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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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eigentlich, wo Erich seinen Dienstausweis und seine Waffe aufbewahrt hat?«
»Nein, wieso fragst du?«
»Weil ich mich dauernd mit diesem Treffen beschäftige. Also: Da kommt ein Oberstaatsanwalt und will, dass Ziemann sein Archiv rausrückt, seinen Schatz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ziemann bereit war, es herauszurücken. Und auch nicht, dass er mit dem Gedanken gespielt hat, es einem Nachrichtenmagazin zu übergeben. Ziemann sagt also Nein. Was kann der Oberstaatsanwalt an Argumenten bringen, um Ziemann vom Gegenteil zu überzeugen? Nichts, denke ich. In meiner Fantasie hat Ziemann dem Oberstaatsanwalt gesagt: Sie kriegen das Archiv nicht! Nicht einmal dann, wenn Sie mir drohen, mich zu feuern. Und er hat dem Mann den Ausweis und die Waffe auf den Tisch gelegt. Wie in einem schlechten Western. Erkundige dich also bitte, wo er diese Waffe und seinen Dienstausweis aufbewahrte.«
»Eine interessante Fantasie, die du da hast«, nickte Blum langsam.
    Die Generalfrage würde lauten: »Sag mal, Jonny, kennst du rein zufällig jemanden, der den Vorstandsvorsitzenden der Bankgesellschaft Berlin, Gerhard Dreher, verschleppt hat und fünf Millionen für ihn verlangt?«
Es war inzwischen Mitternacht. Die Wetterfrösche würden sagen, es war eine laue Nacht, geeignet für einen Biergartenbesuch oder das strebsame Saufen um den Grill. Die Bewölkung lag bei drei Achtel.
Bevor Mann zum  Smirnow  startete, rief er Marion an.
»Gibt es schon eine Nachricht von Dreher?«, wollte sie gleich wissen.
»Nein«, antwortete er.
»Und was treibst du jetzt?«
»Ich versuche mit Koniew zu reden. Könnte sein, dass er etwas weiß und stinksauer ist auf die Erpresser. Sie gefährden seine Sicherheit, verstehst du?«
»Natürlich. Banker denken genauso, die dulden auch niemanden neben sich. Mir ist übrigens zu Dreher nichts eingefallen. Außer dass seine Frau mir mal erzählt hat, dass sie ihren Garten von Schwarzarbeitern in Schuss halten lässt. Ich glaube, sie sagte, das seien Osteuropäer und die seien sowieso schon billig, aber man könne ihre Stundenpreise immer noch weiter nach unten drücken. Aber ich denke, dass Hobbygärtner wohl nicht als Entführer infrage kommen.«
»Wahrscheinlich nicht«, lachte er. »Ich dachte, die Bank sei Eigentümerin der Villa. Was interessiert es Frau Dreher da, was die Gartenpflege kostet?«
»Du verstehst da was nicht«, entgegnete Marion altklug. »Frau Dreher holt die Polen, oder woher die auch immer kommen, damit sie für kleines Geld bei ihr arbeiten. Dann lässt sie sich von einer Gärtnerei eine fette Rechnung über Gartenarbeiten ausstellen und die wird dann mit der Bank abgerechnet. Man muss sich schon was einfallen lassen, mein lieber Jochen, um an das Geld anderer Leute zu kommen. Aber eigentlich ist es gar nicht so schwer.«
»Das ist ja widerlich«, kommentierte er. »Grüß mir Ichen und John.«
»Wie wird die Sache hier verkauft?«, wollte Mann wissen.
»Häuslicher Unfall«, antwortete Blum düster. »Wir behaupten, da ist eine Gasflasche explodiert.«
»Solange niemand auf die Idee kommt, sich zu fragen, was eine Gasflasche in diesem Haus zu suchen hat, ist das eine prima Ausrede.«
Mann verabschiedete sich und fuhr zu Tante Ichens Haus. Er fand seine Tante und Marion im Salon. Vor ihnen standen zwei Gläser und eine Flasche Moselwein, den Ichen so liebte.
»Das ist gut, wenn es euch gut geht«, seufzte er und setzte sich zu ihnen. »Das mit deiner Putzfrau ist scheußlich. Wenn es ein Trost ist – ich denke, sie war sofort tot.«
Marion nickte. »Die Frau machte den Job schon seit zwei Jahren. Die Hausverwaltung hat sie mir vermittelt. Eine liebe Frau, sie kam aus Montenegro und sie hat mir erzählt, wie der Krieg ihr Land kaputtgemacht hat.« Ihr stiegen Tränen in die Augen. Wütend sagte sie: »Sag selbst, Jochen, ist das nicht alles vollkommen bescheuert?«
Mann kam nicht zu einer Antwort, sein Handy meldete sich.
»Du glaubst es nicht!«, haspelte Blum erregt. »Du glaubst nicht, was passiert ist: Jemand hat sich Dreher gekrallt und verlangt von der Bankgesellschaft fünf Millionen Euro in kleinen gebrauchten Scheinen. Das wird ein Höllentanz. Wir treffen uns bei Bolle . Sofort.«
ZWÖLFTES KAPITEL 
    »Ich muss nochmal weg«, erklärte Mann. »Marion, bleib bitte im Haus. Es ist besser, wenn niemand mitbekommt, dass du hier bist.« »Der Mann, der angerufen hat, der wollte doch was«, sagte Tante Ichen spitz, als habe sie ein Recht darauf, zu erfahren, was passiert

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