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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Dies führte im Gegenzug zu einem chinesischen Angriff auf Mogadischu, der wiederum Verluste auf beiden Seiten nach sich zog. Das Ganze hat sich zu umfassenden Kampfhandlungen an unseren west- und ostafrikanischen Posten aufgeschaukelt und nun auch unsere Stützpunkte am Indischen Ozean miteinbezogen. Sie haben den Befehl, alle britischen Besitztümer zu vernichten.«
    »Warum reden Sie mit uns? Und warum erzählen Sie mir das alles?«
    »Weil ich daran glaube, dass wir die Welt zu einem besseren Ort machen können«, lautete Sayeeds offene Antwort. »Der Schweigsame Orden arbeitet auf viele Ziele hin, aber Krieg zwischen den beiden größten Kaiserreichen der Nördlichen Hemisphäre gehört nicht dazu. Keine der beiden Seiten könnte diese Auseinandersetzung in aller Deutlichkeit für sich entscheiden. Es würden nicht nur Menschenleben, sondern auch die Schätze beider Länder in einem Maße vernichtet, dass von einem nennenswerten Gewinn für eine der beiden Seiten nicht zu sprechen sein könnte. Wenn London einen umfassenden Lagebericht erhielte, anstatt einfach unsystematisch auf einzelne Angriffe zu reagieren, dann könnten sich die klügeren Köpfe vielleicht durchsetzen.«
    Die letzten offenen Kämpfe zwischen den beiden Kaiserreichen hatten zur Eroberung Singapurs durch die Chinesen geführt, was den britischen Einfluss in Asien östlich des Irrawaddy erheblich verringert hatte. Die Stadt Kolkata stand die ganze Zeit unter Belagerung, und der Besitzanspruch auf die Ländereien zwischen ihr und dem Irrawaddy war umstritten.
    »Spricht Kapitän Huang für den chinesischen Thron?«, fragte Kitchens kühl.
    »Genauso wenig, wie ich für die Regierung sprechend kann, Sir«, antwortete Sayeed im gleichen Tonfall. »Würden Sie es vorziehen, sofortige Kampfhandlungen einzuleiten? Der Gegner ist uns zahlenmäßig weit überlegen.«
    Kitchens verkniff sich seine spontanen Antworten. »Meine Aufgabe hierbei ist vermutlich, Ihnen sicheres Geleit zuzusagen, sollten wir mit diesen Informationen schnellstens nach England zurückkehren, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Dann teilen Sie Kapitän Huang mit, dass wir eine wichtige Mission ohne nennenswerte militärische Bedeutung zu erledigen haben. Wenn wir dieser Aufgabe einige Tage lang unbehelligt nachgehen können, werde ich mich dafür einsetzen, dass Sie ohne rechtliche Probleme nach England zurückkehren können.«
    Sayeed, der zwei verschiedenen Herren diente, stand nun an einem Scheideweg. Kitchens konnte sich nicht vorstellen, dass eine der beiden mächtigen Geheimgesellschaften – der Schweigsame Orden oder die avebianco – ein echtes Interesse an massiven bewaffneten Auseinandersetzungen hatte. Grenzstreitigkeiten, fortwährende Instabilität, ständiger Streit unter den Nationen: Das konnte man als Druckmittel einsetzen, um Expansionen voranzutreiben und Gelegenheiten zu ergreifen. Wenn Städte in Flammen aufgingen, wäre niemandem geholfen.
    Sayeed ließ erneut Flaggensymbole aus seinem geheimen Codebuch setzen. Kitchens hätte viel dafür gegeben, den Inhalt dieses Buchs lesen zu dürfen. Was man verschlüsselte, war viel weniger bedeutsam als die Verschlüsselungsmethode selbst. Ein Überblick über die Standardsignale des Schweigsamen Ordens würde eine Menge über seine Strategien verraten.
    Nach wenigen Augenblicken gaben die chinesischen Luftschiffe ihre Positionen auf und fuhren in Richtung afrikanischem Inland.
    »Ich habe ihnen mitgeteilt, dass wir unsere Position dreißig Minuten lang halten werden«, sagte Sayeed zu Kitchens. »Wir werden dann unsere Fahrt fortsetzen. Wir sind noch eine halbe Tagesreise von Ayacalong entfernt, das Tunnellager liegt nur wenige Minuten dahinter. Wir dürfen uns dort vierundzwanzig Stunden aufhalten und müssen dann nach England zurückkehren. Huang kann seine eigenen Männer und Luftschiffe nicht länger hinhalten, und er kann nicht dafür garantieren, dass nicht ein anderer Kapitän mit entsprechendem Ehrgeiz an der Mauer entlang auf Kaperfahrt geht.«
    »Warum schweigen die Matrosen bei so etwas?«, fragte Kitchens. »Ihre und unsere? In den Hafenkneipen muss es doch allen bewusst sein, dass feindliche Kapitäne miteinander Umgang haben.«
    Sayeed sah ihn merkwürdig an. »Sie haben nie eine Uniform getragen. Feindliche Kapitäne hatten immer miteinander Umgang. Mehr als eine Schlacht wurde bereits im Vorfeld durch simplen, gesunden Menschenverstand gewonnen. Dieser offene Signalaustausch ist sehr selten, denn in der Regel

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