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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Flugangriff. Es endete damit, daß alle drei fluchend und schimpfend übereinander auf dem Teppich lagen.
    Nach ein paar Minuten gelang es den beiden, den Rasenden aus dem Zimmer zu zerren. Sobald die Tür geschlossen war, schien alle Muskel- und Seelenkraft aus ihm zu weichen, und er glitt an der Wand entlang zu Boden. Dort saß er, den Kopf zwischen den Knien, reglos da wie ein in Stein gehauener Höllendämon auf dem Turm einer Kathedrale.
    »Tut mir leid, Sir«, flüsterte Bowler Pascoe zu. »Er ist einfach ausgerastet. Und er ist um einiges stärker, als er aussieht.«
    »Ich weiß.«
    Pascoe starrte unverwandt auf Rootes gebeugten Kopf.
    Seine Augen waren nicht zu sehen; falls er sie nicht geschlossen hatte, konnte er nur auf den Fußboden blicken.
    Warum habe ich trotzdem das Gefühl, daß mich der Dreckskerl beobachtet? dachte Pascoe.

[home]
    Dreiundzwanzig
    V on Anfang an war es Franny Roote, der von Mord sprach. Was, wie Dalziel betonte, merkwürdig wirkte, weil er momentan der einzige Verdächtige war, den sie im Angebot hatten.
    »Dann wären wir doch blöd, wenn wir ihn nicht nehmen«, meinte Pascoe übereifrig.
    »Nö, mein Junge. Einem geschenkten Gaul haut man erst mal aufs Maul«, entgegnete Dalziel. »Vier Möglichkeiten. Natürlicher Tod, Unfall, Selbstmord, Mord. Der Obduktionsbericht gibt uns vielleicht Aufschluß, aber augenblicklich haben wir hier einen Mann mit einem Herzleiden, der den Eindruck macht, als sei er friedlich am heimischen Kamin verstorben. Gott schenke uns allen einen so netten Abgang.«
    Diese fromme Anwandlung wurde mit dem salbungsvollen Lächeln eines Fernsehpredigers vorgetragen, der sich darauf freut, aus dem Studio in sein Hotelzimmer zurückzukehren, wo eine Dreifaltigkeit gestiefelter Damen bereitsteht, sein sündiges Fleisch zu züchtigen.
    »Chef, ich weiß, daß wir wegen dieser Wordman-Geschichte unter Druck stehen …«
    »Wordman? Was zum Teufel hat das mit dem Wordman zu tun?« wollte Dalziel wissen, dem der Wechsel von salbungsvoll zu schroff keine Mühe bereitete. »Ich weiß schon, warum ich den Stuffer-Dialog unter Verschluß halte. Wenn das bekannt wird, kommen sie alle mit der gleichen Masche. Jedes alte Tantchen, das die Treppe runterfällt, ist dann von diesem blöden Wordman geschubst worden!«
    Das war so himmelschreiend ungerecht, daß sogar Pascoe sich aus der Reserve locken ließ.
    »Ich glaube, da bist du auf dem Holzweg. Okay, es gibt keine Hinweise darauf, daß Sams Tod etwas mit dem Wordman zu tun hat. Aber falls es noch einen Mordfall mit dem Wordman gibt, dann mußt du dir ein paar gute Erklärungen einfallen lassen.«
    »Nö, mein Junge. Aus dem Grund halte ich mir kluge Kerlchen wie dich, die mir diese Arbeit abnehmen.«
    »Dann solltest du vielleicht die Ohren aufsperren, wenn ich dir sage, daß Roote nicht ohne Grund Mord schreit.«
    »Ein doppelter Bluff, meinst du? Weil er es war? Nö, ich räume ein, daß er sich vielleicht schuldig fühlt, aber es gibt alle möglichen Arten von Schuld. Was ist, wenn er und Johnson etwas laufen hatten …«
    »Etwas laufen …?«
    »Genau. Etwas laufen. Wenn sie warme Brüder waren. Ich wollte dir nur das Erröten ersparen. An dem Sonntag gehen sie zu einem Quickie in die Wohnung, und es kommt zum Streit. Roote stürzt davon. Johnson denkt, er kommt gleich wieder, und macht es sich mit seinem Buch und einem Kaffee gemütlich. Dann reagiert seine schwache Pumpe, von der du mir erzählt hast, auf die ganze Aufregung über den Streit oder was sie sonst miteinander hatten, und er kratzt ab.«
    Die vorläufige medizinische Untersuchung hatte bisher nur Herzversagen als Todesursache ergeben. Der Gerichtsmediziner ging davon aus, daß Johnson seit mindestens zwei Tagen tot war. Er mußte also am Sonntag gestorben sein, und da hatte Roote ihn als letzter bekannter Zeuge lebend gesehen. Die umfassende Autopsie war für den folgenden Morgen vorgesehen. Rootes Fingerabdrücke befanden sich auf dem Glas neben dem zweiten Sessel, nicht aber auf dem Kaffeebecher und der Whiskyflasche, die zur weiteren Untersuchung und Analyse an das Polizeilabor geschickt worden waren.
    »Unterdessen ist Roote ernsthaft eingeschnappt«, fuhr Dalziel fort. »Er stellt sich tot, weil er annimmt, daß Johnson ihm in den nächsten paar Tagen nachläuft. Weil nichts dergleichen passiert, macht sich Roote allmählich Sorgen, und als er sieht, daß Johnson tot ist, will er sich natürlich nicht selbst die Schuld geben, also schreit er

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