Die rätselhaften Worte
Schloß in einem Nebelwald wirkte. Die beiden Jungs links und rechts waren ungefähr gleich groß, der eine überragte den anderen höchstens um ein paar Zentimeter. Beide waren aber einen halben Kopf größer als der Junge in der Mitte. Er hatte einen blonden, lockigen Haarschopf und lächelte mit einem runden Engelsgesicht in die Kamera. Auch der kleinere der beiden anderen Jungen, der Dee glich, lächelte, aber es war mehr ein nach innen gerichtetes, heimlich amüsiertes Lächeln. Der dritte dagegen blickte ganz eindeutig finster drein, und Hat wußte sogleich, wer er war, als ihn jemand von der Seite anblaffte: »Macht’s Spaß, hier rumzuschnüffeln?« und er in Charley Penns Gesicht sah.
»Entschuldigung, es war nur wegen dem Spiel«, sagte er und zeigte auf das Brett. »Rye – Miss Pomona hat es einmal erwähnt … so ein komischer Name … Paradingsbums …«
»Paronomania«,
sagte Penn und sah ihn scharf an. »Soso, Miss Pomona hat ihnen davon erzählt? Ja, ich erinnere mich, sie hat sich einmal dafür interessiert, als sie mich und Dick spielen sah. Aber ich habe ihr gesagt, man könne es, wie alle guten Spiele, nur zu zweit spielen.«
Er grinste anzüglich und hielt dabei den Blick auf Hat gerichtet, der spürte, wie er rot anlief.
»Eine Art von Scrabble, stimmt’s?« fragte Pascoe.
»Klar. So, wie Schach eine Art Dame ist«, schnaubte Penn.
»Faszinierend. Meine kleine Tochter liebt Brettspiele«, murmelte Pascoe. »Aber wir wollen Sie nicht länger aufhalten als unbedingt nötig ist, Mr. Penn. Nur ein paar Fragen …«
Bevor er damit beginnen konnte, klopfte es heftig an der Tür.
Penn ließ sie stehen, und bald darauf brach eine laute und erbitterte Diskussion zwischen dem Schriftsteller und dem Polier los, der Zugang zu den Fenstern von Penns Wohnung forderte und sich dazu dank einer schriftlichen Anweisung seines Arbeitgebers vollauf berechtigt fühlte.
Pascoe trat an einen großen Sekretär und begutachtete die Bücher auf den Regalen. Penns gesamte Harry-Hacker-Serie war dort versammelt.
»Haben Sie schon mal eins gelesen, Hat?« fragte Pascoe.
»Nein, Chef. Da hab’ ich Besseres zu tun.«
Pascoe sah ihn neugierig an und meinte: »Vielleicht sollten Sie es mal versuchen. Man kann viel über einen Schriftsteller erfahren, wenn man seine Bücher liest.«
Er griff ins Regal, zog aber kein Buch, sondern einen von zwei ledergebundenen Ordnern mit der Aufschrift SKULKER heraus. Er schlug ihn auf und fand darin Nummern einer gleichnamigen Zeitschrift. Es handelte sich um ein Amateurprodukt, allerdings sehr gut aufgemacht und gestaltet. Wahllos schlug er eine Seite auf.
Rätsel
Das erste im Dog House ist als Menschenfeind bekannt.
Das zweite ist hart und wird zart in der Hand.
Das Ganze ist in Simpson oder auch mal in Bland.
(Lösung auf S. 13)
Hat sah ihm über die Schulter.
»Ein Rätsel«, sagte er überrascht. »Wie im zweiten Dialog.«
»Kein Grund zur Aufregung«, meinte Pascoe. »Das ist eine andere Art Rätsel, allerdings nicht das, wofür man es zunächst hält. Es klingt wie ein einfaches Scherzrätsel, das auf der Schreibweise basiert. Aber das ist es bestimmt nicht.«
»Was denn dann?«
»Schauen wir doch mal, wie die Antwort lautet.« Er blätterte bis Seite dreizehn.
Lösung: Lonesome’s Lümmel.
»Was, zum Teufel, soll das heißen?« sagte Hat.
»Ich tippe auf Schülerhumor«, sagte Pascoe.
Aber bevor er seine Spekulation fortsetzen konnte, kam Penn zurück.
»Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause«, knurrte er. »Meine Privatkorrespondenz hebe ich im Aktenschrank auf.«
»Natürlich. Deshalb bin ich auch davon ausgegangen, daß ich in Ihren Bücherregalen nichts Privates finden werde«, antwortete Pascoe verbindlich. »Aber ich entschuldige mich trotzdem.«
Er stellte den Ordner zurück und sagte: »Nun, um auf die Fragen zurückzukommen …«
Penn fing sich rasch wieder und bestätigte bereitwillig Ryes Schilderung der Ereignisse. Äußerst weitschweifig führte er aus, daß er bei seiner Ankunft in der Bibliothek auf der Suche nach Mr. Dee sofort an die Theke getreten sei. Da er ihn in seinem Büro beschäftigt fand, sei er zu seinem Stammplatz gegangen, wobei er aus Unachtsamkeit ein Blatt seiner Arbeit liegengelassen habe, das Miss Pomona dann gefunden habe. Er zog sogar das übersetzte Gedicht hervor und gab es ihnen zu lesen.
»Ich hatte den Eindruck«, fügte er mit einem höhnischen Seitenblick auf Hat hinzu, »sie hat es als Anmache
Weitere Kostenlose Bücher