Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
nicht einmal das allerwinzigste Mikrofon hätte verbergen lassen, aber bei Jax the Ripper konnte man nie wissen.
    »Vergnügen«, erwiderte er. »Das hätte es jedenfalls sein können, wenn ich nicht versetzt worden wäre.«
    »Mein Lieblingspolizist? Sagen Sie mir ihren Namen, und die Welt wird erfahren, was für eine dumme Kuh sie ist.«
    »Danke, aber das möchte ich lieber doch nicht. Ich bin nicht nachtragend«, sagte er.
    Sie sah ihn fragend an, dann wanderte ihr Blick über seine Schulter.
    »Mr. Bowler, hier ist die Seite, die Sie wollten. Ich hoffe, das hilft Ihnen weiter. Allerdings haben wir auch viel Laufkundschaft.«
    Bowler drehte sich um und sah Xenopoulos, der ihm eine Fotokopie entgegenstreckte.
    »Ja, vielen Dank, das ist großartig, herzlichen Dank«, sagte er, faltete das Blatt zusammen und schob es in seine Jackentasche.
    Er wandte sich wieder der Frau zu, die ihn nicht mehr nur fragend, sondern mit unverhohlener Neugier musterte.
    »Nur, um den mißlungenen Abend zu retten«, erklärte er.
    »Ja? Würde es vielleicht auch meinen retten?« fragte sie. »Bei einem freundschaftlichen Drink?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte er. »Wirklich, Jax, es ist nichts.«
    Sie sah ihn unverwandt an, bis er sich wie ein schuldbewußtes Kind fühlte. Also wandte er die Augen von ihr ab, sah über ihre Schulter – und erblickte Andy Dalziel, der soeben in Begleitung einer wohlgerundeten Frau, mit der er dem Vernehmen nach etwas hatte, das Lokal betrat. Aber nach dem Gesichtsausdruck des Dicken zu schließen, dachte er im Augenblick eher an Mord als an Sex.
    Bowler sah wieder Jax Ripley an, deren Augen im Vergleich dazu sanft und freundlich wirkten.
    »Der Drink«, meinte er, »müßte ein Tequila Sunset sein.«
    »Sie meinen Sunrise?«
    »Ich weiß genau, was ich meine«, sagte er.

[home]
    Sieben
    I nspector George Headingley nahm es sehr genau mit der Pünktlichkeit. Da das Ende seiner Berufslaufbahn in Sicht war, hätte er beschließen können, nichts mehr zu tun, was er nicht tun wollte – aber selbst das hätte er auf keinen Fall unpünktlich getan. Sein Dienst begann am folgenden Morgen um acht Uhr dreißig, und der Inspektor näherte sich seinem Schreibtisch um acht Uhr neunundzwanzig mit dem gemessenen Schritt, an dem man ihn auch aus dreißig Metern Entfernung noch erkennen konnte.
    Ihm fiel sogleich ins Auge, daß die säuberlich abgeräumte Tischplatte, die er am Ende jedes Arbeitstags zu hinterlassen pflegte, von einer Akte verunziert wurde. Wenigstens hatte sich der Übeltäter die Mühe gemacht, sie genau in die Mitte zu plazieren, was immerhin den Eindruck perfekter Ordnung, den Headingley stets zu erzielen trachtete, eher steigerte als störte.
    Er hängte seinen Mantel auf, legte sein Jackett ab und drapierte es über die Stuhllehne, setzte sich und zog die Akte zu sich heran. Sie umfaßte mehrere Seiten, und auf der ersten war zu lesen, der Verfasser sei Constable Bowler, der, wie verlangt, alle verfügbaren Informationen gesammelt habe, die Inspector Headingley von Nutzen sein konnten, um zu beurteilen, ob irgendwelche Umstände, das Ableben von Andrew Ainstable und David Pitman betreffend, seine, das hieß, Inspector Headingleys weitere Nachforschungen erforderten.
    Wie kam es, daß die formaljuristisch anmutende Wortwahl seine Stimmung so trübte?
    Er schlug das Dokument auf und begann zu lesen. Und bald trübte sich seine Stimmung noch nachhaltiger. Er wünschte sich ein entschiedenes »Kommt nicht in Frage«, damit er diese blödsinnigen Dialoge in den Papierkorb verfrachten konnte, aber statt dessen bekam er nur eine Reihe von schwammigen »Vielleicht«.
    Als er fertig war, saß er eine Weile da, raffte dann die Unterlagen zusammen und machte sich auf die Suche nach Bowler.
    Nirgends eine Spur von ihm. Er begegnete Wield und erkundigte sich nach dem jungen Constable.
    »Ich hab’ ihn heute morgen schon gesehen«, beschied ihm Wield. »Ich glaube, er ist für Mr. Pascoe unterwegs. Ist es was Dringendes?«
    »Was ist dringend?« fragte Andy Dalziel, dessen Schritt zuweilen doppelt so weit zu hören war wie jener des Inspektors, der sich aber auch darauf verstand, aus dem Nichts aufzutauchen wie der Geist der zukünftigen Weihnacht aus Dickens’
Christmas Carol
und lautlos wie Nebel über den Boden zu schweben.
    »Der Inspektor sucht Bowler«, erklärte Wield.
    »Ist der Kerl denn noch nicht da?«
    »War da und ist wieder fort«, sagte Wield mißbilligend.
    »Ja, wie Speedy

Weitere Kostenlose Bücher