Die rätselhaften Worte
Besuchern zu trennen, weil sie vielleicht gesehen haben, wie der Stadtrat nach unten gegangen ist.«
Und da sie die Galerie bereits verlassen hatten, waren sie nicht nur mögliche Zeugen, sondern kamen auch als Tatverdächtige in Frage, dachte Pascoe. Er schlenderte durch die Galerie und spähte in den Seitenraum. Unter denen, die hier versammelt waren, erkannte er Sam Johnson und Franny Roote, die offenbar in ein Gespräch vertieft waren; außerdem Dick Dee und Rye Pomona, die sich ebenfalls unterhielten. Er überlegte, ob er hineingehen und Wield bitten solle, speziell Roote unter die Lupe zu nehmen. Doch dann besann er sich eines Besseren, teilweise, weil es ihm selbst neurotisch vorkam, hauptsächlich aber deshalb, weil Wield diesen Wink sicher nicht benötigte.
»Kommen Sie hier einen Augenblick allein klar, Dennis?« fragte er Seymour.
»Kein Problem«, erwiderte der rothaarige Constable mit breitem Grinsen. »Ach, übrigens, ich habe Mrs. Pascoe als erste befragt, und sie bat mich, Ihnen auszurichten, daß sie Sie zu Hause erwartet.«
»Sehr aufmerksam von Ihnen.« Der Dank war aufrichtig gemeint. Er wußte, daß Seymour nie versuchen würde, sich bei ihm einzuschmeicheln, indem er seiner Frau einen Gefallen tat. »Ich empfehle Ihnen, bald Mr. Digweed an die Reihe zu nehmen, sonst explodiert er noch.«
»Also«, sagte er, als er mit Bowler die Galerie verließ, »Sie können mir ja unterwegs schon mal erzählen, wie es sich zugetragen hat.«
»In Ordnung. Wir kamen die Treppe runter, so wie jetzt …«
»Wer ist wir?«
»Ich und Rye – will sagen, Miss Pomona. Sie arbeitet in der Bibliothek.«
»Gut. Und sind zu diesem Zeitpunkt noch andere Leute die Treppe hinuntergegangen?«
»O ja. Ziemlich viele, vor und hinter uns.«
»Ist Ihnen jemand besonders aufgefallen? Ich weiß, ich habe Sie das schon einmal gefragt, aber da wir nun gerade auf dieser Treppe sind …«
Bowler schüttelte den Kopf.
»Eigentlich nicht. Wie gesagt, wir waren ziemlich ins Gespräch vertieft, ich und Rye – Miss Pomona, wollte ich sagen …«
»Um Himmels willen, nennen Sie sie entweder so oder so. Ihr Liebesleben interessiert mich wirklich nicht.«
»Entschuldigung«, sagte Bowler. »Also, ab hier gingen die Leute verschiedene Wege.«
Sie näherten sich dem Halbgeschoß, das vom Standpunkt der Ermittlungen den großen Nachteil hatte, die Verteilerebene des Zentrums zu sein. Von hier aus erreichte man das gesamte Gebäude und kam sowohl in die Tiefgarage als auch zu den angrenzenden Geschäften. Die fatale Toilette befand sich an einem Korridor, der zwischen dem Halbgeschoß und einem Absatz verlief, von dem aus Treppen hinauf und hinunter zu den anderen Trakten des Zentrums führten. Dalziel hatte sofort den Finger auf diesen wunden Punkt gelegt. »Das ist ein richtiges Labyrinth«, hatte er gesagt. »Man muß schon eine guttrainierte Ratte sein, um hier den Weg zum Käse zu finden.«
Jetzt war Dalziel spurlos verschwunden. Wahrscheinlich hatte er die Geduld verloren und war hineingegangen, um den
»blöden Quacksalber«
auf Trab zu bringen.
»Haben Sie Stadtrat Steel überhaupt gesehen?« fragte Pascoe.
»Könnte sein, daß ich seine Glatze gesehen habe. Vielleicht ist er ein Stück vor uns die Treppen runter, aber beschwören kann ich das nicht«, antwortete Bowler. »Ich war, wissen Sie …«
»Ja, ins Gespräch mit Miss Pomona vertieft«, fiel Pascoe ein. »Wie lange hat es dann noch gedauert, bis Sie sich von ihr trennten, um auf die Toilette zu gehen?«
»Ein paar Minuten, nein, wahrscheinlich ein wenig länger. Entschuldigung«, sagte Bowler, der sich über seine eigene Ungenauigkeit ärgerte. »Rye ist weggegangen, um ihren Mantel und andere Sachen zu holen, die sie in der Bibliothek gelassen hatte …«
»Aha. Ist sie zufällig über den Korridor mit der Toilette gegangen?«
»Nein, sie ging da lang«, sagte Bowler und wies auf eine Tür mit der Aufschrift
Nur für Personal
. »Ist wahrscheinlich kürzer, nehme ich an.«
»Und Sie …?«
»Wie gesagt, ich habe mich ein paar Minuten im Buchladen umgesehen …«
»Oder vielleicht auch ein wenig länger?«
»Oder vielleicht auch ein wenig länger. Dann entschied ich mich, die Gelegenheit zum Pinkeln zu nutzen, und bin zur Toilette gegangen …«
»Warum gerade in die?« wollte Pascoe wissen. »Direkt vor der Buchhandlung gibt es doch auch eine Herrentoilette, unübersehbar.«
»Na ja«, erklärte Bowler mit sichtlichem Unbehagen, »um die
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