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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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wegzubringen.
    Geschrei. Erde spritzte hoch. Bleierne Krallen zerrten an ihrer Kleidung und hinterließen eine brennende Spur des Schmerzes auf ihrem rechten Oberschenkel. Alles war schiefgegangen, furchtbar, furchtbar schiefgegangen.
    »Komm schon« , rief sie.
    Der Messing schien aufzuwachen, als er ihre Stimme hörte. »Ich bin hier«, krächzte er. Etwas schien mit seinem Kehlkopf nicht zu stimmen, und die Worte brummten seltsam.
    »Los, rein.«
    Sie zog ihn weiter, und er folgte ihr, nur um erneut zu stolpern, als ihn eine weitere Kugel in den Rücken traf. Dann hatten sie die zerstörte Tür hinter sich, den kleinen Raum durchschritten und waren in dem Flur, wo die Matrosen sich bereits zu Boden warfen. Levine packte Paolina am Fußgelenk und brachte sie zu Fall. Sie stürzte schwer, und Boas brach neben ihr zusammen. Die Welt verwandelte sich in unhörbar lautes, strahlendes Licht.
    Wang
    Gestalten traten in einer eigenartigen Anordnung aus der Dunkelheit hervor, und ihre Umrisse wurden durch die Schatten und die farbenfrohen Lichtstrahlen derart verzerrt, dass er glaubte, eine Schar Dämonen vor sich zu sehen. Er holte tief und verängstigt Luft und ermahnte sich dann, dass es sich hier nicht um einen von Chinas Tempelfriedhöfen handelte.
    Einen Augenblick später veränderte sich das Licht, und nun erkannte er eine Reihe von Menschen mit hohen Masken, wie sie bei wichtigen Anlässen beim Einzug in den Tempel von Priestern getragen wurden. Ihre Anführer trugen Federn, die in hohen Bögen vom Gesicht auf den Brustkorb herabhingen; ein faszinierender, farbenfroher Federschmuck.
    »Eine Maske sucht uns auf«, intonierte einer der federgeschmückten Dämonen.
    »Eine Maske der avebianco «, antwortete Childress mit klarer und entschlossener Stimme. Wang fragte sich, was sie in diesem Augenblick wirklich verspürte.
    Die weißen Vögel versammelten sich in einem Kreis um sie. »Durch wessen Autorität wurde diese Maske ernannt?«
    »Durch meine eigene.«
    Das war die falsche Antwort, denn die versammelten Masken waren unruhig. Hände bewegten sich, und Stahl glitt lautlos aus zwei Dutzend Scheiden.
    »Ihr verfügt über keine Autorität.« Die Schatten schienen dunkler zu werden.
    Childress warf einen Blick zu Wang. Sie schien verwirrt, und das war das erste Mal, dass er sie so sah. »Es gibt das Ritual«, sagte sie. Ihr Tonfall verriet sie nicht, was immer sie auch denken mochte. »Ich bin aus Feuer und Tod auferstanden. Ich wurde nicht durch das Ritual erhoben.«
    »Wessen Tod?«
    Selbst Wang konnte nun ihre Erleichterung erkennen.
    »Ich verfüge über die Autorität der Maske Poinsard«, stellte die Maske Childress fest. Sie trat näher an ihren Gesprächspartner heran. »Ich habe ihren Platz eingenommen, jetzt und für immer, durch das Recht des Blutes.«
    Ein Murmeln erfüllte den Raum. Die Anspannung löste sich nicht, sie nahm aber auch nicht zu.
    Der gefederte Anführer trat vor und fragte sie in einer wesentlich normaleren Stimme: »Wie lautet Euer Name, Frau?«
    »Die Maske Childress.«
    »Also wart Ihr Poinsards Childress.«
    »Die Maske Childress«, wiederholte sie bestimmt.
    Nun entspannten sich die versammelten Masken. Sie waren nun wachsam, aber nicht mehr kurz davor, sie anzugreifen.
    »Ihr seid an Bord eines äußerst ungewöhnlichen Fahrzeugs hierher gelangt«, fuhr ihr Gesprächspartner fort.
    »Bedenkt allein die Bedeutung dieses Schiffs und verbindet sie mit der Tatsache, dass ihr meinem Befehl gehorcht.« Sie sammelte sich. »Es ist nicht die Art der avebianco , alle Macht auf einen Flügel zu konzentrieren, aber ich musste auf meiner Reise zu euch auf solche Maßnahmen zurückgreifen. Ich habe das Projekt der Goldenen Brücke in Chersonesus Aurea aufgesucht. Nun bringe ich Nachrichten darüber, was der Schweigsame Orden in Gemeinschaft mit dem Drachenthron dort zu erreichen sucht.«
    Wang zuckte dabei zusammen, sagte aber nichts. Die versammelten Masken begannen, untereinander zu flüstern.
    Sie sprach weiter: »Ich habe die ersten Auseinandersetzungen zwischen England und China miterlebt. Es wird viel zu viele Leben kosten und unseren eigenen Zielen schaden. Ich habe die Taschenuhr gesehen, die die Weltordnung verändert. Ich habe mit Menschen von Singapur bis Port Said gesprochen, um es unserem Rat zu ermöglichen, den Weg zu finden, der uns alle retten wird. Ihr werdet mir nicht widersprechen, nicht nach solchen Prüfungen. Ich bin eine Maske. Nehmt mich in Eure Reihen auf oder erfahrt

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