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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Ruhestand zu gehen.«
    »Es gibt niedrigere Gipfel«, meinte Wield. »Zum Beispiel Detective Sergeant.«
    »Wieldy, tut mir leid, ich wollte nicht … he, warum entschuldige ich mich, du weißt genau, was ich meine und was ich damit
nicht
sagen wollte! Und ich weiß genau, daß manche Sergeants an ihrem Stuhl kleben, weil sie genau da sind, wo sie sein wollen.«
    Lange Zeit war es ihm ein Rätsel gewesen, warum jemand mit Wields Fähigkeiten nicht an einer Beförderung interessiert war. Vor Jahren hatte er das Thema gegenüber Dalziel angesprochen und die knappe Antwort erhalten: »Eine Führungsposition, aber nicht in exponierter Stellung, das zeichnet den Rang des Sergeants aus.« Was das heißen sollte, war ihm erst klargeworden, als er etwas verspätet begriffen hatte, daß Wield schwul war.
    »Vielleicht wollte George auch genau da sein, wo er war«, meinte Wield. »Er war ein guter Polizist. Als ich gehört habe, was Mary Agnew über die Umschläge gesagt hat, mußte ich an Georges Bemerkung über den Wordman und die Bibliothek denken. Der Steel-Dialog war der erste, der nicht in den Postsäcken war, die von der
Gazette
rübergeschickt wurden, stimmt’s?«
    »Ja, weil der Einsendeschluß für den Wettbewerb vorbei war und es keine Postsäcke mehr gab.«
    »Aber auch der Johnson-Dialog wurde direkt in der Bibliothek abgeliefert«, beharrte Wield, als wäre das der springende Punkt.
    »Und deshalb haben wir jetzt unsere eigenen hochmodernen Kameras installiert, die rund um die Uhr den Postkasten der Bibliothek überwachen«, meinte Pascoe verwirrt.
    »Das weiß ich«, erwiderte Wield geduldig. »Was ich sagen will, ist: Wir haben bis jetzt angenommen, daß die ersten Dialoge an die
Gazette
gegangen und nur in der Bibliothek gelandet sind, weil sie für Einsendungen zum Literaturwettbewerb gehalten wurden. Wenn es so war und der Wordman sich ursprünglich entschieden hatte, seine Dialoge an die
Gazette
zu adressieren, warum hat er sie nicht weiter dorthin geschickt?«
    »Worauf willst du hinaus, Wieldy?«
    »Wenn George recht hat und eine tatsächliche und nicht nur zufällige Verbindung zwischen den Dialogen und der Bibliothek besteht, vielleicht wurden sie erst dann zu den Einsendungen gelegt, als der Postsack eingetroffen war.«
    »Vielleicht«, meinte Pascoe. »Aber was sagt das aus? Wir können die Säcke schließlich nicht mehr bewachen, weil es keine mehr gibt.«
    »Nein, aber ich glaube, der Wettbewerb ging an dem Freitag zu Ende, an dem Ripley im Fernsehen auftrat und ermordet wurde. Der Botenjunge der
Gazette
sagt, daß der letzte Sack mit Einsendungen am Samstag morgen gegen acht Uhr hier abgeliefert wurde. Die junge Frau mit dem lustigen Namen, in die sich Bowler verguckt hat, fand den Dialog um neun Uhr fünfzehn in dem Sack. Hat jemand die Videos der Überwachungskameras aus der Zeit zwischen acht und Viertel nach neun überprüft?«
    »Auf meine Anweisung jedenfalls nicht«, gab Pascoe zu. »Scheiße.«
    »Da stecken wir alle in der Scheiße«, bemerkte Wield. »Aber nicht zu tief. Wenn der Dialog in den Sack gesteckt wurde, nachdem ihn der Bürobote abgeliefert hatte, dann spricht viel dafür, daß es während der Öffnungszeiten passiert ist. Und zu der Zeit waren, unserem seligen Stadtrat Steel sei Dank, die meisten Kameras abgeschaltet.«
    »Ich hätte es trotzdem überprüfen sollen, Wieldy.«
    »Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Glaubst du, man wird uns vermissen, wenn wir für ein paar Minuten verschwinden?«
    Pascoe sah sich um. Ellie war ins Gespräch mit John Wingate vertieft (wahrscheinlich leiert sie eine Fernsehkarriere an, dachte er), während Edwin Digweed als Schiedsrichter für eine weitere Schulhofrauferei zwischen dem umhertänzelnden Percy und dem letzten Schauspieler-Direktor fungierte.
    »Ich glaube nicht«, sagte Pascoe.
    Sie trafen den diensthabenden Wachmann in seinem Büro an, wo es stark nach gesetzeswidrigem Tabakrauch roch. Zunächst schien er nicht geneigt, sich ins Zeug zu legen.
    »Vor vierzehn Tagen, sagen Sie? Keine Chance«, meinte er. »Wenn es keinen besonderen Grund gibt, lassen wir die Bänder einfach durchlaufen, dann spulen sie sich automatisch zurück und werden überspielt.«
    »Ja«, sagte Pascoe. »Aber alle Bänder haben mehrere Stunden Spielzeit, und wenn keine Veranstaltung ist, wie heute abend«, er deutete auf den Bildschirm, wo man den Empfang, den sie gerade verlassen hatten, in dürftiger Schwarzweiß-Qualität sah, »werden manche Kameras

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