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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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jetzt musterte, wirkte mit einem Mal überhaupt nicht mehr nett.

[home]
    Zwölf
    E ins mußte man Pascoe lassen: Er war nicht nachtragend, oder zumindest ließ er es sich nicht anmerken, was man ihm natürlich auch wieder ankreiden konnte.
    Hat hatte sich erboten, Roote über seinen Besuch in der Taverna zu befragen, aber Pascoe hatte nein gesagt und ihm sogar den Grund dafür erläutert, was äußerst untypisch für einen Vorgesetzten war.
    »Roote kennt Ihr Gesicht nicht – oder hat er inzwischen was gemerkt?«
    »Auf keinen Fall, Chef«, sagte Hat zuversichtlich.
    »Dann soll das auch so bleiben. Ich schicke Sergeant Wield, der kann mit ihm reden. Er ist von uns allen … wie soll ich es ausdrücken? … der Undurchschaubarste. Wenn Roote irgend jemandem abnimmt, daß wir ihn nur für einen möglichen Zeugen halten, wie alle anderen Gäste der Taverna, dann Wield. Natürlich könnte er das durchaus sein. Ein möglicher Zeuge, meine ich.«
    O ja, dachte Hat. Aber du wünschst dir sehnlichst, daß er noch viel mehr wäre!
    »In der Zwischenzeit«, fuhr Pascoe fort, »schauen Sie mal bei der
Gazette
vorbei. Ripley wurde gestern nacht ermordet. Falls der Dialog nicht im vorhinein geschrieben wurde, und so liest er sich eigentlich nicht, dann muß er in den zehn Stunden vor neun Uhr heute früh, als er gefunden wurde, in den Sack geraten sein. Ich überprüfe noch einmal die Bibliothek. Wenn Sie fertig sind, treffen wir uns dort. Und, Hat, ganz ruhig bleiben, ja? Wenn die Presse von der Sache Wind bekommt, bricht die Hölle los. Versuchen wir, die Ruhe vor dem Sturm so lange wie möglich auszudehnen!«
    Hats Besuch in den Redaktionsräumen der
Gazette
war nur von kurzer Dauer. Pascoes Hoffnung auf eine Atempause erwies sich als illusorisch. Die Nachricht vom neuesten Dialog hatte bereits die Runde gemacht, und Mary Agnew war mehr darauf erpicht, Informationen zu bekommen, als welche rauszurücken. Hat war bestrebt, so schnell wie möglich ihren Fängen zu entrinnen, und mauerte hartnäckig, bis er hatte, weswegen er gekommen war. Sehr viel war es nicht. Der Freitag abend war wegen der Vorbereitung der Samstagsausgabe immer von Hektik geprägt, und überdies hatte Jax Ripleys Sendung Mary Agnew in letzter Minute eine Schlagzeile geliefert, die sie unbedingt noch einbauen mußte. So war niemand ein Nebeneffekt von Ripleys Enthüllungen aufgefallen: Sie hatte mit Nachdruck an den bevorstehenden Einsendeschluß für den Literaturwettbewerb erinnert. Früh am nächsten Morgen hatte der junge Bürobote, der an Freitagabenden Besseres zu tun hatte, als vor dem Fernseher zu sitzen, und so von der ganzen Aufregung nichts mitbekommen hatte, die zwölf oder mehr späten Beiträge gefunden und sie in den Sack zu den anderen gestopft, die im Lauf des Freitags eingetrudelt waren. Glücklich, daß diese lästige Aufgabe damit beendet war, lieferte er die Fracht postwendend im Kulturzentrum ab. Mary Agnew, die natürlich nach Ripleys Sendung den Inhalt des Sacks durchsucht hatte, war außer sich, als sie nun erfuhr, daß später noch mehr Texte dazugelegt worden waren. Hat schlich sich von dannen, während sie Gift und Galle auf das Haupt des verdutzten Büroboten niederprasseln ließ.
    Als er das Kulturzentrum erreichte, das nur wenige Minuten Fußweg entfernt lag, sah er die schlanke und sportliche Gestalt des DCI durch die Glastür verschwinden und beeilte sich, ihn einzuholen.
    »Das ging aber fix«, sagte Pascoe vorwurfsvoll.
    Hat, der ein Lob für seine rasche Arbeit erwartet hatte, lieferte einen, wie er glaubte, höchst professionellen, im Wieldschen Stil gehaltenen Rapport seiner Ergebnisse. Wirklich ungerecht behandelt aber fühlte er sich, als er feststellen mußte, daß Pascoe offenbar glaubte, er habe bezüglich der Dialoge die Katze aus dem Sack gelassen. Er verteidigte sich vehement, was sich jedoch als völlig überflüssig erwies, denn als sie den Lesesaal betraten, trafen sie dort auf den lebenden Beweis, daß Mary Agnew bereits alles gewußt haben mußte – auf den mageren, gebeugten und nikotinimprägnierten Sammy Ruddlesdin, seines Zeichens Chefreporter der
Gazette.
    Ruddlesdin war in einem hitzigen Wortwechsel mit Percy Follows und einem kleinen, untersetzten Mann begriffen. Dieser trug einen buntkarierten Anzug, der selbst einem Buchmacher peinlich gewesen wäre, und dazu einen Pferdeschwanz, der aussah wie ein Eselspimmel. Neben ihnen standen Dick Dee und Rye, die wie die Juroren der Preisverleihung bei

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