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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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tun.«
»Inwiefern?«
»Na ja, seine Mutter war wohl eine verwöhnte, reiche Frau. Sie wollte ihn irgendwann nicht mehr und hat ihn zu Pflegeeltern gegeben. In die Schweiz. Da war er sechs Jahre. Das muss man sich mal vorstellen! In einem für die Entwicklung so wichtigen Alter muss der Junge erfahren, dass seine Mutter ihn nicht will. Im Übrigen hat mir mein Therapeut bestätigt, dass dieses Kümmern dadurch zu erklären ist. Er hatte keine Mutter, die für ihn da war. Aber er hat sie sich erträumt und wurde irgendwie selbst diese Mutter. Und seitdem kümmert er sich.«
Sie kicherte erheitert und der Bär auf ihrem Knie ritt gefährlich schnell. »Sie kennen doch sicher die Geschichte von Detlev?«
»Nein, ich kenne viel zu wenig Geschichten«, murmelte Mann.
»Also, Detlev ist einer der Youngster. Ich glaube, sechsundzwanzig ist er. Und verheiratet. Natürlich sehr ehrgeizig und natürlich bildete er sich ein, dass er mit dem großen König schlafen konnte. Macht ja schließlich nichts, mal die Betten zu wechseln. Also, Detlev sieht gut aus und wollte was für die Karriere tun. Doch sein Pech war, dass er jedes Mal, wenn Herr Dr. Sittko mit ihm schlief, am ganzen Körper rote Flecken bekam. Und die blieben ein paar Tage. Das war natürlich peinlich, weil Detlev seiner Frau das nicht erklären konnte. Bei seiner Frau kriegte Detlev niemals rote Flecken. Doch die Frau war clever. Sie witterte eine Rivalin in Berlin, denn dort hatte Detlev oft zu tun, wenn auch Dr. Sittko in Berlin war. Die Frau stellte sich abends an die Bar vom Interconti , wo Herr Dr. Sittko residierte. Und sie beobachtete, dass ihr Mann gemeinsam mit Dr. Sittko die Bar verließ, um nach oben zu fahren. Als Detlev wieder runterkam, war sein Gesicht voller roter Flecken. Sie kapierte sofort, was da lief. Sie fuhr nach Hause, wartete geduldig, bis ihr Mann heimkam, und sagte dann: Na? War es hübsch mit Markeline Sittko?« Frau Kellermann sah Mann eindringlich an, ob er den Witz auch kapiert hatte, sie zitterte vor Lachen. Peinlicherweise setzte sie hinzu: »Er heißt ja Markus mit Vornamen. Er hörte dann auf, mit Detlev zu schlafen, weil die ganze Firma jedes Mal Bescheid wusste, wenn Detlev rote Flecken hatte.«
»Wirklich köstlich! – Sagen Sie mal, soweit ich das verstanden habe, ist Herr Dr. Sittko ein Mensch, der nicht jeder Million hinterherrennt, der sich dafür sehr um andere sorgt. Aber sorgt Herr Dr. Sittko denn gar nicht für sich selbst? Reicht es ihm völlig aus, nur der große Kümmerer zu sein?«
Sie blickte einen Moment lang zur Seite und sagte langsam: »Da sind wir an einem schwierigen Punkt, da darf ich Ihnen eigentlich nicht weiterhelfen.«
»Nein, nein, nein!«, wehrte Mann theatralisch ab. »Ich will Sie hier nicht zu Äußerungen treiben, die Sie in Schwierigkeiten bringen könnten. Das ist nicht meine Absicht.« Friss es, dachte er, friss es oder erstick dran!
»Ich will ja nichts erzählen, was nur auf Gerüchten beruht«, sagte sie im Grunde mehr zu sich selbst als zu Mann. »Wissen Sie, Herr Dr. Sittko ist wirklich ein hochintelligenter Mann.« Sie kicherte wieder und auch das Plüschbärchen schien sehr vergnügt. »Ich habe schließlich fast ein Leben lang mit dem Mann gelebt, der jetzt für die Rente des Herrn Dr. Sittko zuständig ist. Ich weiß, wie die beiden funktionieren. Außerdem kommt das sowieso bald raus, weil die Bankgesellschaft ein leckgeschlagenes Schiff ist. Also, die Immobilienobjekte wurde ja erst leicht überteuert an die Bank verkauft und dann leicht überteuert an die Fonds weitergegeben. Diese Verteuerungen kamen dadurch zu Stande, dass Makler an den Verkäufen beteiligt waren. Wenn man genau hinsieht, dann war es in vielen Fällen immer die gleiche Maklerfirma. Und die gehört, um sechs bis acht Ecken herum, Herrn Dr. Sittko. Das Geld wandert erst mal ins Ausland, wird von einem Trust verwaltet, der es wieder an andere Banken ausleiht, die selbst mit Bankbürgschaften arbeiten. Und so kommt eins zum anderen. Über lange Wege fließt das Geld zurück an meinen Exmann, der ja das Privatvermögen von Herrn Dr. Sittko verwaltet. Und dann wird es in eine Gesellschaft auf den Cayman Islands abgeschoben, wo es wiederum in Bewegung gesetzt und Banken zur Verfügung gestellt wird, die es für die üblichen drei Prozent in Anspruch nehmen können. Das läppert sich, wie Sie sich vorstellen können. Ich denke, dass die beiden, also mein Exmann und Herr Dr. Sittko nicht am Hungertuch nagen werden, wenn

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