Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
her.«
    Er überflog ihn rasch und sagte dann: »Du meine Güte. Ich frage mich, ob der auch mit einem tatsächlichen Vorfall in Verbindung steht.«
    »Das ist es ja. Es ist mir sofort aufgefallen. Ich habe es gestern in der
Gazette
gelesen. Da, schau’s dir an.«
    Sie ging zum Zeitungsständer und nahm die
Gazette
heraus.
    »Da haben wir’s. ›Die Polizei hat Einzelheiten über einen tödlichen Unfall auf der Römerstraße bekanntgegeben, von dem wir in unserer Wochenendausgabe berichtet haben. David Pitman, 19, Musikstudent, wohnhaft in Pool Terrace, befand sich auf dem Heimweg vom Restaurant Taverna in der Cradle Street, wo er einer Teilzeittätigkeit als Alleinunterhalter nachgeht, als er am Samstag in den frühen Morgenstunden mit seinem Motorrad von der Fahrbahn abkam. Er erlitt mehrfache Verletzungen, und bei der Ankunft im Krankenhaus konnte nur noch sein Tod festgestellt werden. Ein anderes Fahrzeug war nicht beteiligt.‹ Armer Kerl.«
    Dee sah sich die Meldung an, dann las er den Dialog noch einmal durch.
    »Wirklich makaber«, meinte er. »Aber teilweise recht nett geschrieben. Wenn unser Freund nur einen etwas konventionelleren Stoff wählen würde, könnte er sich ganz gut machen.«
    »Du glaubst also nicht, daß mehr dahintersteckt?« fragte Rye ziemlich aggressiv. »Bloß irgendein Schwachkopf, der Zeitungsberichte für seine Phantasien ausschlachtet?«
    Dee zog die Augenbrauen hoch und lächelte sie an.
    »Anscheinend haben wir beide unsere Meinung geändert«, sagte er. »Letzte Woche war mir noch unbehaglich zumute, und du hast an meinem Verstand gezweifelt. Wie kommt das?«
    »Dieselbe Frage könnte ich dir stellen.«
    »Laß mich nachdenken«, sagte er in diesem vernünftig-feierlichen Tonfall, der sie manchmal auf die Palme brachte. »Möglicherweise habe ich meine schrulligen Verdächtigungen angesichts der kühlen, rationalen Überlegungen meiner klugen jungen Assistentin ad acta gelegt und eingesehen, daß ich mich zum Narren gemacht habe.«
    Mit einem Grinsen, das ihn um ein Jahrzehnt verjüngte, fügte er hinzu: »Oder ähnlicher Quatsch mit Sauce. Und du?«
    Sie grinste zurück und sagte: »In der
Gazette
ist mir noch etwas aufgefallen. Wart mal … hier ist es. Da steht, die gerichtliche Untersuchung für den Pannenhelfer wurde vertagt, damit die Polizei weitere Nachforschungen anstellen kann. Das kann nur heißen, daß die Todesursache nicht geklärt ist, oder?«
    »Ja, aber es gibt solche und solche ungeklärte Todesfälle«, meinte Dee. »Wenn jemand unerwartet stirbt, muß die Sache immer gründlich untersucht werden. War es ein Unfall, müssen die genauen Ursachen festgestellt werden, um zu entscheiden, ob Fahrlässigkeit im Spiel war. Aber selbst, wenn Verdacht auf eine Straftat besteht, müßte, damit so etwas irgendeine Bedeutung hat …«
    Er hielt den Dialog in die Höhe und sah sie erwartungsvoll an.
    Ein Test, dachte sie. Dick Dee veranstaltete gern Tests. Als sie hier anfing, hatte sie sich gegängelt gefühlt. Dann war ihr klargeworden, daß es zu seiner Lehrmethode gehörte und weit angenehmer war, als etwas erzählt zu bekommen, was sie bereits wußte, oder Dinge nicht zu erfahren, die sie wissen sollte.
    »Im Grunde hat es keine Bedeutung«, sagte sie. »Nicht, wenn der Junge einfach Zeitungsmeldungen verarbeitet. Damit es Bedeutung hat oder auch als zufälliges Zusammentreffen gelten kann, müßte er es vor dem Ereignis geschrieben haben.«
    »Bevor über das Ereignis berichtet wurde«, korrigierte Dee.
    Sie nickte. Nur ein kleiner Unterschied, aber keineswegs kleinliche Beckmesserei, darauf hinzuweisen. Eine weitere gute Eigenschaft von Dee. Wenn er sich an einer Kleinigkeit störte, dann war es meistens wichtig und nicht bloß Wichtigtuerei.
    »Und was ist mit dem Zeug über den Großvater des Studenten und die Bouzouki?« fragte sie. »Davon steht nichts in der Zeitung.«
    »Nein. Aber wenn es stimmt – was wir nicht wissen –, dann muß es nicht mehr bedeuten, als daß der Erzähler sich irgendwann einmal mit David Pitman unterhalten hat. Vermutlich eine Geschichte, die der junge Mann allen möglichen Gästen im Restaurant erzählt hat.«
    »Und wenn sich herausstellt, daß der Pannenhelfer tatsächlich auf Korfu im Urlaub war?«
    »Ich kann mir bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag plausible Erklärungen ausdenken«, meinte er abschätzig. »Aber was bringt das? Der springende Punkt ist, wann ist dieser letzte Dialog eigentlich bei der
Gazette
gelandet? Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher