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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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immer dieselben Leute. Die Putzfrau ist im Wohnzimmer, falls Sie nach der suchen.«
Die Frau lag in einer bizarren Haltung halb auf dem Sofa und halb auf einem benachbart stehenden Sessel. In einem spitzen Winkel neben ihr stand ein Staubsauger.
Sie hat wahrscheinlich nichts gehört, dachte Mann, weil der Staubsauger lief.
Verletzungen waren an der Leiche auf den ersten Blick nicht festzustellen, aber ihr Blut hatte zwei grüne Kissen schwarz gefärbt. Sie hatte graue kurze Haare und ihre Hände wirkten wie die eines Mannes, schwer und abgearbeitet.
Der Tisch in der Mitte der Sitzgruppe war zertrümmert, der Teppichboden bis in den Beton hinein aufgerissen.
»Sie haben drei Granaten geworfen«, erläuterte einer der Techniker leidenschaftslos. »Eine hier, eine im Vorbeigehen ins Schlafzimmer, die dritte ins Bad. Ich frage mich, was das für Leute waren.«
Die Granate im Schlafzimmer hatten sie auf das Bett geworfen, die im Badezimmer hatte all den Prunk von Marmor und Blattgold beiseite gefegt.
Blum war Mann gefolgt. »Es ist unsagbar dumm gewesen«, sagte er ratlos. »Keine Überlegung, kein genaues Hinsehen. Die haben die Granaten gezündet und sind sofort wieder weg.«
»Fast könnte man sagen, da haben wir noch einmal Schwein gehabt«, entgegnete Mann mit trockenem Mund. »Wahrscheinlich haben sie ein Ziel genannt bekommen, aber sie haben sich nicht vergewissert, dass sie die Richtige getroffen haben. Das ist unprofessionell.«
»Ja«, nickte Blum. »Aber das macht sie umso gefährlicher. Ein Opfer mehr oder weniger ist denen egal. Die Westernhage darf nicht mehr auf die Straße. Was hast du bei der Frau von Sittkos schwulem Kofferträger gelernt?«
»Die raffen alle, sie erpressen auch schon mal, sie reden sich die Geschäfte schön, sie tun alles, um an mehr Geld zu kommen. Diese Frau selbst übrigens auch. Sie war eine Zumutung. Du hast nichts versäumt. Was hat die Untersuchung der Brandrückstände bei dem Sirtel’schen Truck ergeben?«
»Du hattest Recht. Er hatte Heroin und Kokain an Bord. Der junge Sirtel ist übrigens erst in Frankfurt an der Oder auf den Bock gestiegen. Wir haben den Fahrer aufgetrieben, der den Truck bis dahin gefahren hat. Nach deinem Gesichtsausdruck zu schließen, hast du Ähnliches erwartet. Würdest du mir freundlicherweise sagen, was du dahinter vermutest?«
»Können wir ins Treppenhaus gehen? Hier stinkt es so.«
Sie setzten sich auf die Treppe, Mann zündete sich eine Zigarette an. Er nahm ein paar Züge, es schmeckte nicht und er zerdrückte die Zigarette auf den Marmorstufen.
»Vielleicht täusche ich mich ja auch. Aber ich habe Folgendes überlegt: Es war Rauschgift auf dem Truck und Sascha Sirtel wusste davon. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder gehörte das Rauschgift zur Ladung, gehörte also Koniew. Oder Sirtel hat das Drogenzeug ohne Wissen Koniews transportiert. Letzteres scheint mir eher unwahrscheinlich, denn ein solches Geschäft im Alleingang zu unternehmen wäre bodenlos leichtsinnig von Sirtel gewesen. Er war von Koniew ja mit Haut und Haaren abhängig. Gehen wir also davon aus, dass die Drogen Koniew gehörten. Sirtel wird wahrscheinlich auch nicht durch die Nacht gebraust sein, um das Zeug anderweitig zu verhökern. Wahrscheinlich fuhr er da draußen durch die Pampa, um jemanden zu treffen. Peter, also Koniews Mann, rief mich an und sagte, Sirtel sei auf der Bundesstraße hinter Schwedt verunglückt und in seinem Truck verbrannt. Woher wussten die das so schnell? Nun, wenn der Truck mit GPS ausgestattet war, konnten sie jederzeit rausfinden, wo er steckte. Sie entdeckten also, dass er parallel zur polnischen Grenze fuhr, auf einer Straße, die absolut nicht vorgesehen war. Sie fragten sich: Was macht der da? Und der Trottel Sirtel kapierte seine eigene Lage nicht. Dann raste er ungebremst auf einen Bagger. Ende der Episode. Rauschgift hin oder her: Sirtel muss irgendeinen Grund gehabt haben, dort an der polnischen Grenze durch die Nacht zu fahren. Lassen die Rückstände irgendeinen Schluss auf die Menge zu?«
»Nur indirekt. Das Zeug war in Plastiksäcken eingeschweißt. Die Rückstände lassen auf kräftige Plastiktüten schließen, wie sie gewöhnlich für etwa zwei Kilo benutzt werden. Es müssen also größere Mengen gewesen sein.«
»Wie auch immer«, murmelte Mann. »Wir sollten herausfinden, ob es im Umfeld dieser Bundesstraße jemanden gibt, den Sirtel hätte treffen wollen. Vielleicht fahre ich da noch einmal hin. Sag mal, weißt du

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