolen also. Gesichert im Holster. Niemand schießt oder droht Gewalt an, außer ich erteile die Erlaubnis.«
    »Aye, aye, Sir.« Der Bootsmann saugte Sauerstoff aus seinem Behälter in die Lungen und polterte die Leiter hinunter.
    »Wir gehen in den Sinkflug«, sagte Boas zum Rudergänger. »Sauerstoff an alle, es ist egal, wenn er uns jetzt ausgeht. Banner ausrollen.«
    Levine gab den Befehl zum Notsinkflug weiter, der sofort Wasserstoff aus den Gaszellen freigeben würde. Sie würden anschließend nicht mehr problemlos von Blenheim Palace aufsteigen können, aber Boas hatte seine Zweifel, dass die Stolen überhaupt eine Zukunft hatte.
    Gashansunu
    Sie betrachtete die Landschaft, die auf sie zugerast kam, und fragte sich, ob diese Menschen ihre Heimat als schön empfanden. Ihr Dasein war geprägt von der schlichten Schönheit des Ozeans, dem allgegenwärtigen dunklen Band der Mauer im Norden, dem melodischen Rattern des Uhrwerkhimmels zu Mitternacht sowie den Farben und Geräuschen und Schreien des Dschungels bei Tagesanbruch. Dieser Ort war auch grün, aber auf eine irgendwie staubige Weise, und die Gleichförmigkeit verstörte ihr Herz, das dem Süden gehörte.
    Die Hexenmeisterin schloss die Augen und stellte sich erneut vor, die Schweigende Welt zu betreten. Sie blieb ihr nun verschlossen, denn sie befand sich zu weit von der Mauer entfernt und hatte ihr wa verloren. Den Kampf gegen die Trennung hatte sie aufgegeben, aber sie betrauerte den Verlust noch immer.
    War es das, was die Welt beunruhigt hatte, vor ihrem Aufbruch aus der Stadt? Das Wissen, dass das Ende aller Zeit sich mit schnellen Schritten näherte, dass eine Gruppe Wahnsinniger in einem gestohlenen Luftschiff alles daransetzen würde, den Sturz eines der beiden mächtigsten Reiche der Nördlichen Hemisphäre herbeizuführen?
    Sicherlich konnten Kriege und Revolutionen nicht das sein, was sich die Welt erhofft hatte. Vielleicht hatte der Himmel nur aufgeschrien, damit dieses Mädchen und ihr Gerät aus seiner Reichweite entfernt wurden. Die Südliche Hemisphäre hatte an diesem Problem der Nördlichen Hemisphäre keinen Anteil haben wollen.
    Es war aber nur zu wahrscheinlich, dass sie in jeder Hinsicht falschlag. Jetzt war sie verloren, an einem Ort in der Fremde, und würde ihre Heimat niemals wiedersehen.
    Gashansunu fragte sich, ob dieser zusammengewürfelte Haufen das ihm unvertraute Luftschiff nicht einfach in den Boden rammen würde. Das würde den britischen Verteidigern zumindest die Arbeit ersparen, sie töten zu müssen. Es gab keinen Plan, wie dieser Thron zu stürzen sei, und Kitchens war eindeutig ein Mann, der die Grenze zum Wahnsinn vor geraumer Zeit überschritten hatte.
    Sie war eine Frau, die sich schon seit langer Zeit auf der anderen Seite befand.
    Um sie herum brach unter den Matrosen hektische Betriebsamkeit aus, ein Gefühl der Begeisterung, denn sie wollten endlich wieder festen Boden unter den Füßen spüren, wenn auch nur, um zu sehen, was für Probleme die feinen Leute wirklich hatten.
    Menschen schienen sich niemals daran zu erinnern, dass ihnen der Tod vorausbestimmt war. Ihre Entscheidung, dieser Tatsache mit Desinteresse zu begegnen, war zugleich ein Segen und ein Fluch. Ihr Volk verlor das, was unweigerlich zu geschehen hatte, nicht aus den Augen, niemals, aber sie verarbeiteten diese Erkenntnis in ihrer Magie, ihrem Mythos.
    Wenn sie hier starb, so weit entfernt von ihrem wa , dann würde sie nicht viel mehr sein als ein wehklagender Geist, der die Hallen dieser fremden Macht heimsuchte.
    Zumindest würde sie dafür sorgen, dass das Mädchen Paolina sein Schicksal erfüllte. Aus diesem Grund war sie ursprünglich aufgebrochen, mit dem Segen Baassiias und auf Ersuchen der Omen, die überall zu sehen waren.
    Sie fragte sich, welchen Omen sie sich hier stellen müssten.
    Kitchens
    Blenheim Palace kam unverkennbar wirbelnd auf sie zu, während die Stolen viel zu schnell an Höhe verlor. Alle Matrosen wichen von der Reling zurück und bereiteten sich auf eine harte Landung vor. Nur Boas, Paolina, Gashansunu und der verrückte alte Kerl am Steuerruder standen noch.
    Man hatte sie auf jeden Fall bemerkt. Zahlreiche