Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

unterordnen kann und auf die Freundschaft mehrerer Dutzend anderer hoffen kann, die ihr zu Hilfe eilen würden.«
    Eine Rückkehr in chinesische Gewässer wäre für die Five Lucky Winds und Leung eine große Gefahr, aber diese Entscheidung hatte nicht sie zu treffen. Zumindest nicht jetzt. »Ich werde mit der Besatzung meines Schiffs sprechen müssen«, sagte sie. »Ich muss herausfinden, was das Beste für sie ist.«
    »Ich kann Sie nach Hause bringen.« Wangs Angebot überraschte sie. »Ich bin mit der Jacht Good Change hierhergekommen. Mein Schiff gelangt an britischen Kanonen vorbei, ohne dass jemand Alarm schlägt.«
    »Was ist mit der Five Lucky Winds? «
    Neben Wang lächelte der Mönch und blies Rauch in die Luft. »Gehen Sie und reden Sie mit dem netten Kapitän Leung. Er hat Ihnen zuliebe ein Leben voller Loyalität und Disziplin über Bord geworfen. Ich bin mir sicher, dass er einer Rückkehr zustimmen wird.«
    Der Wortführer der Masken überreichte Childress etwas. Sie nahm es entgegen, ohne es zunächst zu erkennen. Federn, die aus einem Behältnis herausragten, das wie die Rückseite eines Dominosteins aussah. Die längeren Schwungfedern hingen nach unten.
    »Sie sind nun eine Gefederte Maske«, sagte er zu ihr. »Es kann keinen Zweifel an Ihrer Loyalität und Ihren Fähigkeiten geben. Sie werden eine hohe Position im Rat bekleiden, wenn Sie aus dem Osten zurückkehren.«
    Sie sah zum Mönch, dann zu Wang. »Ich sollte auf die Five Lucky Winds zurückkehren, glaube ich.«
    »Gehen Sie«, sagte der Wortführer. »Wir werden später Siegel und Dokumente überbringen, die die Mandarine an ihren Höfen erfreuen werden, aber Sie wissen, was jetzt getan werden muss.«
    »Ja«, sagte der Mönch, »was getan werden muss.«
    Sie schien zufrieden, was im gleichen Atemzug auch Childress zufriedenstellte. Die Bibliothekarin wandte sich der Treppe zu, gefolgt von Wang und dem Mönch.
    Keiner der avebianco folgte ihnen hinauf. Als sie auf die Straße hinaustraten, waren sie allein, abgesehen von der üblichen Betriebsamkeit der Stadt.
    »Wissen Sie, wohin wir uns wenden müssen?«, fragte Childress Wang.
    »Folgt mir«, sagte der Mönch und marschierte in einer blauen Rauchwolke davon.

Einundzwanzig
    Kein Pfeil wird ihn verjagen;
die Schleudersteine sind ihm wie Stoppeln.
    Hiob 41:20
    Boas
    Er stolperte durch ein schwarzes Land und blutrote Flüsse. Der Himmel flammte bruchstückhaft auf, erleuchtet von Blitzen und Erinnerungen. Ein Schrei war zu hören.
    … und er erhob sich aus dem Grabe, mit Weisheit in der einen und Gerechtigkeit in der anderen Hand …
    Nein , dachte Boas. Nicht das.
    … jeder Schritt erschien einer Schnitzarbeit gleich, sodass die Statue im Licht der mittäglichen Sonne zu wandeln vermochte …
    Feuer? Auf jeden Fall Hitze.
    … die Opfer werden an jeden Punkt des Kompasses gelegt, bis die Kohanim damit fertig sind, Ihn gnädig zu stimmen …
    Er verspürte keine Schmerzen. Nicht wie die Affenmenschen. Aber etwas war falsch, schrecklich falsch.
    … und er erhob sich von seinem zerlumpten Bett, und als toter Mann durchschritt er die Tempeltüren und rief zur Vernichtung der Feinde des Königs auf …
    Ein Arm schien sich von selbst zu bewegen. Der andere ließ sich nicht bewegen. Boas nahm an, dass er gefesselt war.
    … und so ergriff ihn der Geist des Herrn und nahm mit Gewalt von seinem Körper Besitz …
    Boas wurde klar, dass sich seine Beine ohne sein Zutun bewegten. Das Sechste Siegel …?
    … und er sprach mit der Stimme der Unvernunft, die Recht und Gesetz nicht mehr anerkannte …
    Er erhob sich, ohne zu sehen, ohne zu hören, und vor seinem inneren Auge brodelte der Himmel, gefangen in den Metallbögen seines eigenen Kopfs. Nur die Körperbewegungen konnte er wahrnehmen, doch bewegte er sich, ohne dies zu wollen.
    … und er tötete sie in seinem Zorn, schritt an den Torpfosten vorbei und suchte den Tod im blutgetränkten Fluss …
    Alles fühlte sich starr und seltsam an, abgesehen davon, dass er sich eigentlich nicht bewegen dürfte.
    JHWH , dachte Boas und sprach damit den abwesenden Geist seiner ersten Schöpfung an, wenn dies durch Deine Hand geschieht, dann gib mich bitte frei. Wenn dies die Hand eines anderen ist, so vernichte sie, damit ich mich in die Freiheit stürzen kann.
    Etwas traf ihn schwer, aber er stürzte nicht.
    Das Siegel schrie auf.
     … ungläubig und töricht bist du, und du wirst deines Verstandes und deiner Seele verlustig gehen, weil du dich der