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Die Räuber

Die Räuber

Titel: Die Räuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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wenn er so lange gedient haben
    würde als jetzt, und der Herr sei überhaupt sehr strenge und
    hart und lediglich selbst schuld an dem Unglück des ältesten
    Herrn Grafen.
    „Der Undankbare,“ sprach der alte Graf, „o! der Undank-
    bare! Vermehrt habe ich sein Gehalt bis über das Doppelte,
    ihn gehalten nicht wie meinen Diener, sondern wie meinen
    Freund. Aber durch Wohltaten der Art werden gemeine Na-
    turen nur übermütig, und man entfremdet sie sich, statt sie
    fester an sich zu ziehen. — Nun wird es mir klar, daß alles das,
    was ich für gutmütige Einfalt hielt, das innere Wohlbehagen
    an den Streichen war, die nur einem tief verderbten Gemüt
    zu Gebote stehen. Mit Affenliebe hing der Bösewicht an dem,
    den ich verwerfen mußte mit empörtem Herzen. — Bei allen
    Bosheiten, die er schon als Knabe beging hier auf dem Schlosse,
    war der Alte Helfershelfer, indessen wie gesagt, ich schrieb das
    eben einer dummen Gutmütigkeit zu, die der Knabe, welcher
    schon damals eine Gewalt über die Menschen übte, die mir
    Entsetzen erregte, leicht zu übertölpeln wußte. — Oft konnte
    der Alte seinen Mißmut nicht bergen, wenn ich der heillosen
    Verschwendung jenes Verworfenen Einhalt tun mußte, und
    in der tiefsten Ehrfurcht, in der treuesten Anhänglichkeit, die
    er mir dann doppelt zu erweisen sich bemühte, sehe ich jetzt
    die Bestrebungen der durchdachtesten schwärzesten Heuche-
    lei.“ — Es bemerkte ferner der Geistliche, wie es nun wohl mit
    höchster Wahrscheinlichkeit anzunehmen sei, daß Daniel
    Amaliens Flucht befördert habe. Sehr leicht konnte Daniel
    sich die Schlüssel des Portals und des äußern Schloßtors ver-
    schaffen, sehr leicht konnte er unter irgendeinem Vorwande
    die lästige Dienerschaft, von der einer Amalien auf dem Wege
    aus ihrem Zimmer herab durch Haustüre und Tor hinaus
    ins Freie hätte bemerken können, entfernen, und so das be-
    werkstelligt werden, was ohne Hilfe eines solchen vertrauten
    Dieners unmöglich gewesen. Der Geistliche gedachte ferner
    der Zusammenkunft Daniels mit einem fremden Mann im
    Park zur ungewöhnlichen Frühstunde und der seltsamen Ah-
    nung, die ihn damals ergriffen. Er schloß damit, daß es doch
    besser gewesen sein würde, den alten Bösewicht einzusper-
    ren, um durch seine Geständnisse volles Licht in der Sache zu
    erhalten.
    „Eben,“ sprach der Graf mit entschiedenem Ernst, „eben
    dieses Licht scheue ich und flehe zu dem Allmächtigen, daß
    forthin alles in tiefe Nacht versunken bleiben möge. Eine in-
    nere Stimme sagt mir, daß jenes Licht der Blitz sein würde,
    der mein Haupt, meinen Stamm zerschmettert.“ —
    Nach dem, was den beiden Jägern bei der Verfolgung des
    wahrscheinlich zur Fortschaffung des geraubten Familien-
    schatzes abgesendeten Wagens und der beiden Reiter begeg-
    nete, war es gewiß, daß der Wald wieder voll Raubgesindel
    steckte. Allerlei fremde Leute ließen sich auch in den Dörfern,
    ja ganz in der Nähe des Schlosses sehen, die sich zwar durch
    Pässe bald als verabschiedete Soldaten, bald als Laboranten,
    bald als herumziehende Krämer u. s. w. auswiesen, deren gan-
    zes Ansehen aber verdächtig genug war, um ihnen ein ganz
    anderes schlimmes Gewerbe zuzutrauen.
    Demunerachtet blieb lange Zeit hindurch alles ruhig, bis
    endlich wieder das Gerücht ging von verübten Räubereien in
    der Gegend von Potschateck, sowie auch die Nachricht kam,
    daß sich, trotz der Wachsamkeit der aufgestellten Posten, eine
    große Zigeunerbande über die mährische Grenze hinein ins
    Land gezogen haben solle.
    Andres, einer von den Jägern, die damals die Räuber ver-
    folgt hatten, bestätigte diese Nachricht. Er hatte dicht an der
    Schlucht, in die damals der Wagen mit den Reitern verschwand,
    einen wiewohl nicht starken Zigeunertrupp bemerkt, Männer,
    Weiber, Kinder, denen aber auch noch andere beigesellt.
    Gewiß war es, daß eine neue Bande sich sammelte, und
    ratsam war es, sie im Entstehen zu vertilgen. Die Jäger der
    nächsten Reviere in der Herrschaft wurden aufgeboten, und
    schon in der folgenden Nacht setzte sich Graf Franz, von
    innerem unwiderstehlichem Drange getrieben, an ihre Spitze,
    um das Gesindel zu überfallen und zu vertilgen.
    Schon aus der Ferne leuchtete ein dicht am Rande der
    Schlucht hochaufloderndes Feuer.
    Graf Franz schlich leise mit seinen Jägern heran, und sie
    gewahrten einen Trupp von zwölf bis fünfzehn Zigeunerwei-
    bern und Mädchen mit mehreren Kindern. Es wurde gekocht
    und

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