Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill

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nicht daran erinnern, daß sie während ihrer Anfälle irgendwelche bedeutungsvollen Laute von sich gegeben hätte. Es lohnt sich vielleicht, sie mal danach zu fragen, wenn du sie triffst
.

    Wie du willst. Wie auch immer, nun habe ich persönliche Erfahrungen, die bestätigen, was die alten Priester-Ärzte diagnostiziert haben.
    Denn auch ich erlebe eine Aura, einen göttlichen Hauch, der mich durchweht. Allerdings könnte meine Aura sich ebensogut vom lateinischen aurum herleiten, was Gold bedeutet. Der Beginn eines neuen Dialogs ist wie der Sonnenaufgang eines Sommertags für mich. Mein ganzes Wesen ist gleichsam in eine Aureole der Freude und Gewißheit getaucht, die sich weiter und weiter ausbreitet und für all jene, die von ihren goldenen Grenzen eingeschlossen werden, die Zeit stillstehen läßt.
    Ich spürte, wie es begann, während ich durch die Galerie ging, doch zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich es zuerst nicht wahrhaben wollte. Obwohl ich wußte, daß ich im Lichte der Aura niemanden zu fürchten brauche, fragte doch meine Vernunft, die ein ungläubiger Thomas ist, wie so etwas denn möglich wäre, hier, mitten unter all diesen Menschen?
    Wie war das möglich?

    Als Hat auf der Vernissage erschien, war es schon ziemlich voll, doch zu seiner Überraschung unterbrachen Percy Follows, der mit frischer Dauerwelle erschienen war, und Ambrose Bird, der seinen Pferdeschwanz gestriegelt hatte, bei seinem Anblick ihren Streit. Die Gesichter zu einem Willkommenslächeln verzerrt, schritten sie schnurstracks auf ihn zu – ganz wie ein zänkisches Ehepaar, das vom Vikar überrascht worden ist.
    Erst als sie ihn links liegenließen, stellte er mit Erleichterung fest, daß nicht er das obskure Objekt ihrer Begierde war.
    Hinter ihm waren der Herr Bürgermeister und seine Frau eingetreten. Joe Blossom war ein untersetzter Mann mittleren Alters, in der Geschäftswelt von Mid-Yorkshire als der »Herr der Fliegen« bekannt, da er sein Geld mit der Zucht von Maden für Hobbyangler verdiente. Margot Blossom, zehn Jahre jünger als er, eine ehemalige Showringerin, war seine zweite Frau – seine erste hatte er ihretwegen verlassen. Er war sehr eifersüchtig und hoffte, sie mit allerlei Liebesgaben glücklich machen oder zumindest auf dem Pfad der Treue halten zu können. Dazu gehörten teure Reisen, smaragdbesetzte Brustwarzen-Piercings, Jacketkronen und Silikonimplantate. Seit kurzem gab sie sich auch kulturellen Ambitionen hin, was sich in einer Leidenschaft für klassisches Ballett, gute Weine und die Werke von Charley Penn äußerte. Trotz oder vielleicht gerade wegen dieser neuen, den Geist in höhere Sphären hebenden Interessen war sie jedoch immer noch in der Lage, zu den Gepflogenheiten ihrer Jugend zurückzukehren und jeden zu vermöbeln, der dumm genug war, in ihrer Anwesenheit eine Anspielung auf die Quelle des Wohlstands ihres Gatten zu machen. Wagemutige nannten sie hinter ihrem Rücken »die Made«, nur ein Todesmutiger hätte dies in ihrem Beisein getan.
    Bird und Follows konkurrierten erbittert darum, die Rolle des Gastgebers zu spielen. Einen Augenblick sah es nach einer häßlichen Szene aus, aber dann begnügten sie sich mit einem verbalen Schlagabtausch und teilten die Beute. Bird zog mit dem Herrn der Fliegen ab, Follows mit dem Silikon.
    Hat, dem in seinen weinroten Freizeithosen und seiner Lederweste über dem hellblauen T-Shirt mit der Aufschrift »Rettet die Feldlerche« ein wenig unwohl war, fühlte sich gleich besser, als er den buntkarierten Anzug entschwinden sah.
    Als guter Polizist ließ er erst einmal seinen Blick über die Menge schweifen. Ein oberflächlicher Beobachter hätte denken können, er vergleiche die Gesichter mit einer mentalen Verbrecherkartei, aber in Wirklichkeit achtete er kaum auf die Leute, bis er entdeckt hatte, wonach er Ausschau hielt: jenen Kopf mit dem üppigen braunen Haar und der silbergrauen Strähne.
    Sie wanderte mit einem Tablett voller Gläser und Schnittchen umher. Als fühlte sie sich durch die Intensität seines Blicks angezogen, schaute sie in seine Richtung, nickte ihm kurz zu und setzte dann ihren Weg fort.
    Er nahm sich ein Glas Wein vom Tablett einer anderen jungen Frau, die ihn anlächelte, was er auch erwidert hätte, wenn nicht Rye in der Nähe gewesen wäre. Nun begann Bowler, sich die Leute genauer anzusehen.
    Die Polizei war so zahlreich vertreten, daß er sich fragte, ob er nicht Überstunden geltend machen konnte. Pascoe war