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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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rechts geneigt. Ich dachte zuerst, jemand hätte ihn überfallen, als er sich gewaschen hat.«
    »Ah, ja? Bloß drauflosgeraten, oder hast du Eingebungen?«
    »Nein, Sir. Ich bemerkte, daß seine Hände naß waren, und sein Gesicht auch, das spürte ich, als ich ihn wiederbeleben wollte.«
    »Ja, hab’ ich schon gehört. Also, er hat geschifft, sich die Hände gewaschen und sich ein wenig Wasser ins Gesicht gespritzt. Was ist dann passiert, deiner Meinung nach?«
    »Die Tür ging auf, der Angreifer kam herein. Es sind nur zwei oder drei Schritte, und da sich der Stadtrat das Gesicht gewaschen hat, konnte er hinter ihm auftauchen, bevor er aufgeschaut und ihn im Spiegel gesehen hat. Dann war es schon zu spät.«
    »Hätte vielleicht auch keinen Unterschied gemacht«, mischte sich Pascoe ein. »Wenn Sie jemanden in eine öffentliche Toilette kommen sehen, dann denken Sie nicht,
der Kerl will mir ans Leder,
es sei denn, er hat Schaum vor dem Mund und schwingt eine blutige Axt. Wenn er einen Gegenstand von der Größe dieses Grabstichels in der Hand hätte, würden Sie es nicht einmal bemerken.«
    »Ja, Sir«, sagte Bowler. »Darüber habe ich auch nachgedacht. So eine Waffe, am Kopf angesetzt, nach allem, was ich noch aus dem Anatomieunterricht weiß, muß man da schon sehr viel Erfahrung oder sehr viel Glück haben, um jemanden mit einem Stich zu töten oder auch nur außer Gefecht zu setzen.«
    Er hielt inne, und Dalziel sagte ungeduldig: »Mach schon, Junge, laber hier nicht rum wie Sir Peter Quimsby, komm auf den Punkt.«
    »Nun, es wäre noch halbwegs einleuchtend, wenn wir annehmen, daß es ein ungeplantes Verbrechen war, also, jemand spaziert hier rein, der zufällig einen Grabstichel in der Hand hat, sieht Steel über das Waschbecken gebeugt und denkt sich:
Hallo, ich glaub’, den stech’ ich mal ab.
Aber unser Mann hatte nicht einfach einen Grabstichel in der Hand, er mußte ihn erst stehlen. Das war eine riskante Sache. Ich meine, wer weiß, wenn wir alle Ausstellungsbesucher befragen, dann finden wir vielleicht jemanden, der etwas Verdächtiges bei Jude Illingworths Stand bemerkt hat – nicht so verdächtig, daß er
Haltet den Dieb!
gerufen hätte, aber etwas, woran er sich erinnert, wenn wir ihn befragen.«
    »Vielleicht hat er ihn ja nicht gestohlen, um ihn als Waffe zu verwenden, sondern zu einem anderen Zweck«, mutmaßte Pascoe. »Und da hatte er ihn eben gerade zur Hand, als er sich entschloß, Stadtrat Steel zu überfallen.«
    »Ja, Sir, das ist möglich, allerdings nur, wenn man einiges voraussetzt, was doch ziemlich unwahrscheinlich ist … womit ich nicht sagen will, daß es unmöglich ist, nur …«
    »He, wenn’s um Mord geht, halten wir uns nicht ans Protokoll«, unterbrach ihn Dalziel. »Wenn du glaubst, daß der Chief Inspector Schrott erzählt, dann spuck’s auch aus.«
    »So würde ich das nicht sagen …«
    »Gut, aber ich. Ich glaube, du hast recht, Junge. Unser Freund hat sich entschlossen, den alten Stuffer abzustechen, er brauchte eine Waffe, und der Grabstichel war das beste, was er in der Eile kriegen konnte.«
    »Was bedeuten würde, er handelte vorsätzlich, allerdings ohne allzu langes ›vor‹«, meinte Bowler. »Irgend etwas muß sich während der Vernissage ereignet haben, das ihn veranlaßte, den Stadtrat zu töten.«
    »Zum Beispiel, daß ihn jemand zum ersten Mal essen sah und dabei an die hungernden Kinder in Äthiopien denken mußte?« sagte Dalziel.
    »Vielleicht war es eine Äußerung von ihm«, warf Pascoe ein, der sich durch das unerwartete Einverständnis zwischen dem Dicken und Bowler ins Abseits gedrängt fühlte. »Der Stadtrat war bekannt dafür, daß er kein Blatt vor den Mund nahm, wie wir nur zu gut wissen.«
    »Na, da ist es ja ein Glück, daß wir den Fall selbst untersuchen«, befand Dalziel. »Ich meine, wenn man jetzt, nachdem Jax the Ripper und Stuffer unmittelbar hintereinander gemeuchelt worden sind, nach jemandem sucht, der ein Motiv hatte, sie zum Schweigen zu bringen, stehen wir bestimmt ganz oben auf der Liste.«
    Pascoe warf Bowler einen Blick zu, um ihn an seine kürzliche Bemerkung über unlogische Verknüpfungen zu erinnern, und sagte: »Du willst doch nicht etwa darauf hinaus, daß es hier eine Verbindung zum Wordman geben könnte?«
    »Halt bloß die Klappe, mein Junge!« explodierte Dalziel. »Blödsinn von dieser Sorte hat dem CID seinen schlechten Ruf beschert. Nein, mit ein bißchen Glück haben wir hier ein klassisches

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