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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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die Wilden der Luft gebaren.
    Natürlich war Gashansunus Volk nicht so dumm. Die Sonne floh nirgendwohin, sondern die Südliche Hemisphäre drehte sich von ihr fort. Sowohl der Ozean als auch das Land hatten ihre Grenzen. Und die Meeresungeheuer lebten in allen Gewässern der Welt.
    Aber nur weil eine Sache in der Außenwelt wahr war, änderte sie die Wahrheiten der Schweigenden Welt nicht. Die Schweigende Welt ernährte sich von einer Kost, die die Symbole und Dialekte der reisenden Schatten umfasste. In der Schweigenden Welt floh die Sonne tatsächlich. Sie floh, um zu sterben und jeden Tag aufs Neue wiedergeboren zu werden. Der Ozean war genauso endlos wie die Flüssigkeiten der Fruchtblase, die jedes Neugeborene auf seiner Reise von den unendlichen Möglichkeiten des Eis bis hin zu den tödlichen Einschränkungen des menschlichen Lebens begleiteten.
    Es war recht leicht, Argumente dafür zu finden, dass das Knochenvolk praktischer dachte und handelte als die Hexenmeister der Stadt. Während das Knochenvolk in völliger Abgeschiedenheit lebte, sowohl geistig als auch seelisch, und damit die Angehörigen ihres eigenen Volks wie einen hektisch umherschwimmenden Fischschwarm wirken ließ, so baute es auch Gerätschaften, mit denen es den Himmel und die Erde vermessen konnte. Und es erschuf Maschinen, mit denen es diese Gerätschaften getreu ihrer Funktion an die richtige Stelle bringen konnte. Einige ihrer Konstruktionen waren so rätselhaft, dass sie schon wieder ausgemachter Unsinn zu sein schienen. Einige Häuser der Stadt behaupteten gar, dass die großen Mauern ursprünglich vom Knochenvolk errichtet worden wären.
    Durch Gashansunus Kopf schwirrten unzählige Vorstellungen von der Welt, doch hier auf dieser Anhöhe machte sie sich vielmehr Gedanken über mögliche Ähnlichkeiten, nicht über die Unterschiede. Würde das Knochenvolk jemanden auf die Spur des Schimmers ansetzen? Oder hatten sie das schon getan, als sie darum gebeten hatten, sie auf die Jagd zu schicken?
    In diesem Augenblick rief sie ihr wa noch nicht zurück, um ihm Fragen zu stellen. Seit ihrer Begegnung mit dem Büffel war es umhergeschweift. Gashansunu wusste aus Erfahrung, dass sie seinen Worten Aufmerksamkeit schenken sollte, wenn es Gefahr voraussah. Was immer sie aus der Schweigenden Welt herausgeholt hatte, befand sich in ihrer Nähe.
    Dieser Gedanke ließ sie in den Himmel blicken. Sie hatte vielleicht ein Luftschiff des Knochenvolks erwartet, aber es handelte sich nur um einen einzelnen Flieger, der sich von dem dunkler werdenden Blau absetzte. Er hatte eine seltsame Form und schien weder einer dieser verräterischen Engel aus dem Norden zu sein noch einer der guten und ehrlichen geflügelten Wilden ihrer Südlichen Hemisphäre.
    Es kreiste einmal über ihr. Gashansunu spannte ihren Geist an, um es zu erreichen, bis ihre Hände die ledrigen Flügel des Fliegers beinahe berührten. Es starrte sie mit Augen an, die verdeckten Lampen glichen, und flog weiter. Sie holte ihren Körper zurück zum Felsen, auf dem sie saß. Eine solche Anwendung der Macht war verschwenderisch, sogar übertrieben, aber außerhalb der Stadt konnte sie ihre Macht einsetzen, ohne sich Kritik einzuhandeln.
    Nach kurzer Zeit kehrte ihr wa zurück. Es brachte keine Nachricht, sondern nur seine Präsenz. Wir reisen weiter , befahl sie ihm.
    Kommentarlos brachte ihr wa sie wieder in die Schweigende Welt. Etwas flackerte in der Ferne, in der Nähe des Fußes der Mauer auf.
    Der Schimmer? Sie änderte ihre Richtung und beschleunigte.
    Kitchens
    Das nun folgende Manöver kam ihm sehr seltsam vor. Wäre er der Kapitän des schnellen Kurierschiffs gewesen, dann hätte er sich der Notus genähert, um den Schutz ihrer mächtigen Artillerie in Anspruch zu nehmen. Es war zwar klar, dass die beiden chinesischen Luftschiff sowohl die Notus als auch das Schiff der Cumae -Klasse besiegen könnten, aber aus einer langen Jagd auf ein leichtes Opfer würde eine Schlacht mit hohem Einsatz werden. Der Feind hatte sich weit von seinen Nachschublinien entfernt und würde vermutlich nicht das Risiko eingehen, schwere Schäden hinnehmen zu müssen.
    Doch stattdessen mühte sich das kleine englische Luftschiff verzweifelt, an Höhe zu gewinnen, was es außer Reichweite seiner chinesischen Verfolger brachte, zugleich der Notus aber die Gelegenheit nahm, sich zu seinen Gunsten zu engagieren. Sayeed hatte in der Zwischenzeit Befehl gegeben, sich den chinesischen Luftschiffen zu nähern; der

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