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Die Räuber

Die Räuber

Titel: Die Räuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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das alles hat mich herge-
    bracht. Also, gestern früh, da ich mich ungewöhnlich frisch
    und stark fühlte, unternahm ich eine weitere Ausflucht als
    gewöhnlich. Ich war in eine wildverwachsene Bergschlucht
    geraten, da gewahre ich plötzlich ein Frauenzimmer von ho-
    her schlanker, jugendlicher Gestalt, in einem schwarzseide-
    nen, mit Samtborten, nach altdeutscher Art zugeschnittenen
    Kleide und einem sehr zierlichen reichen Spitzenkragen, das
    wenige Schritte vor mir herwandelte. Die Erscheinung einer
    einsamen, sauber gekleideten Dame hier in der öden Wild-
    nis hatte in der Tat etwas sehr Seltsames. Ich dachte, hier sei
    es wohl nicht unschicklich sie anzureden, und eilte ihr nach.
    Dicht hinter ihr war ich schon, als sie sich umschaute. Ich bebte
    erschrocken zurück, sie floh, laut aufkreischend, ins Gebüsch
    und war in einem Moment verschwunden. — Nicht das bleiche,
    von Gram und auch wohl von beginnendem Alter entstellte
    Antlitz, das doch noch Spuren hoher Schönheit trug, nur der
    unheimliche Blick, der dunkles Feuer sprühenden Augen, war
    es, vor dem ich zurückbebte. Nicht für ratsam hielt ich es, der
    Fremden zu folgen, und zwar aus doppeltem Grunde. Einmal
    war ich geneigt, nach jenem Blicke die Fremde für eine Wahn-
    sinnige zu halten, dann aber lief ich Gefahr, mich ganz zu ver-
    irren, da es mir jetzt schon Mühe genug kosten mußte, den
    nächsten Weg zur Heimat zurück zu finden. — Als ich an der
    Wirtstafel mein Abenteuer erzählte, sagte mir mein Nachbar,
    der schon seit vielen Jahren Töplitz jeden Sommer zu besu-
    chen pflegte, daß jene Frau allerdings eine Wahnsinnige und
    von vielen Personen in Töplitz sehr wohl gekannt sei. — Vor
    mehreren Jahren ließ sich nämlich eine junge Person in der
    Gegend von Töplitz sehen, die bald in zerlumpten Kleidern
    bei den Bauern bettelte, bald, besser gekleidet, Juwelen von
    nicht ganz geringem Werte feilbot und dann wieder in den
    Bergen verschwand. Das abergläubige Volk hielt sie für ein
    Waldweib, für eine Berghexe und bat einen Geistlichen aus
    Töplitz, den bösen Geist zu bannen. Der Geistliche versprach
    das, während er ganz anderes im Sinne trug. — Bald geschah
    es auch, daß er in der Gegend, wo die Person sich zu zeigen
    pflegte, wandelnd, sie wirklich traf und von ihr angebettelt
    wurde. Der Geistliche, ein Mann von hellem Verstande, von
    richtigem psychologischen Blick, merkte aus den ersten Re-
    den, daß er eine Wahnsinnige vor sich habe. Es gelang ihm,
    ihr Zutrauen zu gewinnen, und unerachtet er sich das, was sie
    ihm über ihren Stand, ihre Herkunft, ihr jetziges Verhältnis
    sagte, gar nicht zusammen zu reimen wußte, so ging er doch
    darauf endlich mit vieler Geschicklichkeit ein. Des Geistli-
    chen Zuspruch schien ihr wohlzutun, sie versprach, an dersel-
    ben Stelle sich wieder einzufinden, und hielt Wort. — Endlich
    nach mehreren Unterredungen kam es so weit, daß die Wahn-
    sinnige ihm willig nach Töplitz folgte, wo er sie bei einem
    Hausbesitzer, dessen Besitztum entfernter lag, unterbrachte
    und ihm auch ein Kästchen mit Juwelen einhändigte, das
    sie im Walde vergraben. Der Geistliche war von der vorneh-
    men Abkunft der Wahnsinnigen überzeugt, er ließ daher eine
    öffentliche Aufforderung an etwanige Verwandte ergehen, in
    der er ihre Person sowie die ihm anvertrauten Juwelen auf das
    genaueste beschrieb. — Nicht lange dauerte es, so erschien der
    junge Graf Bogislav von F. in Töplitz und erklärte, nachdem
    er lange Zeit sich mit der Wahnsinnigen unterhalten, daß sie
    eine Verwandte seines Hauses sei, für die er, da sie sich von
    ihrem jetzigen Aufenthalt durchaus nicht trennen wolle, ein
    ansehnliches Jahrgeld zahlen werde. — Mein Nachbar schloß
    damit, daß er mir riet, die Bekanntschaft der Wahnsinnigen
    zu machen, die nur auf ihren einsamen Spaziergängen scheu,
    sonst aber sehr mild und gut sei. — Ich ging heute nachmittags
    hin. — Die Wirtsleute schienen auf dergleichen Besuche vor-
    bereitet zu sein, sie sagten mir, daß die Gräfin gleich zurück-
    kehren werde von ihrem einsamen Spaziergang. Wirklich trat
    bald darauf die Dame ganz in demselben Anzuge, wie sie mir
    gestern im Walde begegnete, in das Gemach, begrüßte mich
    ohne alles Befremden mit dem vornehmsten Anstande und
    nötigte mich, wohl wissend, daß nur ihr mein Besuch gelte,
    Platz zu nehmen. Ohne Spur des Wahnsinns sprach sie von
    gleichgültigen Dingen, bis ich, selbst weiß ich nicht, wie mir
    das einkam,

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