Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)
Männer versammelten sich hektisch auf dem Vorplatz, andere krochen einzeln oder paarweise auf die Dächer. Scharfschützen, die sich dem Feind widersetzen sollten.
»Einer der Innenhöfe, wenn möglich«, rief er.
Paolina nickte und starrte weiterhin nach unten.
Sie ließen ihren Ballast ab, als sie sich bereits so niedrig befanden, dass ihnen im nächsten Augenblick ein brutaler Aufprall bevorgestanden hätte. Die Stolen machte einen Satz und wurde fast sechzig Meter in die Höhe katapultiert. Kitchens ging zu Boden, und jemand schrie laut wie ein Kind auf einem Mittsommerfest.
Motoren heulten auf. Die Stolen krängte und drehte über den Hausdächern bei. Kugeln jagten durch die Takelage, in der Nähe war Kanonendonner zu hören. Das Schiff blieb mit dem Bug an einem Kamin hängen, der mit dem furchtbaren Geräusch splitternden Holzes zerbrach.
Die Stolen bockte und senkte ihre Nase, was das Deck in eine schräge Rampe verwandelte. Kurz darauf löste sie sich wieder und stürzte in einen der Innenhöfe unter ihnen.
Der Beschuss nahm zu. Der Tragkörper gab ein knallendes, furzendes Geräusch von sich.
»Achtung, Wasserstoff!«, rief jemand. Kitchens versuchte über Bord zu springen, aber der geschundene Rumpf warf ihn ab, bevor er dazu ansetzen konnte. Er fiel in ein Beet mit Herbstbepflanzung und wäre um Haaresbreite in eine Statue gekracht. Seine Pistole flog klappernd in einen Hortensienstrauch.
Der Sonderbeauftragte sah auf und bemerkte, dass der Rumpf sich bedrohlich zur Seite neigte und Planken zu zerbrechen begannen. Der Tragkörper schien sich nicht entscheiden zu können, ob er beim Schiff bleiben oder sich ein letztes luftiges Abenteuer erlauben sollte.
Weitere Besatzungsmitglieder sprangen über Bord und landeten fluchend und schreiend neben ihm, was in den Schreien der Männer auf den Dächern wiederhallte.
»Hinein, sofort!«, brüllte Kitchens. »Bewegt euch! Wir müssen Ihre Kaiserliche Majestät erreichen!«
Paolina
Sie sprang und landete neben dem schreienden Sonderbeauftragten. Gewehrkugeln jagten durch die Luft. Dreck spritzte neben ihr hoch. Gashansunu rannte, stolperte und fiel zu Boden. Ein roter Fleck breitete sich auf ihrem Rücken aus. Der Bootsmann hob die Frau aus dem Süden hoch, obwohl sie wesentlich größer war als er, und die Besatzungsmitglieder strömten auf eine Glastür zu. Ein Kerl in einem dunklen Anzug stand drinnen und schrie, bis Levine in ihn hineinkrachte und zu Boden warf.
Paolina rannte ihnen hinterher und sprang gerade über ein weiteres Blumenbett, als das Glas unter zahlreichen Kugeln zerplatzte. Sie befand sich in einem Wohnzimmer, und der schreiende Diener hatte sich zu einer wimmernden Kugel auf dem Boden zusammengerollt. Die Matrosen starrten vor Pistolen und behelfsmäßigen Waffen.
»Weiter in den Flur!«, rief sie. »Bringt euch dort in Sicherheit.«
Die Gruppe zog sich durch eine Doppelflügeltür zurück. Draußen war ein knisterndes Geräusch zu hören.
»Der Tragkörper fliegt gleich in die Luft«, sagte der alte Rudergänger.
Paolina zählte durch. Gashansunu lag stöhnend auf dem Boden. Kitchens lehnte sich am anderen Ende an die Wand und keuchte schwer. Der Bootsmann brüllte ihn an; es schien um Gewehre zu gehen.
Sie wirbelte herum. Wo war Boas? Paolina rannte in das Wohnzimmer zurück und sah den Messing draußen im Garten. Er taumelte und wankte. Boas wurde von Kugeln getroffen, die von den Hausdächern stammten.
Für diese Engländer war er ein größerer Feind als die Chinesen. Er war ein Wesen der Mauer, hier, um vor ihre Queen zu treten.
Durch die zerplatzte Tür hindurch. Über die zersplitterte Erde. Flammen, knisternd und beißend. Der Tragkörper senkte sich herab und verdeckte daher zum Glück einige Schusslinien. Rauch stieg aus dem zerbrochenen Rumpf der Stolen auf. Die Motoren oder zumindest ihr Treibstoff brannten.
Boas kam auf sie zu. Ein tiefe Druckstelle war in seinem Gesicht zu erkennen. Zwei weitere Verletzungen zeichneten sich auf seinem Brustkorb ab. Sein linker Arm ruderte quietschend und surrend durch die Luft.
Sie war an seiner Seite. Die Schüsse schienen aufgehört zu haben, zumindest konnte Paolina sie nicht mehr wahrnehmen. Sie zog an seinem rechten Arm und versuchte, ihn in das Gebäude zu führen, in Sicherheit.
Er sträube sich gegen den ersten Schritt, den zweiten. Sie hörte wieder Gewehrfeuer. Das war nicht wichtig. Es war wichtig, ihn vom explosionsgefährdeten Wasserstoff
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