Die Räuber
sogleich Lärm gemacht. — Rasch ging’s nun
nach dem Schlosse. — Sowie der Hauptmann der Horde, den
eine majestätische Gestalt, ein stolzes Ansehn auszeichnete,
in das Zimmer des alten Grafen trat, drückte dieser ein Pistol
auf ihn ab und fehlte. Er wollte das zweite abdrücken, doch
laut aufkreischend: — „Karl! Karl! hier bin ich — hier ist dein
Weib!“ — stürzte Amalie herbei und in des Räubers Arme. —
Das Pistol fiel dem alten Grafen aus der Hand, entsetzt
schrie er auf: „Karl — Sohn!“
Da trat der Räuber mit frechem verhöhnendem Stolz vor
ihn hin und sprach: „Ja! — der Sohn, den du verstießest, muß
so von dir sein Erbe fordern, du grauer Sünder.“ —
„Verruchter Bösewicht!“ schrie der Graf, schäumend vor
Zorn.
„Schweige,“ sprach der Räuber, „ich weiß, wer ich bin, und
wie ich es geworden! Was säetest du in verderblicher Brunst
giftiges Unkraut und wunderst dich nun, daß Unkraut auf-
gegangen und keine Blumen? — Verführtest du nicht meine
Mutter? — Gab sie nicht mit Abscheu dir die Hand, die du
dem Heißgeliebten entrissest? — Und dir zum Trotz will ich
herrschen auf meinem blutigen Räuberthron mit dieser, die
mich liebt, wie niemals dein Weib dich geliebt hat, und die du
verkuppeln wolltest.“ —
„Ausgeburt der Hölle!“ schrie der Graf und faßte Amalien,
um sie fortzureißen von der Brust des Räubers. Da rief dieser
aber mit entsetzlicher Stimme: „Die Hand weg von meinem
Weibe!“ und schwang den gezogenen Säbel drohend über
des Vaters Haupt. — Das war der Augenblick, als Graf Franz,
glücklich mit den Jägern durchgedrungen, herbeirannte, des
Vaters Gefahr sah, anlegte, schoß. — Mit zerschmettertem
Haupt stürzte der Räuber zur Erde. „Es ist dein Bruder Karl!“
kreischte der alte Graf und sank leblos hin neben dem Getöte-
ten! — In dumpfer Betäubung, wie vom Blitz gelähmt, starrte
Graf Franz die Toten an. —
Blut floß in den Gängen des Schlosses. Kein einziger von
den Dienern des Grafen war, der nicht schwer verwundet da-
lag oder tot. Auch den braven Wundarzt fand man auf dem
Flur mit vielen Stichen ermordet, nicht weit von ihm lag aber
auch der verruchte Daniel mit zerschmettertem Haupte. Von
den Räubern entkam keiner. Die, welche im Schlosse nicht
von den Jägern getötet wurden und sich durch die Flucht ret-
ten wollten, fielen den bewaffneten Bauern, die in Scharen
herbeigezogen, in die Hände.
Noch während des Gefechts, als sie sich verloren sahen,
hatten die Bösewichter das Schloß in Brand gesteckt, das nun
an allen Ecken in Flammen aufloderte.
Mit Mühe rettete man den alten, nur ohnmächtigen Gra-
fen sowie den in völlige Apathie versunkenen Grafen Franz
aus dem Feuer, das, da ihm zu steuern unmöglich, das ganze
Schloß bis auf den Grund verheerte. — Amalia war nirgends zu
finden, man glaubte, sie sei in den Flammen umgekommen.
Graf Maximilian starb wenige Tage darauf in den Armen
des Geistlichen, der dann den Ort des Schreckens verließ und
sich zu den Kamaldulensern in Neapel begab.
Graf Franz wandte mittelst einer gerichtlichen Schenkung
die Herrschaft einem armen hoffnungsvollen Jüngling zu, der
zu einem Zweige der gräflichen Familie gehörte. Er selbst ver-
ließ mit einer geringen Summe das Land, und wahrscheinlich
änderte er seinen Namen, da man nichts weiter von ihm ge-
hört hat.
Dem Zartgefühl des neuen Herrn macht es Ehre, daß er da
nicht hausen wollte, wo sich das Entsetzliche begab. Das neue
Schloß wurde an dem andern Ufer der Mulda erbaut. — —
Es ist mir ganz unmöglich, nach der Erzählung des Mönchs
noch von mir, von andern Dingen zu sprechen, Du wirst das
selbst fühlen, mein Willibald, daher für heute nichts weiter
etc.
Willibald an Hartmann
Töplitz, den ..........
Ich kann, ich darf es Dir nicht sagen, welchen Eindruck Dein
Brief auf mich gemacht hat! — Verhängnisvoll ist es zu nen-
nen, daß Du in einem fernen fremden Lande den Geistlichen
aus jenem Schlosse trafst, Verhängnisvolleres war mir vorbe-
halten! — In wenigen Worten erfährst Du alles: —
Gestern früh machte ich hier — Warum ich in Töplitz bin,
fragst Du? — Nun! — mein gewöhnliches Rheuma, das mir
die Glieder lähmt, vorzüglich aber meine fatale, alle Geistes-
kraft hemmende — Hypochondrie, ja, so nennen es die Ärzte,
unerachtet mir der Name verhaßt ist und für meinen Zustand
auch gar nicht zu passen scheint, ja,
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