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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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da und auch seine sympathische Frau. Bei früheren Gelegenheiten hatte Ellie Pascoe ihn ohne Scheu mit wohlwollenden Blicken taxiert, was aber nicht als Aufforderung mißzuverstehen war. Sie hatte ihn gleich beim Vornamen genannt und nicht die Frau des Vorgesetzten herausgekehrt. Sie galt als in Ordnung, und das völlig zu Recht. Jetzt stand sie neben Charley Penn am Rand einer Gruppe, in die Follows gerade seine Hälfte der Bürgermeisterlichen eingeschleust hatte und die nun offensichtlich von Margot Blossoms fundierten Urteilen über die Ausstellungsobjekte beglückt wurde. Hat beobachtete, wie Ellie Pascoe den Kopf abwandte und hinter vorgehaltener Hand gähnte. Dabei warf sie ihm einen Blick zu und lächelte. Er erwiderte ihr Lächeln und setzte seine Durchmusterung fort. Plötzlich ertappte er sich aber dabei, wie er Dalziel zulächelte, der allerdings keine Miene verzog. Gab es denn kein Entrinnen vor diesem Menschen? An seiner Seite war die Frau, die mit ihm in der Taverna gewesen war, eine Dame von recht üppigen Maßen, im Vergleich zum Schlachtschiff Dalziel aber immer noch eher ein Vergnügungsdampfer. Dennoch, nach allem, was man so hörte, eine gelungene Paarung.
    Er riß sich vom Basiliskenblick des Dicken los, aber sein Gefühl, wieder im Dienst zu sein, verstärkte sich noch, als er die unverkennbaren Züge von Sergeant Wield erblickte. Er wirkte auf ihn wie ein Kobold, der in eine Versammlung von Elfen geraten ist. Aber was war daran eigentlich verwunderlich? Ein Mensch mußte ja selbst kein Kunstwerk sein, um Kunst zu schätzen, und außerdem waren, wie Bowler selbst wußte, nicht alle Besucher durch rein ästhetische Gründe hierhergelockt worden.
    Rye machte immer noch die Runde, bewegte sich aber nicht in seine Richtung. Also ließ er seine Augen weiter wandern.
    Er begegnete dem ruhigen, nachdenklichen Blick von Dick Dee, dessen freundliches Nicken er erwiderte. Also gut, er war eifersüchtig auf den Burschen, aber er gönnte ihm nicht die Genugtuung, das zu bemerken. Er sah noch viele andere bekannte Gesichter. Bowler besaß ein gutes Personengedächtnis, und er hatte nach seiner Versetzung viel Zeit darauf verwendet, nicht nur die Verbrecherkartei zu studieren, sondern sich auch mit den Gesichtern aller anderen Leute vertraut zu machen, die für einen ehrgeizigen jungen Polizisten wichtig werden konnten. Da waren zum Beispiel … etwa Sammy Ruddlesdin, der dürre Reporter der
Gazette,
ein offenbar zu Tode gelangweiltes Skelett, das sich von Zeit zu Zeit eine Zigarette in den Schädel steckte, sie aber wieder herausnahm, sobald ihm einfiel, daß er in ein Zeitalter geraten war, das Raucher ächtete … Immerhin schien er weniger zu leiden als seine Chefin, Mary Agnew. Den Kopf abgewandt, unterhielt sie sich mit einem glatzköpfigen Mann, der einen ganzen Teller Schnittchen wegputzte, als sei er gerade von einer Gesundheitsfarm entronnen. Bowler suchte nach seinem Namen … der ihm schließlich auch einfiel … Stadtrat Steel, auch bekannt als Stuffer. Am besten ging man ihm aus dem Weg, nicht nur wegen des Pesthauchs, den sein Mund verströmte, sondern auch, weil er unablässig über die Polizei und andere angebliche Verschwender von Steuergeldern herzog. Aber so, wie er das Essen in sich hineinstopfte, war damit zu rechnen, daß er nicht mehr lange in dieser Welt weilte!
    Rye war nicht mehr zu sehen. Vielleicht holte sie Nachschub für ihr Tablett. Das war auch nötig, wenn es hier noch mehr Gäste mit dem Appetit des Stuffer gab. Möglicherweise beobachtete sie ihn auch heimlich, um festzustellen, ob er ernsthaftes Interesse an den ausgestellten Werken zeigte. Jedenfalls hatte er das Gefühl, daß ihn jemand anstarrte. Abrupt drehte er den Kopf. Es war nicht schwer, die Ursache zu entdecken, denn der Mann, der hinter der großen phallusartigen Holzskulptur herüberlugte, wandte sich keineswegs ertappt ab, sondern nickte ihm freundlich zu.
    Es war Franny Roote. Erst gestern noch hatte Hat sich vor Pascoe gebrüstet, wie unauffällig er seine Überwachung durchführe.
    Aber wenn er tatsächlich so unauffällig verfahren war, wie kam es dann, daß ihn Roote angrinste wie ein alter Kumpel und direkt auf ihn zusteuerte?
    »Hallo«, sagte er. »Detective Constable Bowler, nicht wahr? Sie interessieren sich für Kunst?«
    »Nicht direkt«, antwortete Bowler, mühsam um Fassung ringend. »Und Sie?«
    »Als Erweiterung des Wortes, vielleicht. Das Wort ist meine Domäne, aber manchmal ist auch das

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