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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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abwechselnd beides, als würden sie darauf hoffen, daß einer der anderen Anwesenden mit einer zündenden Idee herauskam.
    Schließlich sagte Dalziel: »Ist wohl nicht zu vermeiden, wir werden Dan verhaften müssen. Ihr habt ja gehört, er hat kein Alibi. Es sei denn, unser junger Bowler kann uns aus der Patsche helfen.«
    »Sir?«
    »Na, du sitzt da und ziehst ein Mäulchen wie ein Katzenarschloch. Entweder dir kommt das Frühstück hoch, oder du willst uns was sagen. Sollen wir also die Ohren spitzen oder in Deckung gehen?«
    »’tschuldigung, Sir. Ich habe nur auf das Datum geschaut, das er auf die Tafel geschrieben hat – 1576. Irgendwie sagt es mir was.«
    »Ah, ja? Wohl Geschichte gehabt in der Oberstufe, was?«
    »Ein bißchen«, wich Hat aus.
    »Reicht doch. Dann schwirr mal ab in die Bibliothek und find raus, was in dem Jahr so los war. Wenn sonst nichts dabei rumkommt, kriegen Dee und wahrscheinlich auch Charley Penn wenigstens mit, daß die Botschaft angekommen ist.«
    Hat, der so gut er konnte seine Freude darüber verbarg, daß er nun einen Vorwand hatte, bei Rye vorbeizufahren, schritt zur Tür. »Aber komm nicht auf dumme Gedanken in der Bibliothek. Junge Frauen sind eine große Gefahr für die Karriere eines Polizisten.«
    Der Dicke zwinkerte Pascoe zu, dann sagte er: »Und du, Ivor? Hast du auch was beizutragen?«
    »Entschuldigung, Sir, meinen Sie mich?« fragte Novello, ein wenig theatralisch zusammenfahrend.
    Es hatte eine Weile gedauert, bis sie herausgefunden hatte, wieso Dalziel sie Ivor nannte. Danach hatte sie es augenrollend als typische Männerkinderei ignoriert. Insgeheim jedoch, und insbesondere, nachdem Pascoe allen anderen den Gebrauch dieses Spitznamens streng untersagt hatte und nur noch der Dicke sie so nannte, fühlte sie sich geschmeichelt, so herausgehoben zu werden. Schließlich hatte Samuel, als Gott ihn in den Tempel rief, ja auch nicht sauertöpfisch zurückgegeben: »Für Sie immer noch
Mr. 
Samuel.«
    »Hat die Kugel dich auch taub gemacht? Mein Gott, du siehst ja furchtbar aus. Marsch nach Hause.«
    Wenn furchtbares Aussehen ein Grund ist, Leute nach Hause zu schicken, dann würden Dalziel und Wield nie zum Dienst erscheinen, dachte sie, behielt es aber natürlich für sich. Tatsächlich fühlte sie sich im Moment nicht sonderlich geistreich, aber das wollte sie in dieser Gesellschaft nicht zugeben.
    »Da wär’ was«, sagte sie. »Die Münze in Birds Mund. Follows hatte keine. Vielleicht hatte ja der Wordman nichts dagegen einzuwenden, daß Bird es über den Acheron in den Himmel schafft, während er Follows nicht ausstehen konnte und ihm übers Grab hinaus eins auswischen wollte.«
    Pascoe nickte zustimmend. Der oberschlaue Hund ist da selber schon drauf gekommen, dachte Novello, hat aber nichts dran gefunden.
    »Durchaus einen Gedanken wert«, sagte der oberschlaue Hund, »aber wir sollten vorsichtig sein und die antike Unterwelt nicht mit dem christlichen Himmel verwechseln. Und dann wäre da immer noch das Problem mit dem Dollarzeichen.«
    »Die Allmacht des Dollars vielleicht?« schlug Novello vor. »Könnte doch sein, daß sich der Wordman die Hölle so ähnlich wie Amerika vorstellt.«
    Pascoe grinste ehrlich amüsiert. Endlich läßt er mal dieses gönnerhaft ermutigende Lächeln, dachte Novello. Seltsamerweise fühlte sie sich trotzdem ermutigt hinzuzufügen: »Ich habe irgendwie das Gefühl, daß die Münze den Zwischenschritt darstellen könnte, von dem er redet, während der Dollar mehr mit dem Opfer zu tun hat. Ich habe alle Dialoge durchgesehen, er hat ja schon einmal jemandem was in den Kopf geritzt, Stadtrat Steel, nicht? Hier gab es nur einen Schritt, soweit wir sehen. Was bedeutete das Zeichen in diesem Fall?«
    » RIP in kyrillischen Buchstaben« sagte Pascoe. »Offenbar ein Scherz, der sich auf den Vornamen Cyril bezog. Unser Wordman steht auf solche Wortspiele.«
    »Ja, Sir. Das sollten wir immer im Auge behalten. Wir müssen immer auf die Worte achten, alle Worte, wenn wir es mit dem Wordman zu tun haben. Worte sind nicht nur nützliche Bezeichnungen. Denken Sie an die Religion: Wenn man bestimmte Worte ausspricht, dann passiert etwas oder soll etwas passieren. Und in manchen Kulturen darf man den anderen nicht seinen wirklichen Namen verraten, weil Namen nicht nur Bezeichnungen sind, sie sind in gewissem Sinn die Person selbst. Tut mir leid, ich kann das nicht richtig ausdrücken. Was ich sagen will, ist, daß Worte, möglicherweise auch eine

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