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Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Titel: Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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der das Ganze angezettelt hat. Hitler und sein italienischer Kumpel, Mussolini. Die Italiener sind auch mit von der Partie! Die Leute nennen das den Zweiten Weltkrieg. Oscar, wir müssen dich von hier wegbringen!«
    »Dad, ich bin elf Jahre alt. Alles, was ich dir erzählt habe, ist wahr.«
    »Oscar, wir müssen schleunigst weg von hier, aber ich weiß nicht, wie und wohin«, sagte mein Dad. »Vielleicht sollten wir einfach aus der Stadt verschwinden und uns in die Berge von Montana zurückziehen, bis der Krieg zu Ende ist.«
    »Dad, ich habe eine Idee«, sagte ich. »Setzen wir uns in den Laster und ich sag’s dir.«
    Unglücklich stapfte mein Dad zurück zum Lieferwagen, wobei er finster auf einen Punkt in mittlerer Entfernung starrte, als läge dort eine Lösung. Er setzte sich auf den knarrenden ledernen Fahrersitz und schaltete in den Leerlauf.
    »Dad, ich weiß, dass du mir das mit dem Zug nicht glaubst. Dass ich in einen Lionel-Zug gestiegen und hierhergekommen bin«, begann ich.
    Etwas zwischen einem kleinen Kichern und einem Seufzer kam aus seinem Mund und er schüttelte den Kopf. »Sie werden dich in diesen schrecklichen Krieg hineinziehen, Oscar«, sagte er. »Außer wir machen uns so schnell wie möglich auf die Socken und verschwinden irgendwohin, wo sie uns nicht finden können.«
    »Dad, würdest du mir zuhören? Bitte?«
    »Schieß los, Oscar.« Dad bewegte seine Hand unruhig auf dem Steuerknüppel hin und her.
    Ich bemühte mich, meine Stimme so vernünftig und logisch wie möglich klingen zu lassen. »Wir müssen eine Modelleisenbahnanlage finden, Dad. Wenn ich es einmal getan habe, kann ich es vielleicht wieder tun.«
    »Was wieder tun?«, fragte er.
    »In einen Zug steigen. Durch die Zeit reisen. Dorthin zurückkehren, wo ich 1931 losgefahren bin. Wenn ich das kann … wenn ich diese Gangster entlarven kann, dann werden wir reich sein! Dieser Krieg wird zehn Jahre in der Zukunft liegen. Du kannst wieder nach Hause nach Cairo kommen und wir werden unser altes Haus und sogar unsere Züge zurückkaufen. Alles, was ich brauche, ist eine Lionel-Modelleisenbahn, eine gute Anlage.«
    »Aber wir sind im Jahr 1941 , Oscar, 1931 ist vorbei.«
    »Nein, ist es nicht, Dad. Es ist wie bei einem Fluss. Alle Zeiten sind zugleich gegenwärtig. Das ist, was Professor Einstein sagt.«
    »Professor wer?«
    »Dad, willst du mir vertrauen? Willst du mir helfen, eine Eisenbahnanlage zu finden, und es mich versuchen lassen? Denn wenn ich ins Jahr 1931 zurückreisen kann und du nach Hause nach Cairo zurückkommen kannst, wird nichts von alldem je passiert sein. Nicht die Arbeit auf der Tip-Top-Ranch und nicht die zehn Jahre, die du allein in einem Mietzimmer gewohnt und dich um mich gesorgt hast.«
    Mein Dad schüttelte den Kopf. »Du kannst nicht in einen Lionel-Zug steigen, Oscar«, sagte er. »Sei vernünftig, Junge!«
    »Dad, ich habe es schon einmal getan. Ich kann es wieder tun. Ich werde einfach meinen Kopf auf die Anlage legen und mir vorstellen, dass ich so klein bin wie die winzigen Zinnfiguren. Wenn es mir gelingt, die Züge so groß wie in Wirklichkeit erscheinen zu lassen, dann kann es klappen, denke ich. Nach meiner Ankunft werde ich als Erstes in die Bank gehen. Irgendwie werde ich mich an die Namen und Gesichter dieser Bankräuber erinnern. Sie werden verhaftet werden und Mr Pettishanks wird mir zehntausend Dollar geben. Du kannst für immer nach Hause zurückkehren. Du wirst sogar alledeine Haare wiederbekommen, Dad! Wenigstens für eine Weile.«
    »Oscar …«, sagte Dad.
    »Und du wirst mich nie mehr verlassen müssen.«
    Dad rieb sich die Augen. »Wir kommen vom Regen in die Traufe, Oscar«, sagte er traurig. »So oder so verliere ich dich aus den Augen, nachdem du eben erst in mein Leben zurückgekehrt bist. Mein Junge wurde mir wie durch ein Wunder zurückgegeben, Gott sei’s gedankt, aber, Oscar«, seine Stimme nahm den gleichen Ton an wie damals, als er mir sagte, dass er unsere Züge verkauft habe, »ich höre das Heulen des Wolfs dort draußen in den Bergen.«
    »Dad, wir müssen einen Zug finden«, erwiderte ich. »Ich muss es wenigstens versuchen! Wenn es nicht funktioniert, hauen wir ab und verschwinden nach Montana.«
    Dad klopfte seine Hose ab. Er schaltete den Lastwagen in den Rückwärtsgang.
    »Modelleisenbahnen«, murmelte Dad. »Teure Anlagen. Ich kenne keinen Menschen, der sich heutzutage eine elektrische Eisenbahn leisten kann.«
    »Gehen wir in ein Spielwarengeschäft«, sagte ich.

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