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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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einer Viehausstellung wirkten.
    Dee, der sie zuerst kommen sah, sagte leise, aber doch so eindringlich, daß die Debatte verstummte: »Besucher, Percy.« Die drei Männer blickten auf die Neuankömmlinge. Follows Mund verzog sich zu einem Grinsen, das beinahe zu breit für sein schmales Gesicht war. Er schüttelte seine Mähne und stürzte Pascoe entgegen, womit er den Versuch des Pferdeschwanzes vereitelte, sich zwischen die beiden zu werfen. Allerdings konnte er nicht verhindern, daß sein Gegenspieler sich mit seinem Organ durchsetzte, das so tief und volltönend klang, als stiege es aus den Tiefen einer Höhle auf.
    »Chief Inspector Pascoe, nicht wahr? Ich darf mich glücklich schätzen, Ihre Frau zu kennen, Sir. Ambrose Bird. Was für eine schreckliche Geschichte. Wirklich schrecklich.«
    Das war also Ambrose Bird, der letzte der Schauspieler-Direktoren. Hat erinnerte sich daran, was ihm Rye über die Rivalität zwischen Bird und Follows um den geplanten Direktorposten für das Kulturzentrum erzählt hatte. Wie sich herausstellte, war das auch der Grund seines Erscheinens. Als die Neuigkeit über den Mord und den Dialog die Runde im Komplex machte (nach der Quelle brauchte man nicht lange zu suchen, dachte Hat mit einem Blick auf den immer noch eitel zwitschernden Bibliothekar), hatte Bird gefunden, daß es seinen angemaßten Status als rechtmäßiger (wenngleich noch nicht gewählter Direktor) sehr festigen würde, wenn er vor den Medien als Sprecher des Kulturzentrums auftreten würde. Er war es ganz offensichtlich gewesen, der zum Telefon gegriffen und die Nummer der
Gazette
gewählt hatte.
    Mit einer Geschicklichkeit, die für Hat vorläufig nur ein bewunderungswürdiges Vorbild sein konnte, komplimentierte Pascoe das Trio in den Publikumsbereich des Lesesaals, während er selbst Rye Pomona und Dick Dee ins Büro geleitete.
    Pascoe schloß die Tür, blickte durch die Glasscheibe auf die drei Männer und murmelte Hat zu: »Behalte die Bande im Auge. Falls sich einer nähert, vor allem Sammy, geh raus und zieh ihm die Hammelbeine lang.«
    Das Büro besaß eine heimelige Atmosphäre. Kaffeemaschine, Keksdose, ein alter Sessel, der ebensowenig wie der quadratische, orientalische Teppich aus städtischen Beständen zu kommen schien, und überall an den Wänden Bilder, teils Drucke, teils Fotos, die sämtlich Männer darstellten. Vielleicht ist Dee ja schwul, dachte Hat hoffnungsvoll. Aber er machte eigentlich nicht den Eindruck, schwul zu sein – wenngleich das für jemanden, der mit Edgar Wield zusammenarbeitete, kein besonders zuverlässiges Kriterium war. Auf der Suche nach Hinweisen auf familiäre Bande des Bibliothekars entdeckte er auf dem Schreibtisch ein Foto in einem Silberrähmchen, das drei Schuljungen zeigte. Der rechte hätte Dee junior sein können. Oder vielleicht eher Dee senior als junior. Außerdem befanden sich dort ein Kästchen, das kleine Plastiksteine mit Buchstaben und Zahlen enthielt, und drei hölzerne Spielsteinbänkchen, die auf einem großen, zusammengefalteten Spielbrett standen. Wahrscheinlich war dies das
Paro
dingsbums, das komische Wortspiel, von dem ihm Rye erzählt hatte.
    Er fing ihren Blick auf und riskierte ein Lächeln.
    Sie erwiderte es nicht.
    Pascoe ließ sich von ihr und Dee mit chirurgischer Präzision die Ereignisse des Morgens schildern, während Hat Notizen machte. Dabei warf er von Zeit zu Zeit einen Blick durch die Glasscheibe, um festzustellen, ob der Journalist noch sicheren Abstand hielt.
    Als sie berichtete, das erste, was sie aus dem Sack herausgezogen habe, sei Charley Penns Übersetzung eines Heine-Gedichtes gewesen, wurde Hat erneut von seiner törichten Eifersucht geplagt.
    »Das heißt also, Mr. Penn war schon in der Bibliothek, als sie ankamen?«
    »Ja, genau.«
    »Und er hat alles gesehen?«
    »Mr. Penn entgeht nur wenig«, erwiderte Rye vorsichtig.
    »Ich habe ihn gar nicht bemerkt, als wir eben hereinkamen«, sagte Pascoe.
    »Nein«, schaltete sich Dee ein. »Charley meinte, vermutlich würde es solchen Aufruhr in der Bibliothek geben, daß es besser für ihn wäre, zu Hause zu arbeiten.«
    Aus dem süffisanten Lächeln, das Dees Worte begleitete, schloß Hat, daß dies nur eine Paraphrase von Penns tatsächlichen Worten war.
    »Und zu Hause, das ist wo?«
    Dee geriet über der Adresse ins Stocken, aber Rye kam ihm zu Hilfe und sagte sie korrekt auf. Heißt das, sie war schon mal dort? fragte sich Hat, in dem erneut Eifersucht aufstieg. Er

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