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Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Titel: Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Alarmanlage nicht eingeschaltet habe.« Ich legte das Gesicht in meine Hände und begann zu weinen.
    »Nicht deine Schuld, Oscar«, sagte mein Dad. »Deren Schuld.« Er gab den Bankräubern einen Namen, den ich aus seinem Mund nicht erwartet hätte, und ich errötete, als ich das Wort hörte. »Ich weiß, mein Junge, wenn Menschen schreckliche Dinge angetanwerden, dann kann es manchmal sein, dass sie das Ganze aus ihrem Gedächtnis löschen. Du musst in einer Art Verlies aufgewachsen sein, in dem dich diese Verbrecher gefangen hielten.«
    »Ich war in einem Zug, Dad. Vierzig Stunden oder so, von Chicago nach Los Angeles. Ich bin elf Jahre alt. Du musst mir glauben.«
    Ratlosigkeit überschattete das Gesicht meines Vaters. Er sagte mit seiner bedächtigsten Sonntagsstimme: »Oscar, es sind zehn reale Jahre. Wir haben 1941 , nicht 1931 . Du wurdest gekidnappt und nie gefunden. Ich habe jeden Tag eines jeden Monats in jedem dieser Jahre gezählt und ich habe jede Nacht in mein Kissen geweint, weil ich dachte, du seist tot!«
    Langsam ergriff mich Panik. Dad musste mir glauben – andernfalls würde er denken, ich hätte den Verstand verloren.
    Mein Dad rauchte seine Zigarre zu Ende und drückte den Stummel aus. Ich holte die Zigarre hervor, die er mir gegeben hatte, und reichte sie ihm, damit er sie sich ansteckte.
    »Was ist das?«, sagte er und spuckte. »Was ist dieses grüne Zeug am Ende dieser Zigarre?«
    »Warte!«, rief ich. »Dad, das ist der Beweis!« Ichstülpte meine Hemdtasche nach außen, schüttete eine Handvoll leuchtend grünen Sand heraus, zuerst in meine Hand und dann in seine. »Schau!«, sagte ich. »Sag mir, was das ist, Dad!«
    Er ließ den Sand durch seine Finger rinnen und roch daran. Er zog ein Gesicht. »Das ist … das ist dieses künstliche Gras!«, sagte er. »Permagras! Wir hatten es auf unserer Modelleisenbahnanlage.«
    »Dad, bevor ich auf die Anlage gesprungen bin, kurz bevor die Gangster in die Bank gekommen sind, hatte ich mein Gesicht in Mr Pettishanks’ Prärie gedrückt. Du weißt, wie ich das zu Hause immer gemacht habe. Das Gras ist auf der einen Seite meines Gesichts haften geblieben. Eine Frau im Zug hat mich darauf aufmerksam gemacht!«
    Zum ersten Mal zögerte mein Dad und er kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Eins weiß ich«, sagte er. »Du bist nicht mehr im Jahr 1931 , Junge. Ich habe 1932 und 1936 für Mr Roosevelt gestimmt, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Präsident Roosevelt hat uns eigenhändig durch diese schreckliche Wirtschaftskrise gesteuert und Amerika wieder auf die Beine gebracht. Heute sind die Kinofilme in Farbe, Oscar! Antibiotika heilenInfektionen! Und Joe DiMaggio ist der beste Schlagmann in der amerikanischen Baseballliga! Er hat fünfundvierzig Homeruns geschafft und in dieser Saison für die Yankees siebzig Punkte eingeheimst. Hast du nie von diesen Dingen gehört?«
    »Nie!«, antwortete ich. »Aber das spielt jetzt keine Rolle! Dad, wir sind reich«, sagte ich und klopfte vergnügt mit meinem Löffelstiel auf den Tisch.
    »Reich?«
    »Jawohl. Du kannst eine Orangenranch kaufen. Wir haben zehntausend Dollar.«
    »Wie meinst du das, Oscar? Ich habe diese ganzen zehn Jahre als Gelegenheits-Mechaniker gearbeitet. Ich verdiene nach wie vor nur fünfzig Dollar die Woche«, sagte Dad.
    »Dad, Mr Pettishanks hat eine Belohnung ausgesetzt, für Hinweise, die zur Ergreifung der Bankräuber führen. Zuerst waren es fünftausend Dollar und die wurden jetzt auf zehntausend verdoppelt! Ich muss mich nur erinnern, wie die Gangster ausgesehen haben und wie sie heißen. Wir werden fein heraus sein, Dad. Die Belohnung war gestern in der Los Angeles Times angezeigt. Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen.«
    Mein Dad schüttelte den Kopf. »Oscar. Die Belohnung ist verjährt. Die Polizei wird die Gangster jetzt nicht mehr fassen. Das Verbrechen ist längst vergessen. Wir befinden uns mitten im Krieg!«
    »Im Krieg?«
    »Die Japaner haben unsere Flotte in Pearl Harbor angegriffen.«
    »Pearl Harbor? Wo ist das? Die Japaner?« Mr Kinoshura zu Hause in Cairo war ein Japaner. Mr Kinoshura betrieb den Getränkeladen. »Aber die Japaner sind nette Leute. Warum haben sie das getan?«, fragte ich.
    »Der ganze Staat Kalifornien zittert vor Angst, dass die Japaner demnächst kommen und uns bombardieren werden. Jeder ist in Panik. Alle jungen Kerle gehen zur Armee und Marine.« Dads Gesicht verdüsterte sich. »Oh nein!«, sagte er besorgt.
    »Was oh nein ?«,

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