Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
Vom Netzwerk:
trifft man sich für so etwas in irgendeiner billigen Kaschemme, wo nur wenige Ohren mithören können. Jedenfalls hat man doch noch nie viel auf Seemannsgarn gegeben. Nur die Seeleute selbst.«
    Nachdem ihre dreißig Minuten vergangen waren, setzte die Notus ihren Kurs in Richtung Süden fort. Kitchens spielte mit dem Rasiermesser in seinem Ärmel. Er konnte die chinesischen Luftschiffe am östlichen Horizont zwar noch erkennen, aber sie waren nur noch gemusterte Ovale vor blauem Himmel. Wenn er Sayeed herausforderte, würde er damit nichts erreichen. Die Besatzung würde auf keinen Fall seine Befehle entgegennehmen, und er konnte es nicht mit allen aufnehmen.
    Stattdessen trat Kitchens an Deck, um nachzusehen, ob das kleine Luftschiff seinen Kurs wieder ändern würde, um ihnen zu folgen.

Neun
    Er treibt Stollen durch die Felsen, und sein Auge ersieht alles, was köstlich ist.
    Hiob 28:10
    Boas
    Gegen Mittag lichtete sich der Nebel, aber von der Erinyes gab es weiterhin keine Spur. Obwohl es ihn drängte, sich zu verabschieden, vor allem, bevor der seltsam absurde Leutnant Ostrander wieder in Erscheinung treten konnte, blieb Boas bei McCurdy. Der Messing fühlte sich durch den Bootsmann so sehr an al-Wazir erinnert, dass sich sein Gewissen regte. Er war sich sicher, dass es keine Überlebenden gäbe, würde er diesen Ort verlassen, ohne sich um den Bootsmann und seine Männer zu kümmern.
    Gut gemacht, sagten ihm die Stimmen von Paolina und al-Wazir. Das Siegel grummelte nur, ein zaubergetränktes, unverständliches Fluchen.
    Er fragte sich, ob Menschen sich so in ihren Köpfen fühlten, mit ihrem komplizierten Verstand und den widersprüchlichen Ideen. Die Messing bestanden aus purer Gewissheit. Unerschütterlich, unveränderlich, entschlossen in ihrem Denken. Die Menschen hatten zu viele Stimmen – wenn man sie gut kannte, konnte man alles an ihrem Gesicht ablesen und aus ihren Worten heraushören. Der Affe verbarg sich nie weit von der Oberfläche, aber darunter lagen andere, finstere Elemente. JHWH hatte Seinen geliebten Kindern einen kosmischen Streich gespielt und hatte die gesamte Schöpfung in ihren Köpfen wiederholt.
    Die wenigsten Menschen verfügten über die Zielstrebigkeit, die allen Messing zu eigen war. Nun, allen Messing außer ihm selbst. Der zielstrebigste Mensch, den er in seinem ganzen Leben getroffen hatte, war Dr. Ottweill, und der war offenbar gestört.
    McCurdy zeichnete sich in diesem Augenblick nicht durch Zielstrebigkeit aus. Er und Boas hielten auf der Palisade weiterhin Wache, aber seine Männer hatten ihre sichere Position an der Mauer verlassen und durchstöberten das Geländer nach wiederverwertbarem Material; zumindest nahm Boas das an. Da sich der Nebel gehoben hatte, schienen sich ihre Sorgen wegen drohender Gefahren erheblich vermindert zu haben.
    Auf den Bootsmann schien dies aber nicht zuzutreffen. Er klopfte mit den Fingern auf das zersplitterte Holz, starrte in den gleichgültigen Himmel und betrachtete aufmerksam den Dschungel unter ihnen, zwischen dessen Blättern in der Ferne der Mitémélé als dünnes silbernes Band aufblitzte. Dahinter lag der Hafen Ayacalong.
    »Unter normalen Verhältnissen wäre Ostrander seines Kommandos enthoben worden«, stellte McCurdy ganz nebenbei fest. »Es ist eine viel ernstere Angelegenheit unter Beschuss.«
    »Sind Sie jetzt unter Beschuss?«
    McCurdy antwortete nicht, machte seinem Ärger aber weiterhin Luft. Kurze Zeit später sagte er: »Ist es die Mauer, die uns alle verrückt macht?«
    Boas wusste darauf keine Antwort.
    Am Nachmittag, mehrere Stunden später, entdeckte er ein Luftschiff, das sich schnell sinkend auf sie zubewegte. »Bootsmann, sehen Sie: die Erinyes .«
    »Nein«, sagte McCurdy fast augenblicklich. »Der Tragkörper der Cumae -Klasse sieht anders aus. Sieht eher aus wie ein Kreuzer. Vermutlich was in der Richtung der Boxer -Klasse. Oder eine Artemis.« Er kniff die Augen zusammen. »Auf jeden Fall ein Schiff Ihrer Kaiserlichen Majestät. Die Chinesen tarieren ihre ganz anders aus.«
    Boas gefiel die Aussicht nicht, von einer weiteren Besatzung am Boden festgehalten zu werden. »Ich glaube, dies ist der Zeitpunkt, an dem mein Engagement sein Ende findet«, sagte er zu McCurdy. »Bevor sie zur Landung ansetzen.«
    Der Bootsmann warf Boas einen Blick von der Seite zu. »Du verschwindest jetzt hinten über den Zaun, Herr Messing?«
    »Ich denke, ich gehe vorne über die Palisade.«
    McCurdy starrte zu dem Luftschiff

Weitere Kostenlose Bücher