Die rätselhaften Worte
nur, daß ich eine Ratte rieche, und ihr Name ist Roote. Erledigst du das jetzt, oder muß ich es selbst machen?«
»Klingt wie ein Befehl,
Sir«,
sagte Wield.
Es war schon ziemlich lange her, daß Wield ihn Sir genannt hatte – außer bei hochoffiziellen Anlässen.
Aber als er sich umdrehte, hörte er den Sergeant sagen: »Pete, sei vorsichtig, wenn du da reingehst, ja?«
Im Verhörzimmer legte Dalziel die Fakten zu Johnsons Vergiftung offen auf den Tisch, was Pascoe nie getan hätte. Als er berichtete, das Midazolam sei zuerst in die Whiskyflasche gegeben worden und dann in die Kaffeetasse gelangt, fiel ihm Roote ins Wort.
»Wir haben gar keinen Kaffee getrunken. Das ist der Beweis. Es muß noch jemand anders dagewesen sein.«
Dalziel nickte und notierte etwas, als wäre er für den Hinweis dankbar. Nun schaltete sich Pascoe ein.
»Was haben Sie getrunken?«
»Whisky. Und wir haben Sandwiches gegessen.«
»Welche Sorte?«
»Weiß ich nicht. Meines war mit Käse, seines mit Hühnchen, glaube ich. Er hat auf dem Heimweg vom Pub bei einer Tankstelle gehalten und sie gekauft. Die schmecken alle gleich, würde ich sagen. Ist das irgendwie relevant?«
»Nur ein wichtiges Detail, Mr. Roote«, sagte Pascoe, der wußte, wie nützlich es sein konnte, auf Dingen herumzuhakken, die einem Verdächtigen auf die Nerven gingen. »Haben Sie sonst noch etwas gegessen? Er oder Sie?«
»Nein. Das heißt, Sam hatte auch ein paar Schokoriegel gekauft, Yorkies. Er hat seinen gegessen. Ich esse keine Schokolade.«
»Warum nicht?«
»Ich bekomme Migräne davon. Worum zum Teufel geht es hier eigentlich? Was hat das mit Sams Tod zu tun?«
»Bitte haben Sie Nachsicht mit mir, Mr. Roote. Haben Sie diesen Yorkie-Riegel, den Sie nicht gegessen haben, vielleicht ausgepackt?«
»Natürlich nicht! Warum sollte ich?«
»Vielleicht bedauern Sie ja, daß Sie keine Schokolade essen dürfen, und sehen sie wenigstens an, riechen daran?«
»Nein. Um Himmels willen, Mr. Dalziel, ich habe einen guten Freund verloren, und alles, was ich zu hören bekomme, ist Geschwafel über meine Ernährung!«
Wer auf diesem Stuhl saß und den Dicken um Hilfe bat, war nur zu bedauern, dachte Pascoe schadenfroh.
»Mr. Pascoe versucht nur, Dinge einwandfrei zu klären, Mr. Roote«, erwiderte Dalziel. »Kommen wir noch mal auf den Kaffee zurück. Sie sagten, Sie hätten keinen getrunken. Also muß er ihn wohl gemacht haben, nachdem Sie gegangen waren, stimmt’s?«
»Stimmt. Es muß noch jemand gekommen sein, jemand, den er kannte.«
»Sie versteifen sich ziemlich auf diesen anderen Besucher«, meinte Dalziel zweifelnd. »Wir haben aber nur eine Tasse gefunden, und unser Labor hat festgestellt, daß Johnson auf jeden Fall daraus getrunken hat.«
»Und was beweist das? Einen Kaffeebecher zu spülen, ist nicht schwer. Welche Kanne hat er benutzt?«
»Woher wissen Sie, daß er eine Kanne benutzt hat?«
»Er hat immer richtigen Kaffee gemacht. Pulverkaffee hat er verabscheut. Und er hatte eine kleine Kanne für eine Tasse, wenn er alleine war, und eine große für Gäste. Es war die große, oder?«
»Sie waren ja in dem Zimmer, Mr. Roote. Wahrscheinlich haben Sie sie selbst gesehen. Auf dem Tisch neben seinem Sessel.«
»Ich habe mir doch nicht die Scheißmöbel angesehen, Sie Trottel!« schrie Roote und sprang auf, wobei er seinen Stuhl nach hinten umkippte und den Tisch auf seine beiden Befrager zuschob.
»Unterbrechung des Verhörs, bis sich der Zeuge beruhigt hat«, gab Dalziel gleichmütig zu Protokoll.
Draußen sagte er: »Der Junge ist ziemlich aus den Pantinen gekippt. Du hast doch nicht etwa hinter meinem Rücken Grimassen geschnitten?«
»Nein«, entgegnete Pascoe. »Es ist eher Roote, der uns Grimassen schneidet. Wir sollten rauskriegen, was er dahinter verbirgt.«
»Ein bißchen plastische Chirurgie mit dem Schlagstock, meinst du? Jetzt mach mal halblang. Ich begreife einfach nicht, warum er Mord schreit, wenn er in der Sache drinhängt.«
»Er ist gerissen und verschlagen. Nur weil wir nicht begreifen, was er erreichen will, heißt das noch lange nicht, daß er das selbst nicht weiß.«
»Ich wünschte, ich könnte dasselbe über uns behaupten. Was ist dann mit der blöden Kanne, die Johnson benutzt hat? War sie groß oder klein?«
»Groß. Und es sieht so aus, als wären mehrere Tassen ausgeschenkt worden, immer angenommen, daß er sie voll gemacht hat. Im Obduktionsbericht heißt es, Johnson habe kurz vor seinem Tod eine
Weitere Kostenlose Bücher