Die rätselhaften Worte
erhebliche Menge Kaffee getrunken, aber genaue Angaben haben sie nicht im Angebot.«
»Die kriegt man nie, wenn man sie braucht. Die Ärzte sind auch zu nichts zu gebrauchen«, meinte Dalziel. »Und was sollte das mit dem Yorkie-Riegel?«
»Damit wollte ich ihn nur piesacken. Der andere wurde ausgepackt und auf den Kaminsims gelegt. Wahrscheinlich wollte Johnson ihn essen und ist nicht mehr dazu gekommen.«
»Ich könnte auch einen vertragen«, meinte Dalziel und rieb sich den Bauch. »Also, was meinst du, mein Junge? Wenn nun Roote nicht in den Fall verwickelt wäre, was würdest du dann noch unternehmen, außer dem Coroner klarzumachen, daß Johnson offenbar Selbstmord begangen hat?«
Pascoe überlegte und sagte dann: »Ich würde versuchen herauszufinden, woher Johnson das Midazolam hatte. Und warum er es erst in den Whisky und nicht direkt in den Kaffee getan hat.«
»Gute Fragen«, meinte Dalziel. »Gehen wir wieder rein, ja? Mal sehen, ob er sich beruhigt hat, dann können wir ihn wieder ein bißchen piesacken.«
Sie kehrten in den Raum zurück, wo Roote zumindest äußerlich seine gewohnte Fassung wiedergewonnen hatte.
Dalziel fuhr mit der Befragung fort, als wäre nichts geschehen.
»Der Zeitpunkt für dieses Tutorengespräch mit Dr. Johnson war doch ein bißchen merkwürdig gewählt. Sonntag mittag? Ich meine, da setzen sich doch die meisten Leute im Kreis ihrer Lieben zu Roastbeef und Yorkshire-Pudding an den Tisch.«
»Ich erinnere mich dunkel, daß wir Sie im Dog and Duck zurückgelassen haben, Superintendent.«
»Stimmt, der Kreis meiner Lieben trifft sich im Pub«, meinte der Dicke. »Und worum ging’s bei dem Gespräch?«
»Was soll die Frage?«
»Es könnte uns Aufschluß über Dr. Johnsons Gemütszustand geben, nachdem Sie gegangen waren«, sagte Pascoe leise.
»Sein Gemütszustand spielt keine Rolle«, beharrte Roote. »Sie versuchen immer noch, das als Selbstmord unter den Teppich zu kehren, oder? Sam war kein Mensch, der Selbstmord begeht.«
»Sie müssen es ja wissen, oder?« bemerkte Dalziel.
»Wie bitte?«
»Sie haben sich vor ein paar Monaten die Pulsadern aufgeschnitten, wenn ich mich recht entsinne.«
»Ja, aber das war …«
»Mehr ein Wink? Vielleicht ging es dem guten Doktor ja auch nur um einen Wink. Vielleicht hatte er vor, mit seinem Buch auf dem Schoß gefunden zu werden, so daß genug Zeit blieb, um ihm den Magen auszupumpen. Und umsorgt von seinen lieben Freunden, wäre er glücklich genesen. Sie betrachten sich doch als lieben Freund, nicht wahr, Mr. Roote?«
Einen Augenblick schien es, als würde ein weiterer Wutausbruch folgen, aber es geschah nichts.
Statt dessen lächelte Roote und sagte: »Da sind Sie auf dem Holzweg, Superintendent. Sie glauben vielleicht, Sam und ich seien ein schwules Pärchen gewesen, das sich beim Mittagessen zerstritten hat. Ich bin davongestürmt, und Sam hat beschlossen, mir eine Lektion zu erteilen, indem er ein sorgfältig dosiertes, nicht lebensbedrohliches Mittelchen schluckt in der Erwartung, ich würde rechtzeitig wiederkommen, um seine Wiederbelebung zu überwachen. Und danach würden wir für den Rest des Tages nur noch an Versöhnung, Zerknirschung und natürlich an Sex denken. Aber als ich nicht gekommen bin, hat er weitergetrunken. Und jetzt versuche ich, gequält von Schuldgefühlen, mein Gewissen zu beruhigen, indem ich behaupte, es sei Mord gewesen.«
Pascoe empfand ein unwürdiges Vergnügen, als er hörte, wie Dalziels absurde Theorie so präzise seziert wurde.
Der Dicke schien jedoch nicht im mindesten verlegen.
»Sapperlot, Chief Inspector«, sagte er zu Pascoe, »hast du das gehört? Kennt die Fragen, bevor sie gestellt werden! Wenn wir noch ein paar von der Sorte kriegen, brauchen wir ihnen nur noch beizubringen, sich selbst zu vermöbeln. Wir beide wären arbeitslos.«
»Nein, Chef. Wir bräuchten immer noch jemanden, der die Antwort anhört«, meinte Pascoe. »Und die lautet, Mr. Roote?«
»Die Antwort lautet nein. Sam und ich waren Freunde, gute Freunde, wie ich glaube. Vor allem aber war er mein Lehrer, ein Mann, vor dem ich mehr Achtung hatte als vor jedem anderen, ein Mann, der in der Welt des Geistes einen gewaltigen Beitrag geleistet hätte und dessen Tod für mich, persönlich wie intellektuell, kaum zu verkraften ist. Aber ich muß mein Los tragen, und sei es nur, damit ihr inkompetenten Wichtigtuer diese Ermittlung nicht ebenso vermasselt wie schon andere in der Vergangenheit.«
»Niemand
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