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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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vielleicht tagelang nicht aktiviert.«
    »Doch, das werden sie«, widersprach der Wachmann. »Wir machen unsere Runde, wissen Sie. Dann ist da noch die Putzkolonne, die kommt, bevor sich die Kamera morgens abschaltet.«
    »Trotzdem«, sagte Pascoe.
    Neben ihm atmete Wield tief ein und begann zu husten. »Alles okay?« fragte Pascoe. »Komisch, wie trocken die Luft in diesen Nichtrauchergebäuden ist.«
    Fünf Minuten später war der Wachmann mit einer Auswahl von Videobändern zurückgekehrt.
    Das Band für den Personaleingang zum Zentrum, wo der Bürobote den Sack abgeliefert hatte, war nicht zu gebrauchen. Diese Kamera wurde zu oft aktiviert von Leuten, die das Gebäude spätabends verließen, und morgens durch Putzfrauen, Lieferanten und früh eintreffende Mitarbeiter, so daß es nur die vorherige Woche zeigte.
    Aber mit dem Band der Lesesaalkamera hatten sie Glück. Das erste gezeigte Datum lag über zwei Wochen zurück, die Aufzeichnung stammte aus der Mitte der Woche, in der Jax Ripley ermordet wurde. Pascoe beobachtete den flackernden Bildschirm genau und dachte, daß Stadtrat Steel erfreut gewesen wäre, wenn er gesehen hätte, wie gewissenhaft die Wachleute und die Reinigungskräfte ihre Aufgaben erfüllten. Hier bekam der Steuerzahler etwas für sein Geld. Und offenbar auch von Dick Dee. Zweimal hatte er die Kamera aktiviert, als er spätabends sein Büro verließ: einmal am Donnerstag abend und dann wieder Freitag nacht, als Ripley ermordet worden war.
    Und jetzt beobachteten sie die Putzfrauen am Samstag morgen. Sie gingen. Die Kamera schaltete sich ab. Normalerweise deaktivierte sich kurze Zeit später das ganze System bis zum Abend. Aber diesmal hatten sie Glück. Als das Bild wieder aufflackerte, war es noch Samstag morgen, 8.45 Uhr.
    »Manchmal pennt der Kollege von der Nachtschicht«, erklärte der Wachmann. »Und die Kamera bleibt den ganzen Tag an, bis der Kollege von der Tagschicht es merkt. Passiert nicht oft, aber teilweise haben wir hier echte Schlafmützen, die wären daheim im Bett besser aufgehoben.«
    Er sah die Dienstlisten durch, dann schob er sie hastig in eine Schublade. Pascoe ahnte, daß er selbst die fragliche Schlafmütze gewesen war.
    Aber das könnte ein Fall von
felix culpa
sein, dachte er, während er auf den Bildschirm schaute und beobachtete, wie Dick Dee mit einer Briefablage in der einen und einem Plastiksack in der anderen Hand erschien. Er legte beides auf die Theke und ging in sein Büro. Der Bildschirm wurde matt.
    »Ihr habt immer noch keine Kamera in diesem Büro«, sagte Pascoe vorwurfsvoll.
    »Nicht unser Fehler, Kollege. Sparmaßnahme. Jedenfalls kommt da keiner rein, ohne vorher durch den Lesesaal zu gehen. Keine Fenster, verstehen Sie?«
    Das Bild kam wieder und zeigte Dee, der aus dem Büro trat. Er öffnete den Plastiksack, schaute hinein, verzog schmerzlich das Gesicht und wandte sich dann der Post zu. Aber bevor er einen der Umschläge öffnen konnte, tauchte Percy Follows auf. Seine Miene verhieß nichts Gutes.
    Pascoe erinnerte sich an Rye Pomonas Aussage. Als sie eintraf, waren die beiden Männer im Büro gewesen und hatten über Jax Ripleys Sendung gesprochen. Sie hatte es für das beste gehalten, nicht zu stören. Offensichtlich besaß das Mädchen Gespür für Diplomatie. Auch ohne Ton wurde aus Follows’ Gesichtsausdruck deutlich, daß es sich nicht um eine freundschaftliche Unterredung handelte. Dee hingegen blieb gelassen und dirigierte seinen Chef ins Büro, zog die Tür bis auf einen Spalt zu, und die Kamera wurde deaktiviert.
    Dann erwachte sie wieder zum Leben. Und jetzt lachte ihnen das Glück. Es war nicht Rye, die das Band wieder in Betrieb setzte. Es war jemand, den er, wie er sich beschämt eingestehen mußte, voll freudiger Hoffnung erkannte.
    Franny Roote.
    Er stand neben der Theke, als würde er der hitzigen Auseinandersetzung lauschen, die sich im Büro abspielte.
    Nun griff er in die abgewetzte Aktentasche, die er bei sich trug, nahm etwas heraus, was schwer zu erkennen war, weil es auf der von der Kamera abgewandten Seite war, schaute sich um, als wolle er sich vergewissern, daß es keine Zeugen gab, öffnete den Sack und steckte etwas hinein. Dann verschwand er. Gesamtzeit 51 Sekunden.
    »Freude, schöner Götterfunken!« jubelte Pascoe.
    »Wart erst mal ab«, meinte Wield.
    Das Bild wurde schwarz. Jetzt kam es wieder, und zwar nach nur einer Minute.
    Diesmal war der Auslöser Charley Penn.
    Auch er schien zu lauschen, dann ließ er

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