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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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bestimmte Folge von Worten, für den Wordman eine besondere Bedeutung haben könnten. Jedes Wort markiert einen Schritt vorwärts. Manchmal kann er einzelne Worte mit Personen verbinden, die er dann umbringt, und manchmal verbindet er mehr als ein Wort mit einer Person, und dann haben wir nur eine Leiche, aber drei Schritte, wie es in dem Dialog heißt, der die Ermordung von Lord Pyke-Strengler beschreibt.«
    Sie hielt inne. Habe ich mich jetzt vergaloppiert? fragte sie sich. Dalziel sah sie jedenfalls an, als hätte sie im Delirium gesprochen.
    Hilfe kam von unerwarteter Seite.
    Wield fragte: »Du meinst, der Grund dafür, daß er dem Honourable den Kopf abgehackt hat, könnte eher mit Worten zu tun haben – mit diesen Schritten, von denen du gesprochen hast – als mit dem Geisteszustand des Wordman. Mit etwas Äußerem also, nicht mit etwas Innerem?«
    »Genau«, sagte sie. »So, als ob er denkt, ich hab’ einen Toten, das ist ein Schritt. Wenn ich jetzt noch dies und das mit ihm anstelle, dann habe ich die nächsten beiden Schritte. Es treibt ihn vorwärts auf diesem Weg, von dem er ständig redet, und wenn etwas Passendes auftaucht, was auch immer, dann macht er die göttliche Vorsehung oder so dafür verantwortlich.«
    »Was schlägst du also vor?« fragte Pascoe.
    »Statt uns auf Hinweise im klassischen Sinn zu konzentrieren, sollten wir lieber anfangen, Worte zu sammeln und sie auf alle mögliche Weise kombinieren, bis es einen Sinn ergibt.«
    »Beispiele, bitte«, sagte Pascoe aufmunternd.
    Dalziel hätte nur gegrummelt: »Butter bei die Fische, Mädel, oder halt lieber die Klappe.« Das wäre ihr im Grunde auch lieber gewesen. Sie warf ihm einen Blick zu, sah seinen Gesichtsausdruck und überlegte es sich anders.
    »Also, die Leiche von Pyke-Strengler wurde in einem Bachlauf gefunden, richtig, und sein Kopf in einem Fischkorb in einem Boot. Also Wörter wie Bachlauf, Wasser, Bächlein, Gewässer, Fluß, Boot, Korb … Flechtarbeit … Fischkorb …«
    Sie fühlte sich plötzlich sehr müde, und dieser Wirbel von Ideen, der sich gerade noch zu etwas Greifbarem zusammenzuballen schien, löste sich auf wie Morgennebel. Dennoch fuhr sie fort: »Und der letzte Fall, Bird und … wie heißt er noch … Wörter wie Münze … und Dollar … und Geld …«
    Sie spürte einen Kloß im Hals und verstummte, was ihr als das Vernünftigste erschien.
    Dalziel und Pascoe wechselten einen Blick. »Großartig, Ivor«, meinte der Dicke. »Arbeite das mal aus, ja? Ich find’s wirklich gut, wie du dich gleich wieder ins Zeug legst, und der Chief Inspector weiß das auch zu schätzen. Aber ich glaube, du solltest jetzt nach Hause fahren und dich ein wenig ausruhen.«
    Jetzt hätte sie sagen müssen, nein, mir geht’s gut, aber angesichts solcher grobschlächtiger Mitleidsbekundungen schien ihr Sprechen noch verräterischer. Also stand sie einfach auf, nickte in die Runde und ging stocksteif zur Tür.
    »Wieldy, schau mal, ob sie zurechtkommt. Was denkst du dir eigentlich dabei, Pete, sie so zu bedrängen, wo sie doch kaum wieder auf den Beinen ist.«
    »Jetzt mach aber mal einen Punkt«, wehrte Pascoe verärgert ab. »Es war nicht meine Idee, sie zu holen.«
    »Nicht? Na gut. Zurück zu unserem Fall. Welche anderen Ideen hast du noch nicht?«
    »Weiter auf Penn, Roote und Dee rumhacken, würde ich vorschlagen.«
    »Hört sich an wie eine Kanzlei von Winkeladvokaten. War das schon alles?«
    »Jawoll. ’tschuldigung. Und selbst, Chef?«
    »Ich?« Dalziel gähnte unverhohlen und kratzte sich den Sack, als hätte der ihn beleidigt. »Ich glaub’, ich geh’ nach Hause und lese ein gutes Buch.«
    Ich kann mir schon denken, welches,
Hamish,
dachte Pascoe. Aber da er ein vernünftiger Mann mit Frau, Kind, Hund und Kreditverpflichtungen war, sprach er es nicht aus.

[home]
    Vierundvierzig
    H at Bowlers flüchtige Schulbekanntschaft mit der englischen Geschichte hatte in ihm den unbestimmten Eindruck hinterlassen, daß die Engländer des sechzehnten Jahrhunderts ihr Leben hauptsächlich im Theater verbrachten.
    So war er zunächst erleichtert, als Rye Pomona ihm erklärte, daß in dieser Zeit auch sonst eine Menge los gewesen war. Heinrich  VIII . hatte den Papst zum Teufel gejagt und sich nacheinander sechs Frauen geleistet, von denen er allerdings nur zwei köpfen ließ, was Hat etwas enttäuschte. Dann hatte Maria die Blutige Untertanen in rauhen Mengen verstümmelt, zerstückelt, ihnen die Gedärme herausgerissen

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