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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Nachspeise auf den Kopf. Vor Gericht erklärte er später: »Es war nicht persönlich gemeint. Ich habe es nicht getan, weil sie sich negativ über meine Bücher geäußert hat, sondern wegen ihres entsetzlichen Stils. Mir liegt die Pflege unserer Sprache am Herzen.« Man verdonnerte ihn zu einer Buße von fünfzig Pfund und drohte weitere Maßregelungen an, falls er sich nicht friedlich verhielt.
    Sam Johnson hatte Penn sofort aufgesucht. »Ich glaube, Sie wissen mehr über Heine als jeder andere in Yorkshire«, begann er.
    »Da gehört nicht viel dazu. Angeblich wissen Sie mehr über Beddoes als jeder andere im Dog and Duck kurz vor der Sperrstunde.«
    »Ich weiß, daß er 1824 als Medizinstudent an die Universität Göttingen ging, als Heine dort Jura studierte.«
    »Ach ja? Und Hitler und Wittgenstein waren in einer Klasse. Na und?«
    »Wie wär’s, wenn wir uns mal im Dog and Duck treffen und mit unserem Wissen protzen?«
    »Heute ist Quizabend. Man kann nie wissen. Vielleicht kommt es dran.«
    So war ein Waffenstillstand geschlossen worden, bevor es überhaupt zu Feindseligkeiten gekommen war. Als die beiden schließlich auf den Schreibkurs zu sprechen kamen, erklärte sich Penn nach symbolischem Feilschen mit dem Angebot einverstanden, gelegentlich als »alter Hase« in Erscheinung zu treten. Weiter meinte er, falls sich Johnson auch für einen Beitrag von einem jüngeren Mitglied der schreibenden Zunft interessiere, sei er mit der Autorin Ellie Pascoe, deren erster Roman demnächst erscheine, bestimmt nicht schlecht bedient. Er kenne sie noch aus alten Zeiten, als sie selbst Dozentin gewesen sei, und sie gehöre seiner bedrohten Literaturgruppe an.
    Diese Version der ersten Begegnung reimte sich Ellie aus den leicht voneinander abweichenden Darstellungen der beiden Teilnehmer zusammen. Mit Johnson hatte sie sich auf Anhieb verstanden. Als sie ihn zu sich zum Essen einlud, hatte sich das Gespräch naturgemäß um literarische Themen gedreht, und Pascoe, der sich ins Abseits gedrängt fühlte, hatte sich bereitwillig angeboten, als Johnson nebenbei erwähnte, wie schwierig es sei, unter seinen meist unsportlichen Kollegen einen Squashpartner zu finden.
    Als Johnson schließlich zu später Stunde mit einem Taxi aufbrach, würdigte Ellie die freundliche Geste ihres Mannes mit den Worten: »Sei bitte vorsichtig bei dieser Squashpartie, Peter.«
    Empört erwiderte Pascoe: »Ich bin noch nicht reif fürs Altersheim.«
    »Ich rede nicht von dir, sondern von Sam. Er hat ein Herzproblem.«
    »Und das noch neben seinem Alkoholproblem? Mein Gott!«
    Wie sich schließlich herausstellte, litt Johnson an leichten, medikamentös behandelbaren Herzrhythmusstörungen. Doch Pascoe brannte nicht gerade darauf, seiner Frau das vorzeitige, unwürdige Ende seines Spiels mit einem Partner zu schildern, den er als alkoholabhängigen Kranken eingestuft hatte.
    »Ein Genosse von Ellie, was?« schnaubte Dalziel und schüttelte den Videorecorder. Keine Verfassungsschutzakte hätte Johnson knapper und treffender als radikalsubversiven, trotzkistischen Unruhestifter brandmarken können.
    »Ein Bekannter«, stellte Pascoe richtig. »Soll ich dir mal helfen, Chef?«
    »Nein, ich würde sagen, ich schaffe es allein, das Ding aus dem Fenster zu werfen. Du bist heute ziemlich schweigsam, Superhirn. Was hältst du von der Sache?«
    Sergeant Edgar Wield stand vor dem Schiebefenster. Als Silhouette vor der goldenen Herbstsonne, mit dem Gesicht im Schatten, besaß er die Anmut und die Proportionen der Statue eines griechischen Athleten, dachte Pascoe. Dann trat Wield nach vorn. Nun waren seine Züge deutlicher zu erkennen, und man sah, daß jemand das Gesicht dieser Statue mit einem Hammer bearbeitet hatte.
    »Ich meine, man muß das Gesamtbild betrachten«, sagte er. »Damals, als Roote noch Student im Holm Coultram College war, bevor es in die Universität eingegliedert wurde, hat man ihn vor allem aufgrund deiner Aussage wegen Anstiftung zu zwei Morden eingebuchtet. Von der Anklagebank verkündet er, er freue sich auf die Gelegenheit, dir mal an einem ruhigen Örtchen zu begegnen, um euer leider unterbrochenes Gespräch fortzuführen. Da er bei eurer letzten Begegnung unter vier Augen versucht hat, dir mit einem Felsbrocken den Schädel einzuschlagen, faßt du das als Drohung auf. Aber wir alle werden mindestens einmal wöchentlich bedroht. Berufsrisiko.«
    Dalziel betrachtete das Gerät wie ein Sumo-Ringer, der eine neue Strategie ersinnt, und

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