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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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seinen Frieden.
    Doch gleich dem illyrischen Seefahrer, der sieht, wie sich die samtene adriatische See beim leisesten Anzeichen der Bora zu kräuseln beginnt, werde ich plötzlich unruhig. Hier drinnen ist alles friedlich, aber draußen auf dem Gang spüre ich eine Bewegung, als würde tatsächlich die Bora einsetzen …
    Aber die Macht, die mein Schicksal lenkt, wird doch gewiß nicht zulassen, daß etwas schiefgeht?
     
    Ja, ich weiß, ich hätte fragen können. Aber dann schien es nur eine Möglichkeit zu geben, es herauszufinden.
     
    Ich gehe rasch zur Tür und öffne sie.
    Und ich muß laut lachen, als ich merke, daß es nur die Rückkehr der Zeit ist, die ich gespürt habe. Als sei ein Damm gebrochen, stürzt sie den Korridor hinab.
    Ich setze ein neutrales Gesicht auf und gliedere mich in ihren brausenden Strom ein, glücklich, mich von ihr forttragen zu lassen, wohin er mich auch führen mag, mit der inneren Gewißheit, daß sie mich sicher an der Landzunge oder der Insel absetzt, die Schauplatz unseres nächsten aufregenden Dialogs sein wird.
    Bis bald!
     
    »Er hat zu sprechen versucht, sagten Sie«, meinte Pascoe, während er mit Bowler die Treppen hinabeilte. »Konnten Sie etwas verstehen? Überlegen Sie, solange Sie es noch frisch im Kopf haben.«
    »Ja, Sir. Ich hab’s versucht. Und … es hört sich verrückt an … aber was er zu sagen versuchte, klang wie …«
    »Ja?« drängte Pascoe.
    »
Rosebud.
Es hörte sich an wie
rosebud


[home]
    Sechzehn
    R osebud?« meinte Andy Dalziel. »Geht wohl oft ins Kino, der kleine Boiler, was?«
    »Nein«, antwortete Pascoe, erleichtert, daß er sich nicht überlegen mußte, ob er Dalziel erklären sollte, daß
rosebud
das geheimnisvolle letzte Wort des sterbenden Millionärs
Citizen Kane
war. Der Dicke konnte verdammt sarkastisch werden, wenn er das Gefühl hatte, daß seine Untergebenen ihn belehren wollten. »Bowler kennt den Film nicht, es hat ihm also nichts gesagt. Wichtiger ist natürlich, ob es etwas für den Stadtrat bedeutete.«
    »Also gut. Aber ich kann mir kaum vorstellen, daß der Stuffer ins Kino gegangen ist, außer, wenn es Popcorn umsonst gegeben hat. Du sagst, der kleine Bowler hat versucht, ihn ins Leben zurückzuküssen?«
    »So habe ich das verstanden«, bestätigte Pascoe.
    »So tapfer wär’ ich nicht«, erklärte Dalziel. »Ich hab’ ja an dem Jungen gezweifelt, aber wer es fertigbringt, Stuffer Steel zu küssen, der hat wirklich die Queen’s Medal verdient!«
    Pascoe sah sich unruhig um, ob sich jemand in Hörweite befand, der das als Majestätsbeleidigung auffassen konnte, aber das Zwischengeschoß des HAL , wo sich das Café und ein Souvenirladen befanden, war bis auf einige Uniformierte leer. Er hatte gezögert, das ganze Zentrum schließen zu lassen, aber Dalziel hatte nach seiner Rückkehr weniger Skrupel gezeigt.
    Der Dicke fixierte eine Überwachungskamera, als wolle er sie aus der Wand reißen.
    Hätte er es getan, es hätte keinen Unterschied gemacht.
    Eine von Pascoes ersten Maßnahmen war es gewesen, Wield ins oberste Stockwerk zum Büro des Wachdienstes zu schicken, um festzustellen, ob es eine brauchbare Videoaufzeichnung gab. Mit kundigem Blick hatte er gleich erkannt, daß das verwendete System keineswegs dem Stand der Technik entsprach, den man in einem neuen Gebäude erwarten konnte. Es bestand aus altmodischen, festinstallierten Kameras, und zwar nicht sonderlich vielen. Aber mit der Nachricht, die Wield zurückbrachte, hatte Pascoe dann doch nicht gerechnet.
    »Du wirst es nicht glauben«, sagte er zu Pascoe. »Das System ist tagsüber abgeschaltet.«
    »Wie bitte?«
    »Ja. Sie sind der Ansicht, der Anblick der Kameras wäre Abschreckung genug. Sie wären auch nachts nicht angeschaltet, wenn es nach Stuffer gegangen wäre.«
    »Stuffer?«
    »Ja, das ist Ironie des Schicksals, was? Sie mußten Stuffer beim Bau des Gebäudes praktisch jeden Penny einzeln entreißen. Dabei ließ es sich nicht vermeiden, ihm ein paar kleine Triumphe zu gönnen, anders wären sie nie fertig geworden. Einer davon war die Sicherheitsanlage. Er ließ das Budget für ihre Installation, den Betrieb und den Unterhalt um achtzig Prozent kürzen. Sie hatten nur die Wahl: entweder das oder weniger Personal.«
    »Scheiße«, meinte Pascoe. »Aber das bedeutet, wer auch immer das getan hat, er wußte wahrscheinlich, daß er nicht in ›Versteckte Kamera‹ auftauchen würde. Das ist doch immerhin etwas.«
    »Für Stuffer – wo immer er

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