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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wir’s auch schon versucht, aber ich glaube, bei diesem Fall können wir auf das Ouija-Brett verzichten«, grinste Bowler.
    Das macht ihm Spaß, dachte Rye. Jetzt meint er wohl, ein großspuriger Bulle kann bei mir eher landen als ein schüchterner Ornithologe. Höchste Zeit für eine kalte Dusche, die ihn von diesem Irrtum befreit.
    Aber noch bevor sie zu einer solchen Dusche ansetzen konnte, ergriff Dick Dee das Wort.
    »Ich glaube, Constable Bowler hat vor zu überprüfen, ob irgendwelche der in den Dialogen enthaltenen Informationen (a) zutreffend und (b) nicht aus Zeitungsberichten zu entnehmen sind«, sagte er. »Zum Beispiel die Urlaubsgewohnheiten des AA -Manns oder die Herkunft der Bouzouki.«
    »Genau. Gut kombiniert, Mr. Dee«, sagte Bowler.
    Das soll wohl heißen: Du hast dir dasselbe überlegt wie ich und bist daher vielleicht schlauer, als du aussiehst, schloß Rye.
    »Danke«, erwiderte Dee. »Ich habe mir die Freiheit genommen, mich auch danach zu erkundigen, als ich mit der
Gazette
sprach. Nein, die Berichte, auf die wir Sie aufmerksam gemacht haben, waren die einzigen Artikel, die sich mit den beiden Todesfällen befaßt haben. Und falls Ihnen das Sorge bereitet, ich habe darauf geachtet, nicht durchblicken zu lassen, daß sich die Polizei dafür interessieren könnte. Wir bieten hier auch ein Computersystem für die Recherche von Lokalnachrichten an, und sie sind an solche Anfragen gewöhnt.«
    Er lächelte Bowler an, kein Klugscheißer-Grinsen, sondern ein liebenswürdiges, freundschaftliches Lächeln, an dem man unmöglich Anstoß nehmen konnte – auch wenn dem jungen Constable danach zumute war. Nur, daß er damit wohl kaum Eindruck bei Rye Pomona schinden würde.
    Außerdem verschmäht ein guter Bulle niemals Hilfe, ganz gleich, aus welcher Quelle. Vor allem, wenn diese Quelle von einer Sache mehr Ahnung hatte als der gute Bulle.
    »Diese komische Zeichnung am Anfang des Ersten Dialogs. Fällt Ihnen dazu was ein?« fragte er.
    »Ja, darüber habe ich mir schon Gedanken gemacht«, erwiderte Dee. »Und mir ist sogar etwas dazu eingefallen. Ich wollte es dir gerade erzählen, Rye. Schaut euch mal das an.«
    Er ging ins Büro und kehrte mit einem großen Folianten zurück, den er auf den Tisch legte. Er begann zu blättern und enthüllte dabei eine Reihe von Mustern, die Bowler seltsam und wunderschön vorkamen. Viele davon waren in üppigen, kraftvollen Farben gehalten.
    »Ich sitze da an einer Arbeit, für die ich auch keltische Handschriften lese«, erklärte Dee. »Und dabei bin ich auf die Vielzahl der illuminierten Initialen aufmerksam geworden, die die Schreiber verwendet haben. Daran hat mich die Illustration des Dialogs erinnert. Hier, schauen Sie sich das mal an. Die Version im Dialog ist natürlich nicht farbig und stark vereinfacht, aber in den Grundzügen haben sie viel gemeinsam.«
    »Du hast recht«, sagte Rye. »Jetzt, wo du es sagst, fällt es mir wie Schuppen von den Augen.«
    »Ja«, stimmte Hat zu. »Unverkennbar. Und was heißt es?«
    »Es sind die Buchstaben I N P. Diese Illumination stammt aus einer irischen Handschrift des achten Jahrhunderts, und es handelt sich um den ersten Satz des Johannesevangeliums. In
principio erat verbum et verbum erat apud deum et deus erat verbum.
Alle Buchstaben, die ihn bilden, sind in diesen kleinen Haufen unter dem P gepurzelt.«
    »Und was heißt das genau?« fragte Hat, wobei er mit dem letzten Wort den falschen Eindruck erwecken wollte, er interessiere sich nur für Details, um seine eigene Rohübersetzung zu ergänzen.
    »Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, oder das Wort war Gott, wie es in der King-James-Bibel von 1611 heißt. Eine interessante Methode, die unser Dialogverfasser hier benutzt, um sich einzuführen, finden Sie nicht? Worte, Worte, Worte, die große Liebe zu den Worten.«
    »Oh ja«, sagte Rye, nahm Hat den Folianten aus der Hand und verglich die kunstvolle Illumination mit der Schwarzweiß-Zeichnung. »Aber vielleicht bedeutet es noch etwas ganz anderes. Und die Worte auch.«
    »Hab’ ich mir auch schon überlegt. Es soll offensichtlich etwas darstellen. Das könnte die bucklige Brücke sein und der arme Pannenhelfer im Wasser …«
    »Und da ist ein Vogel, auch wenn er nicht gerade wie ein Fasan aussieht … und die Dinger mit den Hörnern sollen wohl Kühe sein?«
    Hat, der sich in die Rolle eines Statisten gedrängt fühlte, nahm Rye die Plastikhülle wieder ab und sagte:

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