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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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bekehrt«, erklärte er und stand auf. »Egal, was sich der Dreckskerl Roote hat zuschulden kommen lassen, wir reißen ihm die Fingernägel aus, bis er gesteht!«
    Aber dieser schöne Plan mußte bis zum nächsten Tag verschoben werden, denn wie auch immer Rootes tatsächlicher Geisteszustand aussehen mochte, er hatte die Ärzte davon überzeugt, daß er zu verstört war, um verhört zu werden.
     
    Die Echtheit von Ellie Pascoes Verstörtheit über die Nachricht von Johnsons Tod stand hingegen außer Zweifel.
    Sie ging in den Garten hinaus, wo sie fast eine halbe Stunde lang unter dem dekorativen Skelett des Kirschbaums in der kalten Abendluft ausharrte. Die schlanke, sportliche Ellie schien ihre alte Spannkraft verloren zu haben. Pascoe, der sie durch die Terrassentür beobachtete, stellte erschrocken fest, daß ihm dieser geschmeidige Körper, den er so gut kannte, zum ersten Mal gebrechlich erschien. Rosie, seine kleine Tochter, kam zu ihm und fragte: »Was macht Mum da?«
    »Nichts. Sie will nur ein bißchen allein sein«, erwiderte Pascoe, der sein Kind nicht mit dem Kummer der Erwachsenen belasten wollte. Aber Rosie hielt diesen Wunsch nach Einsamkeit offenbar für ganz natürlich. »Wahrscheinlich kommt sie rein, wenn es zu regnen anfängt«, meinte sie. Dann machte sie sich auf die Suche nach ihrem geliebten Hund.
    »Tut mir leid«, sagte Ellie, als sie zurückkam. »Ich mußte das nur in den Kopf kriegen. Nicht, daß es mir gelungen wäre.
    O Gott, der arme Sam! Kommt hierher, um einen Neuanfang zu machen, und dann das …«
    »Neuanfang?«
    »Ja. Es war mehr ein Ausweichen. Anscheinend hatte er in Sheffield … einen Trauerfall und wollte einfach weg. Da wurde unerwartet diese Stelle frei, er hat sich beworben, wurde genommen und hat dann den Sommer im Ausland verbracht. Und so haben sie ihm das Projekt ›kreatives Schreiben‹ aufgehalst. Dafür sollte wirklich eigens jemand eingestellt werden, aber er war gar nicht imstande zu streiten, das haben die Schweine natürlich ausgenutzt …«
    »Einen Augenblick«, unterbrach sie Pascoe. »Dieser Trauerfall … das hast du nie erwähnt, und mit mir hat Sam auch nicht darüber gesprochen.«
    »Mit mir auch nicht«, gab Ellie zu. »Es war nur Klatsch, du weißt ja, wie sie an der Uni sind, die alten Tratschweiber …« Normalerweise hätte ihn diese doppelte Diskriminierung wegen Alter und Geschlecht seitens einer so tapferen Verteidigerin der Menschenrechte zu einer ironischen Bemerkung provozieren können, aber nicht jetzt.
    »Mit anderen Worten, deine lieben alten Kolleginnen haben dich über Sams Vorgeschichte aufgeklärt? Oder wenigstens über die Klatschgeschichten?« fragte Pascoe.
    »Stimmt. Klatschgeschichten. Und deshalb habe ich dir auch nichts erzählt. Ich meine, es war Sams Angelegenheit. Anscheinend gab es in Sheffield einen Studenten, der Sam ziemlich nahestand. Er hatte eine Art Unfall und ist gestorben …«
    »Ein Student?«
    »Ja, soviel ich weiß.«
    »Sam Johnson war also schwul?«
    »Das bezweifle ich. Bisexuell vielleicht. Machst du dir Sorgen, weil du mit ihm Squash gespielt hast? Tut mir leid, Schatz, das war dumm von mir.«
    »Höchstens dumm von mir, daß ich es gemacht habe«, meinte Pascoe. »Dieser Unfall – was erzählen denn die Tratschweiber darüber? Hatte sich Sam da etwas vorzuwerfen?«
    »Keine Ahnung. Ich habe mich nicht nach Einzelheiten erkundigt. Peter, du hast doch gesagt, du wüßtest noch nicht genau, woran Sam gestorben ist. Worauf willst du also hinaus?«
    »Auf nichts. Es gibt viele Möglichkeiten … und da Roote in die Sache verwickelt ist …«
    Ellie schüttelte ärgerlich den Kopf.
    »Ich weiß, es ist dein Job, aber ich bin noch nicht so weit, Sams Tod als Fall zu betrachten. Er ist tot, einfach tot, und es ist nicht wichtig, warum. Aber eins noch, Pete: jedesmal, wenn Franny Roote zur Sprache kommt, fängst du an zu zucken wie ein Hund, der ein Kaninchen sieht. Denk daran, was letztes Mal passiert ist. Vielleicht solltest du ganz behutsam vorgehen.«
    »Guter Rat«, sagte er.
    Kein Kaninchen, dachte er. Ein Wiesel.
     
    Am nächsten Morgen erschien Roote aus eigenem Antrieb, nach wie vor fest überzeugt, Johnson sei ermordet worden, und wollte wissen, was die Polizei in der Sache unternahm. Pascoe führte ihn in einen Verhörraum, um ihn zu beruhigen, aber während er auf Dalziel wartete, tauchte Bowler auf und teilte ihm mit, daß der Superintendent kurz mit ihm sprechen wolle.
    »Bleiben Sie bei

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